Appell an Seehofer


Die Stimmung in vielen Gemeinden ist gereizt - hier eine Demo in Kettenbach
Foto:Archiv
NEUMARKT. Die mögliche Stromtrasse durch den Landkreis schlägt weitere hohe Wellen: jetzt haben sich über alle Parteigrenzen hinweg der Landrat und zehn Bürgermeister mit "großer Verwunderung und geradezu Entsetzen" an Ministerpräsident Seehofer gewandt.

In dem "deutlichen Schreiben", so die Verfasser, wird der Ministerpräsident um Unterstützung gebeten. Wie neumarktonline am Donnerstagabend berichtete, soll Seehofer angesichts der massiven Proteste kurz zuvor gesagt haben, eine solche Trasse sei nur "zusammen mit den Regionen" durchführbar.

Die Interessengemeinschaft auf Landkreisebene erwartet, dass die geplante Megaleitung von der Bayerischen Staatsregierung gestoppt wird, weil sie nicht notwendig ist, heißt es aus dem Neumarkter Landratsamt. Gleichlautende Schreiben gingen auch an Staatssekretär Albert Füracker und den Bundestagsabgeordneten Alois Karl.

neumarktonline veröffentlicht das Schreiben im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

mit großer Verwunderung und geradezu Entsetzen mussten wir vergangene Woche erfahren, dass der Vorzugskorridor der geplanten Gleichstrom­passage durch das Gebiet mehrerer Gemeinden unseres Landkreises führen soll, ohne dass hierzu rechtzeitig eine Beteiligung erfolgte und die Möglich­keit bestand, berechtigte Einwendungen zu erheben.

In Anbetracht der erheblichen Beeinträchtigungen, die eine solche Megalei­tung mit sich bringen würde, halten wir ein solches Vorgehen für nicht hin­nehmbar. Deshalb haben die von der geplanten Stromtrasse betroffenen Gemeinden Neumarkt, Berching, Berg, Berngau, Dietfurt, Freystadt, Lauter­hofen, Mühlhausen, Postbauer-Heng und Sengenthal beschlossen, eine ge­meinsame Interessengemeinschaft zu gründen. Sie beklagten bei ihrer Zu­sammenkunft mit uns im Landratsamt unisono und völlig zu Recht die viel zu späte Information und Beteiligung.

So konnte bisher überhaupt kein Einfluss auf die bisherige Trassenfindung ge­nommen werden. Die Bürgermeister stellen zudem wie auch der Landkreis die Notwendigkeit dieses Projektes in Frage und setzen klar auf dezentrale Ver­sorgungskonzepte. Der Landkreis Neumarkt i.d.OPf. und seine Gemeinden haben mit derzeit über 60 % regenerativer Stromerzeugung bereits den Beweis geliefert, dass dies bayernweit möglich sei. Gemeinsam mit den Nachbarlandkreisen und der Metropolregion Nürnberg werden wir mit allen Mitteln versuchen, davon auch die Staatsregierung und die Landtags- und Bundestagsabgeordneten zu über­zeugen.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

es kann nicht angehen, dass unsere Region alle Lasten der Energiewende zu tragen hat, um damit andere Teile des Freistaates von Belastungen gänz­lich freizustellen. Wir leisten mit über 60 Windkraftanlagen und vielen weite­ren Anlagen der regenerativen Energieerzeugung bereits einen über­dimensionalen Anteil zum Gelingen der Energiewende. In der genannten Gleichstrompassage können wir dafür keinen Ansatz erkennen. Sie stellt lediglich eine zusätzliche, nicht zumutbare Belastung dar, die vermieden werden muss.

Wir bitten Sie deshalb sehr herzlich, Ihren Einfluss bei den zuständigen Stellen auf Bundesebene und Ebene des Freistaates Bayern geltend zu machen, dass diese drohende, massive Beeinträchtigung vermieden wird.

Mit freundlichen Grüßen

Albert Löhner
Landrat
Landkreis Neumarkt i.d.OPf.
Thomas Thumann
Oberbürgermeister
Stadt Neumarkt
Willibald Gailler
Bürgermeister
Stadt Freystadt
Helmut Himmler
Bürgermeister
Gemeinde Berg
Ludwig Eisenreich
Bürgermeister
Stadt Berching
Horst Kratzer
Bürgermeister
Markt Postbauer-Heng
Franz Stephan
Bürgermeister
Stadt Dietfurt
Dr. Martin Hundsdorfer 
Bürgermeister
Gemeinde Mühlhausen 
Werner Brandenburger
Bürgermeister
Gemeinde Sengenthal
Wolfgang Wild
Bürgermeister
Gemeinde Berngau
Peter Braun
Bürgermeister
Markt Lauterhofen
31.01.14
Neumarkt: Appell an Seehofer
Telefon Redaktion


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