NEUMARKT. Die beiden Spatzenarten sind auch diesmal die häufigsten Wintervögel im Landkreis Neumarkt. Allerdings wurde auf Platz drei die Kohlmeise von der Amsel abgelöst. Das geht aus den ersten Zahlen der "Stunde der Wintervögel" hervor, die der Landesbund für Vogelschutz durchführte.
Besonders erfreulich: die erste Zwischenbilanz am Sonntag-Nachmittag deutet im Vergleich zu den Vorjahren (zum selben Zeitpunkt) auf Rekordzahlen hin: Bis 16 Uhr hatten im Landkreis 124 Helfer 4439 Vögel gemeldet. Erfahrungsgemäß wachsen diese Zahlen in den nächsten Tagen und Wochen noch deutlich an: Im letzten Winter nahmen 407 Landkreisbürger teil, die 11.282 Vögel meldeten.
Den ersten Platz bei den Wintervögeln im Landkreis Neumarkt belegte wieder der Hauspatz (904), der seinen Verwandten vom Lande, den Feldsperling (771), wieder deutlich hinter sich ließ. Bayernweit ist die Reihenfolge umgekehrt. Wie in ganz Bayern hat der bisherige Dritte , die Kohlmeise (540), allerdings stark nachgelassen und mußte der Amsel (635) den dritten Platz überlassen.
In den vergangen sechs Jahren schien die Kohlmeise bayerweit geradezu ein Abonnement auf den Spitzenplatz bei der „Stunde der Wintervögel“ zu haben, hieß es dazu vom Landesbund für Vogelschutz. Doch zur Überraschung des LBV ist Deutschlands bekannteste Meisenart derzeit nur noch die am vierthäufigsten beobachtete Vogelart in Bayern. „Über die möglichen Gründe für den Rückgang der Kohlmeise in diesem Winter wissen wir noch nicht alles“, sagte Martina Gehret, die Beauftragte für Citizen Science beim LBV.
Immerhin zeichnet sich nach dem Eingang von ungefähr einem Drittel der Meldungen am Sonntagnachmittag eine erneut sehr hohe Gesamtbeteiligung ab. So hatten dem LBV bis dahin bereits knapp 10.000 Bayern über 230.000 Vögel gemeldet. Noch bis zum 16. Januar können Naturfreunde dem LBV ihre Beobachtungen vom Wochenende schriftlich oder online melden.
Die guten Beobachtungsbedingungen und ein steigendes Interesse der Bevölkerung an der Natur im Garten bescheren dem LBV bisher eine erfreulich hohe Beteiligung. Im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt im Rekordjahr 2016 haben sich noch einmal mehr Naturfreunde an Bayerns größter wissenschaftlicher Mitmachaktion beteiligt. „Auch wenn dieses Jahr insgesamt weniger Vögel gezählt werden, kommen sie nun zur Futtersuche bei Schnee wieder vermehrt zu uns in den Siedlungsraum“, erklärt Martina Gehret. Im Durchschnitt wurde trotzdem ein Viertel weniger Vögel pro Garten beobachtet.
Beim Absturz der Kohlmeise fallen wahrscheinlich mehrere Faktoren zusammen. So gibt es Anzeichen, für einen witterungsbedingten schlechten Bruterfolg im vergangen Jahr. „Genau können wir es noch nicht sagen, aber lokal scheint es bei Kohl- und Blaumeisen teilweise einen völligen Ausfall der Brut gegeben zu haben“, sagte Martina Gehret. Dazu gebe es Hinweise, dass dieses Jahr weniger Kohlmeisen als üblich aus Nord- und Nordosteuropa bei uns überwintern. Dafür wiederum kann es verschiedene Gründe geben, von milder Witterung in den Herkunftsgebieten über geringen Bruterfolg bis zu reicher Baumsamenmast in den Herkunftsgebieten. „Im Vorjahr hatten der starke winterbedingte Zuzug nordischer Kohlmeise und die guten Brutbedingungen noch für besonders viele beobachtete Kohlmeise gesorgt“, so Gehret weiter.
Auch der allgemeine Rückgang der Insekten durch den vermehrten Pestizideinsatz in der Landwirtschaft könnte eine denkbare Ursache für die Probleme bei der Jungenaufzucht der Vögel sein. „Wir müssen uns das alles aber im Detail noch anschauen“, sagt Martina Gehret.