Eigentlich ist es unvorstellbar, ja unglaublich, vielleicht vergleichbar mit einer Weltumsegelung. Da macht sich ein junger Mann mit Vater, Bruder und ein paar Freunden auf den Weg zu einer abenteuerlichen Reise: Er will unbedingt nach Rom und ins Heilige Land und das im 8. Jahrhundert. Sein Name ist Willibald, gebürtig aus England und später Bischof von Eichstätt.
Am 7.Juli feiert unser Bistum seinen Festtag. Aber was trieb diesen jungen Mann um? Suchte er nur den Kick, vielleicht Freiheit und Abenteuer? Absolut nicht: Seine Reise hatte den Glauben als Motiv. Willibald geht es um die Nachfolge Christi. Seine abenteuerliche Wallfahrt ist Ausdruck seiner Sinn- und Gottsuche. Können wir uns als Menschen von heute in dieser Sinn- und Gottsuche selber finden? Da gibt es unterschiedliche Erfahrungen: Die einen meinen, Gott ist mir vertraut, ich bin doch Christ. Anderen aber ist Gott fremd oder sie zweifeln an ihm. Wieder andere machen die Erfahrung: Gott ist keiner, den man besitzen kann. Ich kann ihm nur dadurch nahe kommen, dass ich mich auf den Weg mache, dass ich nach ihm frage und suche.
Ein solcher Mensch war Willibald: Er wusste: Gott ist mir dieses Abenteuer wert. Wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Ich setze alles auf die Karte des Glaubens, ich möchte die Spuren Jesu suchen. Ich möchte ihm nahe kommen und das am besten im Heiligen Land, also dort, wo er gelebt hat, wo er gestorben und auferstanden ist. Willibald wagt also den Aufbruch und er hat gefunden, was er gesucht hat.
Fast vier Jahre zieht er in Palästina auf und ab. Dann aber ist er noch zwei Jahre in Ostrom, in Konstantinopel, dann findet man ihn 10 Jahre im berühmten Benediktinerkloster Montecassino.All diese Jahre aber machen ihn reif für eine noch größere Aufgabe: Papst Gregor II. und Bonifatius, ein Verwandter Willibalds, senden ihn ins germanische Missionsfeld.
Schließlich gründet Willibald in Eichstätt ein Kloster und eine kleine Domkirche. Er legt damit im Jahr 741 oder 745 den Grundstein für unsere Diözese. Eigentlich alles irgendwie unvorstellbar. Da verlässt ein junger Mann Heimat und Elternhaus, begibt sich auf eine gefährliche Reise und wird schließlich Gründer eines völlig neuen Bistums, der Kirche von Eichstätt. Anscheinend ruht darauf ein großer Segen, wenn ein Mensch es wagt, alles zu verlassen, Gott zu suchen und Christus nachzufolgen.
Fragen wir nicht oft allzu unüberlegt: Was gibt mir schon der Glaube? Was hab ich schon davon, wenn ich mich für die Kirche, für die Pfarrei, für Gott und den Glauben einsetze? Auch sehr schnell fragen wir nach dem materiellen Gewinn und der Rendite. Wer aber nur noch solche Fragen stellt, der wird aus der Sicht eines Willibald eher ärmer statt reicher. Der gewinnt nicht, der verliert. Unser Bistumspatron zeigt uns da einen völlig anderen Weg. Er stellt sich dem Ruf der Zeit und dem Ruf Gottes. So ist seine Antwort ähnlich der des Propheten Jesaja, der in der Stunde seiner Berufung sprach: „Herr, hier bin ich, sende mich!“
Daher ist die Botschaft des Jesaja und Willibalds: Jeder hat seine eigene Berufung, ganz gleich, ob Frau, Mann, Priester, Mönch, Jugendlicher oder Kind. Es muss keiner zu Fuß nach Rom oder ins Heilige Land pilgern. Entscheidend ist vielmehr, dass jeder seine ganz spezielle Berufung lebt an dem Ort, wo Gott ihn hingestellt hat. Entscheidend ist, dass wir auf den Ruf Gottes antworten. Dann kann auch durch uns Unvorstellbares und Unglaubliches geschehen.