NEUMARKT. Was glaubst Du, und was glauben die Anderen? Einen Streifzug durch die Religionen dieser Welt veranstaltet die Stadtbibliothek im April. Auch die, die noch Gott suchen oder die Suche längst aufgegeben haben, sollen bei der vielseitigen Auswahl auf dem Thementisch fündig werden.
„Wer glaubt was?“ von Roger-Pol Droit ist das Ergebnis intensiver Gespräche mit Jugendlichen und Erwachsenen über die Gefühle und Hoffnungen, die sie mit ihrer jeweiligen Religion verbinden. Die gut verständlichen Dialoge öffnen den Weg, die Eigenheiten der verschiedenen Weltreligionen zu verstehen. Gerade angesichts der offenen und verdeckten Religionskriege hält der Autor dieses gegenseitige Verständnis für unabdingbar.
„Was Weltreligionen zu Alltagsthemen sagen“ ist ein nicht nur als Unterrichtsmaterial geeignetes Buch von Michael Keene. Aus der Sicht von Christen, Juden und Muslimen werden aktuelle Fragen beantwortet, etwa ob Kriege gerecht sein können, warum Menschen leiden und wie weit die Wissenschaft gehen darf.
„100 heilige Orte“ ist ein grandioser Bildband, der die schönsten und spektakulärsten heiligen Orte aus allen Religionen, allen religionsgeschichtlichen Zeiten und auf allen Kontinenten zeigt. Die Redakteure Herbert Genzmer (Text) und Rolf Tomen (Bild) spannen einen Bogen von Stonehenge bis Machu Picchu, von den Pyramiden von Gizeh bis zum Kölner Dom.
In „Feste der Religionen – Begegnung der Kulturen“ erklärt Gertrud Wagemann Glaubensinhalte, Brauchtum und Hintergründe großer Feiertage bekannter und auch weniger bekannter Religionen wie Jesiden, Aleviten, Sikhs oder Sorben. Aus persönlicher Erfahrung informiert sie über private und gottesdienstliche Rituale, Festkleidung, spezielle Lebensmittel, Lieder und Gebete der zugewanderten Glaubensgemeinschaften.
„An einem Tisch“ versammelt Gerhard Staguhn seine Leserschaft, der er religiöse Rezepte von Juden, Christen und Muslimen schmackhaft macht. Die 60 leicht nachkochbaren Rezepte machen Appetit darauf, die erstaunliche kulinarische Vielfalt der drei Weltreligionen zu entdecken.
„Gott 9.0: Wohin unsere Gesellschaft spirituell wachsen wird“ haben Marion Küstenmacher und Tilmann Haberer ihr „Upgrade für das spirituelle Bewusstsein“ überschrieben. Das Werk beantwortet grundlegende Fragen von Menschen, die eine religiöse Heimat suchen, will Christen und Nichtchristen Orientierung in einer multireligiösen Wirklichkeit geben und auf einer „Spirale des Geistes“ zu neuen spirituellen Bewusstseinsstufen emporführen.
In „Sehnsucht Spiritualität“ ermutigt der Franziskanerpater und Psychotherapeut Christoph Kreitmeir seine Leser, sich selbst auf ihre spirituelle Sinnsuche zu begeben. Kritisch betrachtet er die Inflation sinnstiftender Trends und analysiert, warum sinnsuchende Menschen heute statt zum negativ wirkenden Christentum lieber zu Esoterik und Modereligionen greifen.
„New Cage“ von Johannes Fischler setzt sich ebenfalls mit der gegenwärtigen Esoterik-Szene, ihren Mechanismen und Marketing-Strategien auseinander. Der Autor sieht den gesamten Esoterik-Rummel als ein äußerst profitables Geschäftsmodell mit einem bedenklichen ideologischen Überbau. Besonders die aktuelle New-Cage-Bewegung habe sich geradezu als ersatzreligiöse Produktivkraft entwickelt. Untermauert werden die kritisch-ironischen Ausführungen durch selbstentlarvende O-Töne aus der Szene.
„Wo bist du, mein Gott?“ fragt der amerikanische Trappistenmönch Thomas Keating und spricht damit Glaubenszweiflern aus der Seele. Er beschreibt Möglichkeiten, Glaubenskrisen zu überwinden und dabei spirituell zu wachsen.
Spirituelle Weltsicht lässt sich durchaus auch in belletristischer Form vermitteln. Paulo Coelhos Roman „Die Schriften von Accra“ spielt im Jerusalem des Jahres 1099. Als ein feindliches Heer die Stadt bedroht, befragen die verängstigten Bewohner einen geheimnisvollen Fremden, der seine Ratschläge mit Botschaften aus verschiedenen Religionen unterlegt.
Bedarf an Weisheit, Spiritualität und Liebe in nicht zu anspruchsvoller Form stillt auch Susanna Tamaro in ihrem Roman „Mein Herz ruft deinen Namen“. Ein Kardiologe, der einen schweren Schicksalsschlag nicht ertragen und danach ein ausschweifendes Leben geführt hat, findet erst als Einsiedler und „Weiser“ in einer einsamen Berghütte seinen Frieden.