Gedanken zum Fest Mariä Geburt

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Wer das Buch der Gebetsanliegen in unserer Klinikkapelle durchblättert, dem fällt auf: Ganz viele Bitten, aber auch Dankesrufe sind an Maria, die Muttergottes gerichtet. Warum eigentlich haben soviele Menschen zu Maria ein solches Vertrauen und eine solch starke religiöse Beziehung? Gewiss wenden sich viele Bitten auch an Gott und Jesus. Dennoch: Maria scheint so etwas zu sein wie die Türöffnerin zum Ohr Gottes, vor allem auch in der Sorge um die Gesundheit, in der Bedrängnis einer Krankheit oder in irgendeiner anderen seelischen Not. Anscheinend fühlen sich viele von Maria, der Mutter Jesu, durch ihre mütterliche und liebevolle Art besonders gut verstanden.

Vielleicht wählen deshalb viele den bekannten Weg, den besonders der Orden der Jesuiten empfohlen hat: „Per Mariam ad Jesum“, durch Maria zu Jesus. Der äußere Ausdruck dieser Glaubenshaltung sind auch die vielen Wallfahrten zu den Marienheiligtümern in unserem Land, auch in unserer Oberpfalz. Wenn die Kirche heute am 8. September das Fest „Mariä Geburt“ feiert, dann ist nach diesem Titel zum Beispiel die Wallfahrtskirche in Trautmannshofen geweiht. Der Geburtstag Mariens ist nicht in der heiligen Schrift überliefert. Erwähnt ist er jedoch im sogenannten Protoevangelium des Jakobus und in der bekannten „Legenda aurea“, in der goldenen Legende über das Marienleben aus dem Mittelalter. Dort sind auch die Namen ihrer Eltern Joachim und Anna genannt.


Im Fest Mariä Geburt begegnet uns eines der ältesten Marienfeste. Sein Ursprung liegt vermutlich im Weihefest einer Marienkirche in Jerusalem in der Nähe des Schaftorteiches. Aus den Hymnen des griechischen Diakons Romanos lässt sich schließen, dass dieses Geburtsfest Mariens schon um das Jahr 500 im Volk tief verwurzelt war. In Rom ist das Fest vom 8.September im 7.Jahrhundert nachweisbar. Papst Sergius hat es mit einer eigenen Prozession ausgestattet, die vom Forum zur Kirche Maria Maggiore führte.

Die Festmesse von Mariä Geburt ist von einer großen Freude geprägt. Sie feiert Maria als jene junge Frau, in der die „Morgenröte unseres Heils aufgeleuchtet ist, Christus, die Sonne der Gerechtigkeit“. Eigentlich ein sehr schönes Bild: Wie die Morgenröte die Morgensonne ankündigt, so Maria Christus. Diese Ankündigung hat Maria erfahren durch die Botschaft des Engels Gabriel. Ihre Stunde der Verkündigung wurde zum Grundgeschehen im Leben Mariens. Sie wurde zur Sternstunde für die ganze Menschheit. Maria durfte ihre einmalige Erwählung erfahren und Gott in aller Freiheit ihr Jawort gegeben: “Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort!“

Bei allem Respekt vor Christus, dem einzigen Erlöser des Menschengeschlechts, hat die Kirche schon sehr für anerkannt, dass Maria im Heilsgeschehen einen entscheidenen Beitrag geleistet hat. Durch ihr Jawort hat sie das Tor zur Ankunft Christi in unserer Welt aufgestoßen. Auch nach dieser Sternstunde blieb sie die große Glaubende. Doch ihre Weggemeinschaft mit ihrem Sohn Jesus wurde durch dessen Leidensweg auf eine harte Probe gestellt. Diese Probe hat sie bestanden. Deshalb schaut die Kirche mit Liebe und Dankbarkeit auf sie.

Diese Anerkennung drückt sich in vielen Lobpreisungen, Liedern, Bildern und Marienikonen aus. In einer alten Handschrift aus dem Kloster Reichenau aus dem 11. Jahrhundert zum heutigen 8.September heißt es: „Auserlesen ist ihr Wesen, Mutter sie und Jungfrau war. Preis sie selig über selig, groß ist sie und wunderbar!“
08.09.15
Neumarkt: Gedanken zum Fest Mariä Geburt
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