Der Verantwortung gestellt

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Mag sein, dass wir meinen, so ein Fest wie das des heiligen Josef, das die Kirche am 19. März feiert, ginge einen modernen Menschen nichts an. Zudem kommt er auch in den biblischen Erzählungen nur recht spärlich vor. Aber genau dort, wo von ihm die Rede ist, da wird es spannend und sehr aktuell. Denn es ist ein Thema und eine Frage, die auch heute noch so manches junge Paar beschäftigt: Wird der Vater eines Kindes auch zu diesem Kind stehen und dafür Verantwortung übernehmen oder wird die junge Mutter zur Alleinerziehenden? Wenn aber der Vater ausfällt, dann brauchen Mutter und Kind Hilfe und Unterstützung durch die Großeltern oder durch Kindertageseinrichtungen.

Als die Muttergottes Maria mit dem Christkind schwanger war, da stellte sich die gleiche Frage: Wird ihr Verlobter Josef zu diesem Kind stehen oder wird er Maria verlassen, da dieses Kind nicht von ihm stammt, sondern ein Gottesgeschöpf ist? Wäre es zum Bruch in der Beziehung zwischen Maria und Josef gekommen, dann wäre das für Mutter und Kind eine Katastrophe gewesen. Denn eine uneheliche Mutter gehörte damals zu den Ausgestoßenen der Gesellschaft.

Wieder greift der Himmel ein, so berichtet das Matthäusevangelium. Ein Traum und ein Engel werden eingeführt, um Josef in die Verantwortung für diese junge Familie zu nehmen. Träume in der Bibel „sind nicht Schäume“, sondern Vorgänge in der Tiefenschicht der Seele, in die Gott, vertreten durch den Engel, unmittelbar hineinspricht. So ist das Erwachen des heiligen Josef nichts anderes als ein inneres Wachwerden, das ihm sagt:“Josef, kneif nicht, stell dich der Verantwortung, denn Gott hat einen Plan für dich, für die Mutter, für das Kind und für die Welt!“


Josef stellt sich dieser Verantwortung: Er wird der fürsorgliche Vater, der seiner jungen Familie auch auf der Flucht zur Seite steht und ihr in seiner Heimatstadt Nazareth eine Existenz schaffen kann. Seit Jahrhunderten hat die Kirche diesen umsichtigen Mann und Vater als Vorbild hingestellt für alle Männer und Väter. Sogar für die Kirche selbst wurde Josef zum Schutzpatron erwählt, weil die heilige Familie von Nazareth so etwas Ähnliches ist wie eine „Kirche im Kleinen“.

Dennoch, obwohl der heilige Josef in der Kindheit Jesu eine nicht unerhebliche Rolle spielt, setzt die Verehrung des Heiligen erst spät ein. Als Nähr- und Pflegevater Jesu wird er erstmals im Martyrologium des 10. Jahrhunderts erwähnt, etwa im Kloster Fulda. Im 12. Jahrundert sorgen vor allem die Franziskaner für seine Verehrung, da sie in Josef ein Vorbild für ein einfaches, demütiges und tugendhaftes Leben sehen. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts wird Josef zu einem beliebten Vornamen für Buben und Männer. In der Liturgie der Kirche wird sein Fest jedoch schon im 7. Jahrhundert gefeiert. Doch erst im Jahr 1621 erhob Papst Gregor XV. den Josefstag zum kirchlichen Feiertag, 1870 erklärte ihn Papst Pius IX. zum Schutzpatron der Kirche und im Jahr 1955 führte Pius XII. das „Fest Josef, des Arbeiters“ ein, das jedoch am 1. Mai gefeiert wird.

Auch wenn der heilgie Josef immer ein wenig im Schatten der Verehrung der Gottesmutter Maria stand, so hat er dennoch seine Aktualität für unsere Zeit nicht verloren.
18.03.15
Neumarkt: Der Verantwortung gestellt
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