"Unsere Wut erleben"
NEUMARKT. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner muß sich am Mittwoch beim Roßmarkt in Berching wohl nicht nur wegen der Außentemperaturen warm anziehen.
Als erster Gemeinde-Chef im Landkreis Neumarkt hat am Sonntag der Berger Bürgermeister Helmut Himmler offiziell zum Protest bei der Berchinger Traditions-Veranstaltung aufgerufen, um die geplante Strom-Trasse durch den Landkreis Neumarkt doch noch zu verhindern. Der Konflikt sei dank der Wut der Bürger bereits dort, wo er hin gehöre - beim Kabinett in München und beim Ministerpräsidenten, erklärte Himmler.
Allerdings werde man der Staatsregierung ihre "absurden, heuchlerischen Verlautbarungen" nicht durchgehen lassen, heißt es in der Presemitteilung des Berger Bürgermeisters weiter. Die Bayerische Staatsregierung sei an den Netzplanungen unter Federführung des Wirtschaftsministeriums immer beteiligt gewesen und habe allen Planungen zugestimmt.
Im Gegensatz zu anderen Bundesländern habe München auch die mögliche Erdverlegung der Stromtrasse nie unterstützt.
Es kennzeichne auch das "planlose Agieren" der Staatsregierung, wenn am letzten Mittwoch die Wirtschaftsministerin noch die Notwendigkeit der Trasse erklärte, "während der Ministerpräsident nach den wütenden Protesten der Bürger in den betroffenen Gemeinden in der Oberpfalz und im Frankenland am Donnerstag die Notwendigkeit der gewaltigen Leitungen überhaupt bezweifelte".
Diese Vorgänge belegen einmal mehr - so Himmler - das "Chaos der sogenannten Energiewende". Die politische Klasse habe keinen Plan und mache "Politik nach Zuruf". Es sei geradezu "ein Stück aus dem Tollhaus", die Strompassage Süd-Ost zu einem der vordringlichsten Projekte der Energiewende zu deklarieren, und nach den ersten und zu erwartenden Protesten durch Seehofer zu bezweifeln, ob man diese Leitung überhaupt brauche.
Politiker seien nach Aussagen Himmlers "Hasenfüße" gegenüber einer "selbstbewussten Bürgerschaft". Daher müssten die Kommunalpolitiker zusammen mit den Bürgern weiter entschieden für den berechtigten Heimat- und Gesundheitsschutz eintreten - demnächst am Mittwoch um 10.30 Uhr beim Rossmarkt in Berching.
Ilse Aigner werde dort sprechen, "sofern sie dazu kommt", sagte Himmler. Jedes Kabinettsmitglied müsse die Wut und den vorhandenen Zorn in der Region spüren, um künftig endlich die berechtigten Interessen der besorgten Menschen zu vertreten.
Die Strompassage werde das gleiche Schicksal erleben wie die WAA in den 1980er Jahren. Man werde Amprion, "die Knechte des Kapitals und der Strommonopolisten" aus der Oberpfalz werfen wie damals die "Handlanger der Atomlobby". Himmler:"Wir werden erfolgreich sein, weil wir für unsere Heimat kämpfen! Diese soll auch die lebenswerte Heimat unserer Kinder und Enkel und Urenkel bleiben!"
02.02.14
Neumarkt: "Unsere Wut erleben"