Auf den Spuren Jan Hus'


In historischen Kostümen machte man sich auf den Weg

NEUMARKT. Unter der Schirmherrschaft der Vereinigung der Städte mit hussitischer Geschichte und Tradition, bei der auch die Stadt Neumarkt Mitglied ist, fand zum fünften Mal eine Hus-Pilgerwanderung statt.

Den Abschnitt von Bärnau bis Pommelsbrunn lief Dr. Frank Präger als Vertreter der Stadt mit.

Zudem wird Jan Hus im Oktober in Neumarkt zentrales Thema einer Reihe von Veranstaltungen sein. Der historische Jan Hus steht im Mittelpunkt einer Ausstellung, die vom 9. bis 28. Oktober im Foyer des Rathauses gezeigt wird. Zu dieser Ausstellung wird auch ein Vortrag im Rathaussaal am 16. Oktober angeboten.

Bereits am 12. Oktober wird ein Theaterstück zur Wirkungsgeschichte des Reformators gezeigt. In fünf Szenen, von denen eine im nahen Amberg spielt, soll deutlich werden, wie sich verschiedene politische und gesellschaftliche Systeme immer wieder ihr eigenes Bild von Hus gemacht haben.

Eine bunt gemischte Gruppe von zeitweise bis zu 35 Teilnehmern aus Deutschland und Tschechien machte sich auf den Weg, in der größten Sommerhitze in dem Spätmittelalter nachempfundener Bekleidung die Strecke von Krakovec nach Lauf an der Pegnitz zu wandern. Neben dem Gedanken der Völkerverständigung war es die Idee einer ökumenischen Reise, der die mitwandernden Angehörigen der katholischen, evangelischen, reformierten Kirche, in der Mehrzahl aber Atheisten, verband. Das zentrale Anliegen war das Gedenken an den Magister Jan Hus, der 1415 seine persönliche Gewissensfreiheit über alle Verbote der Kirche stellte und deren Ablasshandel und Ämterkäuflichkeit scharf kritisierte.

Jan Hus war nach Konstanz gereist, um vor dem Konzil, vor König und Papst, seine Überzeugung darzulegen; er wurde aber dort verhaftet, ohne öffentliches Gehör eingekerkert und zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Der königliche Geleitbrief für freie Hin- und Rückreise wurde zur Makulatur.

Während die ersten vier Wanderungen von Krakovec in Tschechien nach Bärnau führten, wurde in diesem Jahr erstmals auch die zweite Etappe von Bärnau bis Nürnberg gelaufen. Die Etappen von Nürnberg bis Ulm und von Ulm bis Konstanz sollen 2014 und 2015 noch hinzukommen, so dass dann im 600. Gedenkjahr an die Verbrennung des böhmischen Magisters und Kirchenreformators Jan Hus die gesamte Strecke gewandert werden kann.

2008 entwickelte Petr Brozek aus Ceský Brod das Konzept einer Wanderung auf der Route, die Jan Hus auf seinem Weg nach Konstanz nahm. Mit Museumsleiter Bernd Eccarius aus Bernau bei Berlin und Lothar und Milada Hülsmann aus Osnabrück konnte er Organisatoren für den ersten Abschnitt der Wanderung durch die Oberpfalz und Franken gewinnen. Fernziel aller Bemühungen ist die Einrichtung eines Fernwanderwegs auf den Spuren von Hus.

Die Wanderung führte längs der Goldenen Straße, die bereits im Mittelalter Prag und Nürnberg verband, von Bärnau in sechs Tagen über Störnstein, Etzenricht, Hirschau, Sulzbach bis nach Pommelsbrunn. Nach der langen Regenzeit meinte es die Sonne fast zu gut mit den Wanderern, mussten doch längere Strecken auf der asphaltierten Straße gelaufen werden, wenn sich die Wege als ungeeignet für das begleitende Pferdefuhrwerk erwiesen hatten.

Eindrucksvoll war die Gastfreundschaft, die den Pilgern an allen Orten entgegengebracht wurde, hieß es. Eine Andacht in der Stadtpfarrkirche von Weiden, die Teilnahme am Lanzer Feuerabend, eine Abendveranstaltung in Etzenricht mit Vortrag und Schaukampf, die Verabschiedung durch die Schüler der dortigen Grundschule mit dem abgewandelten Lied „Das Wandern ist des Pilgers Lust“, die Begrüßung in Kohlberg mit einem szenischen Spiel der Laienspielgruppe „Jan Hus kommt durch Kohlberg“, der Empfang und die Bewirtung durch die „Historische Gruppe Stiber-Fähnlein“ in Sulzbach in deren Vereinsheim, ein Gespräch mit Vertretern der Kirche und Kommune in der Sakristei von St. Lorenz in Nürnberg wurden bleibende Erinnerungen.

Verschiedene Reaktionen zeigten immer wieder, wie die Wanderung auch Nichtteilnehmer beeindrucken konnte: so schenkte den Wanderern ein Landwirt beim Vorbeilauf spontan einen Ballen Heu für das Zugpferd.


Bach-Durchquerung mit dem begleietenden Pferde-Fuhrwerk
30.07.13
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