Gedanken zum Neujahr

Wir Menschen durchschreiten die Zeiten als wären wir auf einer großen Wanderung. Der Start für diese Wanderung ist die Geburt, aber was ist das Ziel? Ist es nur der Tod? Dann wäre der Mensch nicht mehr als eine Eintagsfliege, die heute lebt, morgen stirbt und übermorgen vergessen ist. Der christliche Glaube jedoch gibt uns als Ziel unserer Wanderung Gott an. Aber warum Gott? In unserem Alltag machen wir bessere und schlechtere Lebenserfahrungen. Wir begegnen Menschen, gehen Beziehungen ein, schließen Kontakte und Freundschaften oder wir sichern uns ab gegen Krankheit, Unfall oder Alter durch alle möglichen Versicherungen, Aber kann man das Leben wirklich absichern? Gewiss geben uns familiäre und freundschaftliche Bande ein gutes Maß an Sicherheit. Dennoch bleibt das Leben ein Abenteuer und ein Risiko. Auf unserer Wanderung durch die Zeiten kann es zu allerhand Einbrüchen kommen. Denken wir nur an die ältere Generation, die Krieg, Hunger, Vertreibung oder Gefangenschaft erleben musste. Da wurde so mancher um seine Jugend, seine Gesundheit oder gar ums Leben gebracht.

Dass das Leben ein Risiko bleibt, sagt uns auch die Ungewissheit der Zukunft. Wer von uns weiß schon, ob er wirklich den letzten Tag im Jahr 2014 erleben wird? "Unsicher sind die Berechnungen der Sterblichen", so sagt schon das Buch der Weisheit aus dem Alten Testament. Aber was tun im Blick auf all die Unsicherheiten und Ungewissheiten der Zukunft? Der Neujahrstag lädt uns ein, innezuhalten. Er lädt uns ein, durchzuatmen auf der großen Wanderung unseres Lebens. Er stellt uns die Frage: Lass ich mich nur treiben vom Zeitgeist oder von der Strömungen der Zeit oder versuche ich, mein Leben selber in die Hand zu nehmen? "Der Mensch", so schreibt einmal Joseph Ratzinger, "ist eben kein Fisch, der mit der Strömung schwimmt. Er hat die wunderbare Gabe, den Kopf aus dem Meer der Zeit herauszuhalten, sich der Gegenwart zu stellen und seine Zeit zu überschauen". Tut er das nicht, dann ist er ständig ein Gehetzter und Getriebener, dann läuft er Gefahr, seine Freiheit zu verlieren und sich dem Diktat der Gesetze, die andere machen, zu unterwerfen. Wie aber schafft es der Mensch, den Kopf klar zu bekommen und sich im Meer der Zeit über Wasser zu halten?

Da kann uns das Ziel auf der Wanderung unseres Lebens eine große Hilfe sei, von dem ich eingangs sprach. Dieses Ziel ist Gott. Aber warum Gott oder der Glaube? Er ist deshalb eine Hilfe, weil er uns entlastet von unnötiger Sorge um Leib und Leben, um Geld und Gewinn, Hab und Gut. Der Glaube, ja Gott selbst gibt uns Geborgenheit und den nötigen Schuss an Gottvertrauen und Selbst-vertrauen. Die Brücke zu diesem unbändigen Gottvertrauen ist für uns Christen Jesus. Er zieht uns mitten hinein in sein starkes Gottesverhältnis und in seine unmittelbare Gottesbeziehung. Aber was ist die Folge? Die Folge ist Gelassenheit gegenüber der Zukunft. Die Folge ist, dass wir innerlich immer freier und souveräner werden gegenüber den Gesetzen dieser Welt und der Maschinerie des Alltags. Wir werden freier gegenüber den Erwartungen und Zwängen des Lebens. "Wir sind frei in Christus", wie der hl. Paulus einmal sagt. So wünsche ich jedem auf seiner Wanderung durch die Zeit, dass er dem vertrauen kann, von dem die Liturgie der Kirche zum Neujahr singt: "Er ist der Weg, auf dem wir gehn, die Wahrheit, der wir trauen. Er will als Bruder bei uns stehn, bis wir im Glanz ihn schauen!"
01.01.14
Neumarkt: Gedanken zum Neujahr
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