Stellung genommen


Großer Andrang beim Protest gegen die Stromtrasse - hier in Unterölsbach
Foto:Archiv
NEUMARKT. Der Widerstand gegen die Gleichstromtrasse organisiert sich. Jetzt gab die Gemeinde Berg eine Stellungnahme zum Konsultationsverfahren ab.

Bei der sogenannten Trassenkonferenz im Februar in Pegnitz (wir berichteten mehrfach) haben die zahlreichen beteiligten Gemeinden und Bürgerinitiativen die Gründung einer bayernweiten Interessengemeinschaft beschlossen, um gemeinsam den Widerstand gegen die drohende Gleichstrompassage Süd-Ost zu organisieren und auch um die benötigten finanziellen Mittel für die rechtliche Vertretung der Gemeinden entlang der Leitungstrasse aufzubringen.

Viele Gemeinden in Bayern haben nach Auskunft des Berger Bürgermeisters Helmut Himmler inzwischen die Gründung einer entsprechenden Initiative befürwortet. Demzufolge habe nunmehr der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab zur Gründungsversammlung am 26. Mai in Pegnitz eingeladen. Der Gemeinderat der Gemeinde Berg hat bereits beschlossen, Gründungsmitglied der Initiative gegen die Gleichstrompassage zu werden und auch einen jährlichen Beitrag von bis zu einem Euro pro Einwohner sei man zu leisten bereit.

Die Gemeinde Berg wäre "bekanntlich sehr negativ" durch die an den Dörfern Gnadenberg, Ober- und Unterölsbach, Meilenhofen, Kettenbach, Haslach, Rührersberg und Hausheim vorbeiführenden Planungstrasse belastet, erklärte Himmler. Daher war und ist gerade in der Schwarzachgemeinde der Widerstand der Bürgerinitiativen in Verbindung mit der Gemeinde "äußerst vehement".

Derzeit läuft auch das sogenannte Konsultationsverfahren zum 1. Entwurf des Netzentwicklungsplans 2014, wozu sich Gemeinden und Bürger bis zum 28. Mai äußern können. Bürgermeister Helmut Himmler hat im Rahmen dieses Konsultationsverfahrens die Stellungnahme der Gemeinde Berg zur Gleichstrompassage abgegeben.

Auszüge aus dem Schreiben:

Sehr geehrte Damen und Herren,

der nunmehr vorliegende 1. Entwurf des Netzentwicklungsplans Strom 2014 beschreibt keine konkreten Trassenverläufe von Übertragungsleitungen, sondern er dokumentiert den angeblich erforderlichen Übertragungsbedarf zwischen den Netzknoten. Das bedeutet, es werden Anfangs- und Endpunkte von zukünftigen Leitungsverbindungen definiert (Lauchstädt und Meitingen; Süd-Ost-Passage) sowie konkrete Empfehlungen für den Aus- und Neubau der onshoreseitigen Übertragungsnetze in Deutschland gegeben.

Aus Sicht der Gemeinde Berg b. Neumarkt i.d.OPf. darf ich folgende Einwände, Anmerkungen und Anregungen unterbreiten:
  1. Die Notwendigkeit dieser Gleichstromleitung/Korridor D wird ganz generell bezweifelt. Die Notwendigkeit der zusätzlichen Leitung mit gigantischen Ausmaßen wird von kompetenten und unabhängigen Vertretern der Wissenschaft (Prof. Dr. Lorenz Jarass, Prof. Dr. Christian von Hirschhausen) nicht gesehen. Die Strompassage würde wohl in erster Linie den Kapitalvermehrungsinteressen von Investoren dienen und außerdem wäre sie eine Braunkohlestromtrasse. Daher wird dieses Projekt nicht nur bei uns in der Oberpfalz und speziell in unserer Gemeinde Berg strikt und entschieden abgelehnt, mithin auch vehement bekämpft.
  2. Der Netzbetreiber und Netzplaner Amprion hat für die Süd-Ost-Passage/Korridor D durchaus bereits konkrete Trassenkorridore erarbeitet und der Bürgerschaft in den betroffenen Regionen präsentiert.
    Die Gemeinde Berg und ihre Bürger werden im Zusammenwirken mit anderen Kommunen und Bürgerinitiativen auch künftig jedweden Widerstand gegen dieses unsinnige und überflüssige Braunkohleverstromungsprojekt organisieren. Wir werden unsere Rechte wahrnehmen!
  3. Die Trassenkonzepte der Firma Amprion sehen einen Verlauf der Gleichstromtrasse weitgehend entlang der Autobahn A 9 vor. Seltsam und nicht nachvollziehbar ist das Abschweifen von der A 9 in andere Gemeinden abseits der A 9, um dann die Trasse wieder an die Autobahn zu führen. Auch bei uns in Berg sowie den Nachbargemeinden ist dies so vorgesehen – warum auch immer!!!???
    In unserer Gemeinde quert dieser Trassenverlauf Landschaftsschutzgebiete sowie das Industriedenkmal Ludwigskanal.
  4. Sofern sich eines Tages die Notwendigkeit des Korridors D Lauchstädt - Meitingen in Übereinstimmung mit unabhängigen Netzplanern und Wissenschaftlern erweisen sollte, sollte die Stromtrasse wegen der untragbaren Belastungen für die Menschen in den betroffenen Regionen entlang der Autobahn A 9 geführt werden – nicht aber in Form von oberirdischen Leitungen, sondern durch technisch mögliche Erdverkabelung.
  5. Wir wollen eine tatsächliche Energiewende, nicht aber die Lasten einer unverantwortbaren Braunkohleverstromung tragen mitsamt der damit verbunden Kapitalmaximierungsinteressen. Amprion und den anderen Netzbetreibern wurde durch die Bundesnetzagentur eine Kapitalrendite von mehr als neun Prozent garantiert. Demzufolge werden die Stromtrassen - Planer und Betreiber dieser Leitungen immer Gründe und Auftragsgutachten finden und vorlegen, welche die vermeintliche Notwendigkeit zusätzlicher Netze belegen. Mithin ist es aber so, dass wir Bürgerinnen und Bürger mitsamt den Verantwortlichen in den Rathäusern jedwedes Vertrauen in die Seriosität solcher „Arbeiten und Planungen“ verloren haben und demzufolge erbitterten Widerstand gegen die Bedrohung unserer Heimat durch die in Rede stehenden Monsterleitungen leisten werden.
10.05.14
Neumarkt: Stellung genommen
Telefon Redaktion


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