Spatzen wieder Spitze ?


Holte sich im letzten Winter den Spitzenplatz: der Feldsperling
Foto: Bernhard_Leonhardt
NEUMARKT. Die beiden Spatzen-Arten sowie Kohl- und Blaumeise waren bisher im Landkreis Neumarkt die meistverbreiteten Wintervögel. Neueste Ergebnisse soll es ab Freitag geben, wenn der LBV zusammen mit seinem deutschlandweiten Partner NABU bereits zum elften Mal zur „Stunde der Wintervögel“ aufruft.

Die Naturschützer sind gespannt, welche Folgen die Hitzewellen im vergangenen Sommer und der ungewöhnlich warme November und Dezember 2015 auf die Vogelwelt hatten. Indem bayerische Naturfreunde zwischen dem 8. und 10. Januar einfach eine Stunde lang die Flugkünstler vor ihrem Fenster zählen und dem LBV melden, erheben sie wichtige Daten zur Verbreitung der häufigen heimischen Vogelarten.


„Das trockene und heiße Wetter des Sommers hat bei einigen Vogelarten wie dem Erlenzeisig, Amseln und Meisen für mehr Nachwuchs gesorgt“, erklärt der LBV-Biologe Alf Pille. „So können derzeit fast überall in Bayern Erlenzeisige beobachtet werden. Besonders einfach geht das an Futterstellen.“

Den Erlenzeisigen ermöglichte der heiße Sommer eine zweite Brut und eine erfolgreiche Aufzucht ihrer Jungen. „So ist der Bestand in den nördlichen Brutgebieten stark gestiegen und die Jungvögel sind deshalb zu uns nach Süden ausgewichen“, so Alf Pille. Beim Beobachtungsportal "Ornitho" wurden deshalb in den vergangen Wochen bereits doppelt so viele Erlenzeisige in Bayern gemeldet wie 2015. Der kleine, gelbgrün-gestreifte Fink tritt dabei vor allem in Schwärmen auf. „Vom größeren Grünfink ist er außerdem durch den deutlich spitzeren Schnabel und seinen pinzettenförmigen Schwanz zu unterscheiden.“ Erlenzeisige kommen auch sehr gerne an Futterhäuser und sind dort somit in den kommenden Tagen einfach zu beobachten. „Auch wenn das Wetter wieder milder werden sollte, schadet es den Vögel nicht, sie weiter zu füttern“, klärt der Biologe auf. Erlenzeisige sind auch gut zu hören, da sie im Schwarm durch ihre auffälligen Rufe ständig Kontakt halten.

Die extreme Sommerhitze ermöglichte aber auch vielen anderen heimischen Vögeln zusätzliche Bruten und einen großen Erfolg bei der Aufzucht. „Amseln und Feldsperlinge brüteten teilweise wohl bis zu vier Mal, aber auch Meisen hatten gute Bruterfolge“, erklärt Pille. Neben den guten Brutbedingungen gab es außerdem genügend Insekten, um den Vogelnachwuchs anschließend auch ausreichend zu versorgen. „Der heiße Sommer 2015 hat uns also viele Jungvögel beschert“, resümiert der Biologe.

Ein besonderes Auge will der LBV wegen der milden Witterung bis zum Jahresende auch auf bekannte Zugvögel werfen, die normalerweise im Mittelmeerraum überwintern, sich diesmal aber den Flug in den Süden gespart hatten. „Viele Stare, aber auch Hausrotschwänze, Bachstelzen und Mönchsgrasmücken wurden nun im wahrsten Sinne des Wortes kalt erwischt und vom plötzlichen Wintereinbruch in Bayern überrascht“, erklärt LBV-Biologe Alf Pille.

Es kann daher gut sein, dass diese Vogelarten, die 2015 ebenfalls ideale Brutbedingungen hatten, derzeit vermehrt bei der Nahrungssuche beobachtet werden. „Eine aussägekräftige Antwort wie viele Daheimbleiber es momentan in Bayern gibt kann aber nur durch die Mithilfe möglichst vieler Teilnehmer geklärt werden“, so Pille weiter.

Auch das gute Mäusejahr hatte positive Auswirkungen auf viele Vogelarten. Häufige Greifvögel wie Mäusebussarde, Turmfalken und Rotmilane profitierten von den zahlreichen Nagern und produzierten viele Jungvögel. „Gerade wer am Stadtrand oder in ländlichen Gebieten wohnt, soll zusätzlich ein Auge auf solche besonderen Gäste während der Mitmachaktion werfen“, weißt Alf Pille hin.

Und so wird gezählt:
Von jeder Vogelart wird die jeweils gleichzeitig beobachtete Höchstanzahl notiert, die im Laufe einer Stunde entdeckt werden kann. Die Beobachtungen können ganz einfach im Internet unter www.stunde-der-wintervoegel.de gemeldet werden. Auch per Post (Einsendeschluss ist der 19. Januar 2015) und Telefon (kostenlose Rufnummer am 10. und 11. Januar von 10 bis 18 Uhr: 0800-115-7-115) ist die Meldung möglich.

    Die Ergebnisse des letzten Winters

  1. Feldsperling 1545
  2. Haussperling(Spatz) 1395
  3. Kohlmeise 1146
  4. Blaumeise 836
  5. Amsel 695
  6. Grünfink 571
  7. Buchfink 369
  8. Elster 275
  9. Kleiber 192
  10. Rabenkrähe 162
  11. Dohle 156
  12. Rotkehlchen 150
  13. Goldammer 147
  14. Buntspecht 144
  15. Eichelhäher 143
  16. Gimpel 131
  17. Erlenzeisig 112
  18. Schwanzmeise 77
  19. Sumpfmeise 75
  20. Tannenmeise 68
  21. Türkentaube 62
  22. Kernbeißer 54
  23. Haubenmeise 53
  24. Wacholderdrossel 52
  25. Bergfink 49
  26. Weidenmeise 45
  27. Ringeltaube 41
  28. Kolkrabe 27
  29. Zaunkönig 24
  30. Star 20
  31. Sperber 14
  32. Grünspecht 13
  33. Mäusebussard 13
  34. Heckenbraunelle 13
  35. Straßentaube 13
  36. Seidenschwanz 13
  37. Stieglitz 12
  38. Graureiher 12
  39. Saatkrähe 11
  40. Habicht 9
  41. Silberreiher 9
  42. Turmfalke 8
  43. Girlitz 8
  44. Nilgans 8
  45. Gartenbaumläufer 7
  46. Kormoran 7
  47. Wintergoldhähnchen 6
  48. Graugans 6
  49. Singdrossel 4
  50. Hausrotschwanz 4
  51. Tannenhäher 4
  52. Stockente 4
  53. Gebirgsstelze 2
  54. Merlin 1
  55. Mönchsgrasmücke 1
  56. Zilpzalp 1
  57. Wanderfalke 1
06.01.16
Neumarkt: Spatzen wieder Spitze ?
Telefon Redaktion


Telefon Redaktion


neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
21. Jahrgang
Zur Titelseite neumarktonline
ISSN 1614-2853
21. Jahrgang
neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
18. Jahrgang