Im neuen Stiftungsgebäude Donauer konnten die Besucher des KAB-Betriebsbesuches auch einen Blick in die Kinderstation werfen
NEUMARKT. Das Neumarkter Klinikum: gleichzeitig die medizinische Versorgung der Bevölkerung im Blick und schwarze Zahlen in den Büchern.
Der Kreisverband Neumarkt der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) hatte in Kooperation mit der Arbeitnehmerpastoral im Bistum Eichstätt zum Betriebsbesuch eingeladen. Der Vorstand des selbstständigen Kommunalunternehmens, Peter Weymayr, und Personalratsvorsitzender Richard Feihl hießen die 14 Teilnehmer aus Berg, Berngau und Neumarkt willkommen.
Weymayr gab einen Überblick über die Kapazitäten des Hauses und die neueren Entwicklungen. Als Schwerpunktkrankenhaus verfügt Neumarkt über 457 Planbetten, verteilt auf 16 Fachabteilungen und acht Behandlungsplätze in der Tagesklinik für Schmerztherapie. Es ist Lehrkrankenhaus der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Von den mehr als 1500 Mitarbeitern im Gesamtunternehmen werden jährlich mehr als 60.000 ambulante und stationäre Behandlungen durchgeführt. Mit 50 Millionen Euro Personalkosten erweist sich das Klinikum als größter Arbeitgeber in Neumarkt.
Seit 2013 gibt es im zugehörigen Kreiskrankenhaus Parsberg eine Akut-Geriatrie, die sehr gut angenommen wird. In Neumarkt wurde vor einem Jahr eine Kinderstation mit zehn Betten eröffnet. Durch die Kooperation mit dem Klinikum Nürnberg können Kinder mit fast allen Krankheiten aufgenommen und rund um die Uhr versorgt werden. Wenn Intensivversorgung nötig wird, können die kleinen Patienten sofort in Nürnberg weiterbehandelt werden.
Weitere neue Abteilungen wie die Neurologie, Gefäß- und Wirbelsäulenchirurgie florieren. Problematisch – in allen Kliniken Deutschlands - ist die hohe Inanspruchnahme in der Notaufnahme.
Bei den vielen kritischen Nachfragen der Besucher kamen auch die schwierigen politischen Vorgaben zur Sprache, die es besonders den kommunalen Häusern erschweren, schwarze Zahlen zu schreiben. Die Umstellung vom Prinzip der Kostendeckung auf Fallpauschalen hätten bewirkt, dass eigentlich zu wenig Geld im System sei, so Weymayr. Wirtschaftlichkeit und Konkurrenz - von der Politik als oberste Prinzipien verordnet - erwiesen sich als Wettbewerbsnachteil für die gut wirtschaftenden kommunalen Träger gegenüber den expandierenden privaten Klinik-Konzernen.
Weymayr hob hervor, dass es mit Hilfe eines Landkreis-Investitionszuschusses in Höhe von zwei Millionen Euro gelungen sei, die hauseigene Apotheke zu erhalten und zu modernisieren. Stadt und Landkreis Neumarkt schlossen auch die Förderlücke für das Kinderhaus, für das die Mitarbeiter einen eigenen Verein gegründet haben.
Das größte finanzielle Risiko seien - so Weymayr - die unvorhersehbaren Veränderungen aus Berlin, die fast jährlich ins Haus stünden, so dass es im Moment fast nicht möglich sei, schwarze Zahlen zu schreiben. Die aber seien dringend nötig für Investitionen in Sanierung, Umbauten oder Erweiterungen. Im aktuellen Bauabschnitt 6 wird gerade die Intensivstation verlagert und erweitert.
Eine weitere Herausforderung sei die Schwierigkeit, ausreichend qualifizierte Ärzte und Pflegekräfte zu bekommen. Zum Glück bewerben sich für die Kliniken des Landkreises sowohl inländische wie auch ausländische Ärzte. Bei den Ärzten liegt der Frauenanteil inzwischen bei 50 Prozent, während in der Pflege nach wie vor deutlich weniger Männer arbeiten. Auch im Pflegebereich werden ständig qualifizierte Fachkräfte gesucht. Selbst aus der eigenen Krankenpflegeschule kommt nicht genug Nachwuchs, der auch vor Ort bleiben will.
Richard Feihl, seit 1977 im Dienst, machte aus dem Gang über "sein" Klinikgelände eine kleine klinik-historische Führung: vom Keller mit Wirtschaftsräumen, hauseigener Kantine über Notfallambulanz, Aussegnungshalle und Heizkraftwerk bis in die denkmal-geschützten Gebäudeteile.
Die Küche liefert täglich 600 bis 800 Essen und die Kantine wird auch von vielen Mitarbeitern umliegender Ämter bevorzugt. Außerdem wird das Kreiskrankenhaus Parsberg mitversorgt, dafür hat sich die Küche in Parsberg auf Schulverköstigung spezialisiert.
Im neuen Stiftungsgebäude Donauer mit Gefäßchirurgie und Ambulatorium konnten die Besucher einen Blick in die Kinderstation und in die Palliativstation werfen: Laut Feihl "ein Segen für den Landkreis". Auf der Palliativstation können, wenn keine Heilung mehr möglich ist, Schwerkranke und ihre Angehörigen aufs Sterben vorbereitet werden. Die optimale Einstellung von Medikamenten für Schmerz und Atemfreiheit und psychologische Betreuung gehören dabei zu den wichtigsten Maßnahmen.