NEUMARKT. Keineswegs überrascht zeigte sich der Berger Bürgermeister Helmut Himmler von den jetzt vorgelegten neuen Ausbauplänen der Stromnetzbetreiber.
Es sei nicht anders zu erwarten gewesen bei den beträchtlichen kaufmännischen Interessen der Stromnetzbetreiber in Verbindung mit den "Gewinn-Maximierern der Finanzwirtschaft". Denen sei – so Himmler – von der Bundesnetzagentur eine Kapitalrendite in Höhe von 9,05 Prozent für den Bau und Betrieb der neuen Höchstspannungsleitungen garantiert worden. Nach den "dilettantischen Auftritten" des Netzbetreibers Amprion im letzten Winter und den daraufhin folgenden massiven Protesten aus den von den Monstertrassen bedrohten Regionen habe man gelernt und versuche sich in „Larifari-Bürgerdialogen“. Die vier Übertragungsnetzbetreiber halten trotz einiger Änderungen weiter an drei großen Höchstspannungstrassen vom Norden und Osten in den Süden fest und lassen keinen Zweifel: "Die Trasse kommt".
Die umstrittene und konfliktträchtige Süd-Ost-Passage, die im Landkreis Neumarkt durch Berg, Postbauer-Heng, Neumarkt, Berngau und Freystadt führen würde, soll nach den neuen Planungen nicht mehr in Bad Lauchstädt nahe eines Braunkohlereviers in Sachsen-Anhalt starten, sondern 110 Kilometer weiter nördlich in Wolmirstedt bei Magdeburg, um näher an die Windparks in Mecklenburg-Vorpommern heranzurücken.
Sie würde damit am Ende über 560 Kilometer lang sein. Die Ost-Süd-Trasse soll nun auch nicht mehr in Meitingen bei Augsburg enden, sondern weiter westlich beim bayerischen Atomkraftwerk Gundremmingen, von wo aus der Strom weiterverteilt werden soll. Hier wäre wegen des bestehenden Atomkraftwerks die nötige Infrastruktur bereits vorhanden.
„Wir werden die nicht erforderlichen monströsen Leitungen niemals akzeptieren und stellen uns auf langwierige rechtliche Gefechte ein“, so der Berger Bürgermeister. Die Bürgerinitiativen und Regionalpolitiker wollen eine wirkliche, dezentrale Energiewende – wie sie im Landkreis Neumarkt vorbildlich praktiziert werde. In Nordbayern werde die Energiewende umgesetzt, während in Oberbayern die Landschaft vor Windkraftanlagen oder Pumpspeicherwerken "beschützt" werde.
Hinter dem aktuellen Konflikt um die Höchstspannungsleitungen werde aber auch die Planlosigkeit und das Chaos der Energiepolitik deutlich, erklärte Himmler. Man hätte sich vielleicht überlegen sollen, was man mit dem EEG – mit dem Jahr für Jahr 23 Milliarden Euro umverteilt werden - im Land auslöst. Die Kosten der Energiewende, die auf den Strompreis von Firmen und Verbrauchern umgelegt werden, liegen bei über 23 Milliarden Euro im Jahr. Ein Durchschnittshaushalt zahlt knapp 220 Euro im Jahr. 45 Euro davon entfallen rechnerisch auf die Industrierabatte, weil sich energieintensive Unternehmen teilweise von der sogenannten EEG-Umlage befreien lassen können.
Die halbe Republik sei mit extrem teuren blauen Dächern zugepflastert worden, die dann ständig für eine Überversorgung mit unglaublich teurem Solarstrom bei Sonnenschein sorgen. Die Energieversorgungsunternehmen seien verpflichtet, diesen Strom zu jedem Preis abzunehmen. Im Winter und bei Nacht sollen die Energieversorgungsunternehmen dann aber selber zusehen, wo sie ihren Strom bekommen. Auch zu jedem Preis, so Himmler.
Die Windkraftanlagen habe man ohne Ziel und Plan gefördert mit der Folge, dass im Norden des Landes absurde Überkapazitäten finanziert werden und nun soll dieser Strom mitsamt dem Braunkohlestrom aus Ostdeutschland nach Süddeutschland verfrachtet werden. An den anfallenden Leitungsentgelten ließe sich wiederum prächtig verdienen. Der Dumme sei nach Aussagen Himmlers natürlich immer der Stromkunde, dessen Kosten stetig und drastisch steigen.
Bei der Energiewende passe nichts zusammen und sie sei ein "einziges Desaster". Die Bürger in den von den Höchstspannungsleitungen betroffenen Dörfern würden selbstverständlich die gewaltigen Wertverluste ihrer Immobilien nicht hinnehmen und alle rechtlich gebotenen Möglichkeiten nutzen, um ihre legitimen Interessen zu wahren. Das werde nach Einschätzung des Berger Bürgermeisters nur über die Gerichte möglich sein.