NEUMARKT. Ein Einwanderer aus Amerika macht in Neumarkt Naturschützern, Politikern und Anglern Sorgen: das „Verschiedenblättrige Tausendblatt“.
Die Pflanze mit dem schönen Namen (lateinisch: Myriophyllum heterophyllum) hat sich im alten Ludwig-Donau-Main-Kanal eingenistet und verdrängt die einheimischen Gewächse. Nicht einmal ausgesetzte Graskarpfen können das invasive Kraut stoppen.
Wegen der starken Verkrautung des Kanals fand jetzt im Landratsamt erneut eine Besprechung zwischen verschiedenen Fachstellen, dem Bürgermeister der betroffenen Gemeinde Berg und dem Neumarkter Fischereiverein statt.
Da diese invasive Wasserpflanze aus Nordamerika in oberpfälzer Gewässern nicht heimisch ist und durch ihr hohes Wachstumspotenzial diverse Probleme bereitet, wurden aus naturschutzfachlicher und wasserwirtschaftlicher Sicht Bekämpfungsmaßnahmen ergriffen.
Für die Wasserwirtschaft stellt die Pflanze ein Problem dar, da durch die hohe Wuchsleistung der Hochwasserabfluss sowie die Wasserversorgung in Richtung Nürnberg beeinträchtigt werden.
Da die Pflanze ökosystemverändernd wirkt und sogar die Biodiversität einschränken kann, ist sie auch aus naturschutzfachlicher Sicht äußerst unerwünscht. Der Fischereiverein Neumarkt beklagt darüber hinaus die mangelnde Befischbarkeit. Die Gemeinde Berg sieht nicht zuletzt durch die optische Beeinträchtigung eine Einschränkung der Freizeitnutzung und des Erholungswertes.
Da es bisher jedoch zu wenig fachliche Erkenntnisse gibt, welche Methode zur Bekämpfung geeignet ist und es sich um den Erstnachweis dieser Pflanze in Bayern in der freien Natur handelt, hatte man sich im Jahr 2013 auf eine fünfjährige Testphase geeinigt, bei der sechs abgegrenzte Abschnitte des Ludwig-Donau-Main-Kanals ab der Richtheimer Brücke in Richtung Oberölsbach definiert wurden, die unterschiedlich behandelt werden. Hier wird beobachtet, welche „Management“-Maßnahme am wirkungsvollsten ist und wie sich das Pflanzenwachstum entwickelt, wenn nicht gemäht oder entkrautet wird.
Nachdem in den ersten zwei Testjahren Dokumentationen durch eine begleitende Bachelorarbeit sowie eine Masterarbeit erfolgten, wurde 2016 die Nährstoffbilanz des LDM-Kanals einer genaueren Prüfung durch das Wasserwirtschaftsamt Regensburg unterzogen. Beleuchtet wurden dabei der Nährstoffeintrag, der jährlich durch die drei Leitgräben Pilsach, Hausheim und Kettenbach erfolgt, sowie die Entnahme von Nährstoffen durch die vorgenommenen Entkrautungsmaßnahmen auf der Teststrecke.
Es zeigt sich, dass mit etwa 0,4 Tonnen entnommenen Phosphor im Jahr 2016 etwas mehr Phosphor entnommen wurde, als die 0,3 Tonnen, die dem Kanal jährlich durch die Leitgräben zugeführt werden. Da das Verschiedenblättrige Tausendblatt bei seiner Entwicklung auf Phosphor angewiesen ist, wird davon ausgegangen, dass durch eine fortgesetzte kontinuierliche Nährstoffentnahme durch Entkrautungsmaßnahmen auf längere Sicht ein Fortschritt bei der Zurückdrängung erzielt werden kann.
Solange jedoch ein permanenter Nährstoffnachschub gegeben ist, kann man dem Problem durch Pflanzenentnahme allein nicht beikommen. Es wurden daher auch Wege diskutiert, wie der Nährstoffeintrag verringert werden könnte.
Im Vortrag eines Vertreters des Wasserwirtschaftsamtes Regensburg wurde zudem deutlich, dass sich die eingerichteten Gewässerabschnitte zum Teil sehr unterschiedlich entwickeln.
So befinden sich in Abschnitt 2, der 2016 erstmals durch einen Minibagger entkrautet wurde, sichtbar verringerte Bestände von Myriophyllum heterophyllum und man kann bereits nachwachsende Triebe der heimischen Pflanze Myriophyllum spicatum im Wasser erkennen.
Nicht bewährt hat sich dagegen der Besatz mit Graskarpfen im „Sicherheitsabschnitt“ unterhalb der Teststrecke 6. Dort ist das Verschiedenblättrige Tausendblatt inzwischen trotz des Graskarpfenbesatzes angekommen, da die Fische offenbar bevorzugt die heimischen Pflanzen fressen. Graskarpfen sollen daher in diesem Bereich vom Fischereiverein Neumarkt künftig explizit beangelt und entnommen werden, damit sich der heimische Pflanzenbestand dort wieder erholen kann.
Wie es hieß, konnte zwar noch keine endgültige Lösung für die Bekämpfung des Tausendblatts gefunden werden, auf Basis der vergangenen drei Testjahre wurden aber inzwischen zahlreiche grundlegende Ergebnisse gewonnen. Die Anwesenden sprachen sich daher dafür aus, die Teststrecke auch im Jahr 2017 wie bisher fortzuführen.