Schwarzes Jahr für Störche


Die Störche hatten es heuer nicht leicht
Foto: Sieghart Muthsam
NEUMARKT. Die Störche im Landkreis hatten heuer ein schlechtes Jahr: die gesamte Brut starb und ein erwachsener Storch mußte eingeschläfert werden. Er war mit schweren Flügel-Verletzungen gefunden worden, sagte Oda Wieding vom Landesbund für Vogelschutz.

Das Tier wurde mit einem Splitterbruch in der Nähe von Freystadt gefunden. Die Verletzungen waren so schwer, daß der Storch von seinem Leiden im Nürnberger Tiergarten erlöst werden mußte, erinnerte sich Oda Wieding im Gespräch mit neumarktonline. Am 27. Mai war in Freystadt ein Küken geschlüpft, es verendete jedoch wegen der "ungünstigen Witterung", wie es hieß.

Auch das zweite Storchenpaar im Landkreis - in Berching - blieb heuer ohne Nachwuchs: Die Tiere begannen am 27. April mit der Brut, brachen das Brutverhalten aber dann am 5.Juni ab: "Brutverlust aufgrund ungünstiger Witterung Anfang Juni", heißt es lapidar in den Listen der Vogelschützer.

Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) zieht dieses Jahr eine gemischte Bilanz bei den bayerischen Weißstörchen. Im Vergleich zum Vorjahr ist zum einen eine deutliche Bestandszunahme zu erkennen. Zum anderen sind jedoch starke Verluste bei der Brut durch die ungünstige Witterung Ende Mai zu verzeichnen.

"Erfreulicherweise steigt der bayerische Weißstorchbrutbestand seit über zehn Jahren kontinuierlich an, allerdings war der Bruterfolg in diesem Jahr sehr gering", bilanziert deshalb LBV-Storchenexpertin Oda Wieding. Derart schlechte Jahre können zwar durch guten Bruterfolg in den Folgejahren ausgeglichen werden, allerdings nur wenn genügend geeignete Nahrungsflächen für die Vögel zur Verfügung stehen.

In Bayern haben 2013 über 320 Storchenpaare ein Nest besetzt, womit das Rekordergebnis vom Vorjahr mit 272 Paaren deutlich übertroffen wurde. "Die Erklärung für diesen starken Anstieg sind die besseren Überwinterungsbedingungen in den Quartieren in Westafrika und der neue Trend, einfach in Spanien zu überwintern. Aufgrund des ungefährlicheren Zugwegs und der guten Nahrungsbedingungen dort kehren mehr Störche wieder zurück", so Oda Wieding. Diese vermehrt zurückkehrenden Störche siedeln sich dann nach wie vor vorrangig in Westbayern, also Schwaben und Mittelfranken an.

Schuld am schlechten Brutergebnis 2013 waren die langanhaltenden Regenperioden Ende Mai und Anfang Juni. Dabei wurden die Küken nass und kühlten aus und die Altstörche fanden zu wenig Nahrung. Dies führte in Schwaben, Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz zu Brutausfällen von rund 75 Prozent. In Mittelfranken und Oberfranken sieht es mit rund 50 Prozent Ausfällen nur geringfügig besser aus.

"Glück hatten vor allem die späten Bruten. Denn Störche, die Ende Mai noch Eier oder ganz kleine Küken im Nest hatten, konnten diese besser vor Kälte schützen und mussten weniger Nahrungsbedarf decken", erklärt Oda Wieding. Leider gab es auch dieses Jahr erneut Todesfälle an immer noch ungesicherten Stromleitungen. "Auch nach Ablauf der zehnjährigen Frist zur Sicherung aller gefährlichen Mittelspannungsmasten gibt es in der Umgebung von Storchennestern immer noch einzelne gefährliche Masten. Zudem stellen sich viele ältere Mastsicherungen als ungenügend heraus", so Wieding. Wo sich der Freystädter Storch seine Verletzungen zugezogen hat, ließ sich leider nicht mehr klaren, sagte Oda Wieding auf Nachfrage von neumarktonline.

Der Abflug der Weißstörche ins Winterquartier ist fast abgeschlossen. Vögel, die nicht gebrütet haben, oder schon flügge Junge haben sich bereits Ende Juli zu teilweise großen Zugtrupps zusammengeschlossen. Bis Mitte September sind fast alle Störche abgeflogen. Nur eine Hälfte der bayerischen Störche, die so genannten Ostzieher, fliegt dabei über den Bosporus, die Türkei, Israel, Sinai und Ägypten bis nach Zentral- und Südafrika, eine Strecke von bis zu 10.000 Kilometern. Die andere Hälfte hingegen, die Westzieher, zieht über Frankreich, Spanien und Gibraltar nach Nordafrika oder überwintert gleich in Spanien.

Damit es den Störchen weiterhin gut geht, muss ihr Lebensraum erhalten werden. "Vor allem die veränderte landwirtschaftliche Nutzung bedroht die Weißstörche bundesweit. Beispielsweise sind in Mecklenburg-Vorpommern riesige Maisfelder Ursache für einen Bestandsrückgang um 30 Prozent. Die gleiche Entwicklung droht in Bayern", erklärt Wieding. Jedes Storchenpaar braucht in Bayern rund 200 Hektar feuchtes Grünland in Horstnähe. Diese Gebiete bieten dazu auch vielen anderen gefährdeten Tieren und Pflanzen einen wichtigen Lebensraum. Storchenschutz ist somit auch insgesamt ein Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt.
18.09.13
Neumarkt: Schwarzes Jahr für Störche
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