NEUMARKT. Die SPD-Kreistagsfraktion sieht nach einem Fachgespräch im Neumarkter Klinikum eine "gute medizinische Versorgung im Landkreis".
Die Fraktion hatte zu einem von Kreisrat Dirk Lippmann vorbereiteten und geleiteten Gespräch zur medizinischen Infrastruktur eingeladen, um in einem Fachgespräch die aktuelle Situation und absehbare Entwicklungen zu beraten.
Neben den Mitgliedern der SPD-Kreistagsfraktion nahmen Dr. Wolfgang Bärtl von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern, Dr. Klaus Kubitschek vom Ärztenetz Neumarkt und Peter Weymeyr als Vorstand des Klinikums Neumarkt teil.
Aus der medizinischen Versorgungssituation im Landkreis Neumarkt lasse sich rein rechnerisch noch kein Ärztemangel ableiten, erklärte Dr. Kubitschek. Dies liege jedoch auch daran, dass die Berechnungsgrundlage von ehemals 1300 Einwohner pro Hausarzt auf 1600 Bewohner pro Hausarzt angehoben wurde. Dies habe zur Folge, dass derzeit eine Versorgung von 110 prozent (früher 94 Prozent) im Landkreis gegeben sei.
Kommunen sei es jetzt schon erlaubt, sogenannte Medizinische Versorgungszentren (MVZ) zu errichten. Dr. Kubtischek gab zu bedenken, dass dann die Unabhängigkeit der Ärzte gefährdet sei. Außerdem könnten ärztliche Dienstleistungen missbraucht werden, um Gewinnmaximierung zu erzielen. Dr. Bärtl erklärte, dass die Politik jetzt endlich erkannt habe, die ärztliche Versorgung zu stärken. Es gebe die Tendenz wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen auch, dass sich Ärzte vornehmlich in den Ballungszentren niederlassen.
Der Mediziner gab einen Überblick über die Versorgung mit Hausärzten im Landkreis. Dabei stellte er fest, dass das Durchschnittsalter der praktizierenden Ärzte immer höher liege. Im Landkreis gebe es derzeit die Situation, dass sich Hausärzte noch niederlassen könnten. Jedoch gebe es für zukünftige Hausärzte immer weniger attraktive Rahmenbedingungen.
Eine Gefahr sah Dr. Bärtl auch im Trend zur Staats- und Konzernmedizin. Bundesweit befürchtete er einen schleichenden Abbau von Fachärzten und kritisierte das Vorhaben von gesetzlich verordneten Zwangsterminierungen.
Der stellvertretende Landrat und Berger Bürgermeister Helmut Himmler warnte eindringlich davor, dass die Gesundheit der Bürger vom Geldbeutel abhänge. Jeder Bürger müsse die ärztliche Versorgung bekommen, die er brauche.
Einen Ausblick in die Zukunft anhand des vorliegenden Zahlenmaterials gab Dr. Kubitschek für den Landkreis. Es gebe hier eine zweigeteilte Situation: der nördliche Landkreis könne voraussichtlich den Versorgungsgrad halten. Leider gebe es im Bereich der hausärztlichen Versorgung vor allem im südlichen Landkreis Anzeichen dafür, dass sich die Lage verschlechtern könne.
Der stellvertretende SPD Fraktionsvorsitzende Dirk Lippmann sah in dem Umgang mit dieser Entwicklung eine der großen Zukunftsfragen, die die Gesellschaft beschäftigen werden. Nur wenn es gelinge, die medizinische Infrastruktur zu erhalten, könne der ländliche Raum an Attraktivität gewinnen.
Die Zusammenarbeit zwischen den niedergelassenen Ärzten und dem Klinikum Neumarkt sei sehr fruchtbar, fasste Peter Weymeyr zusammen. Er lobte das positive Engagement der Klinik-Mitarbeiter. Dank dem unermüdlichen Einsatz könnte die Arbeit trotz steigender Fallzahlen hervorragend bewältigt werden.