Chefarztwechsel in der Chirurgischen Klinik (v.l.): Vorstand Peter Weymayr, Dr. Manfred Kästel, Prof. Dr. Bettina Rau und Landrat Willibald Gailler
NEUMARKT. Nach knapp 15 Jahren als Chefarzt der Chirurgischen Klinik (Schwerpunkte Viszeral- und Thoraxchirurgie) am Neumarkter Klinikum trat Dr. Manfred Kästel zum Jahreswechsel in den Ruhestand. Prof. Dr. Bettina Rau übernimmt seine Nachfolge.
Bei der offiziellen Vorstellung der Chefarztnachfolgerin brachte Landrat Willibald Gailler die Verdienste Dr. Kästels zum Ausdruck. „Mit Chefarzt Dr. Kästel trat 2002 ein Chirurg seinen Dienst am Klinikum an, der die Entwicklung des Hauses, das Ansehen und den Ruf in den folgenden Jahren wesentlich mitgeprägt hat“, sagte er. Auch dank seines fachlichen Könnens und seiner Expertise sei es gelungen, das Neumarkter Klinikum in ein qualitativ und wirtschaftlich geführtes Klinikum umzuwandeln, das die Schwerpunktversorgung für die Bevölkerung in der Region sicherstelle. „Dabei haben auch die Vorortvisitationen bei den Bewerbern für die Chefarztnachfolge deutlich gemacht, dass die Arbeit und die Leistungen der Chirurgischen Klinik unter Dr. Kästel universitäres Niveau erlangt haben“, so Gailler.
In den vergangenen 15 Jahren habe die Chirurgische Klinik eine rasante Entwicklung genommen. Viel persönlicher Einsatz, hohe fachliche Kompetenz, Engagement und Durchsetzungsvermögen seitens Dr. Kästel seien erforderlich gewesen, um die Abteilung auf den heutigen Stand zu bringen. Unter seine Ägide fiel auch die Zertifizierung als Darmzentrum, das auf seine Initiative hin als 29. von inzwischen 300 in ganz Deutschland gegründet worden war. Zwischen 2004 und 2005 stellte er sich als Ärztlicher Leiter zur Verfügung.
„Eine individuelle Betreuung unserer Patienten war mir immer wichtig, kompetent und durch ein ganzes Team. Dann sind wir stärker!“, so Dr. Kästel. „Gleichzeitig muss man fachlich in der Region gut vernetzt sein.“
Als Nachfolger Dr. Kästels wurde Prof. Dr. Bettina Rau vom Verwaltungsrat einstimmig bestimmt. Die aus dem Allgäu stammende Medizinerin absolvierte das Medizinstudium an den Universitäten Tübingen und Ulm, die Facharztausbildung und Habilitation an der Universitätsklinik Ulm. Nach einer Zwischenstation an der Uniklinik Homburg verbrachte sie die vergangenen neun Jahre an der Ostsee als Oberärztin und zuletzt leitende Oberärztin und stellvertretende Direktorin an der Universitätsklinik Rostock.
Neben dem obligatorischen Facharzt für Chirurgie besitzt sie die Facharztbezeichnungen Viszeralchirurgie, spezielle Viszeralchirurgie und Gefäßchirurgie. Zu ihren Tätigkeitsschwerpunkten in Rostock zählten unter anderem der Ausbau der onkologischen Oberbauchchirurgie, speziell im Bereich Bauchspeicheldrüse und Speiseröhre sowie der minimal-invasiven Chirurgie. Sie ist Autorin umfangreicher Publikationen und Buchbeiträge und erhielt mehrere Auszeichnungen nationaler und internationaler Fachgesellschaften für ihre wissenschaftlichen Arbeiten. Rau ist Mitglied diverser nationaler und internationaler Fachgesellschaften und hat umfangreiche Erfahrung in der Leitung und Organisation medizinischer Fachkongresse und Symposien.
Am Klinikum Neumarkt habe sie vor allem die Größe des Hauses und dessen breites medizinisches Spektrum gereizt, so Prof. Rau. Dies möchte sie in Zukunft verstärkt zum Wohl der Patienten nutzen: „Ich möchte den Gedanken der Interdisziplinarität leben und mit den jeweiligen Spezialisten gemeinsam individuelle Therapiekonzepte für die Patienten erarbeiten.“ Kurze Wege und eine enge Zusammenarbeit seien hier wichtige Stichpunkte.
Das am Klinikum Neumarkt seit vielen Jahren bestehende Darmzentrum setze diesen Gedanken durch die gemeinsamen Tumorkonferenzen bereits sehr gut um. Die Bündelung von chirurgischen und internistischen Kompetenzen in der gemeinsamen Behandlung führe zu einer deutlichen Verbesserung der Qualität. Die Erweiterung des onkologischen Zentrums durch ein „Pankreaskarzinomzentrum“, also die Behandlung von bösartigen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, stellt für Rau ein wichtiges Ziel dar.
Außerdem soll das Spektrum minimalinvasiver Techniken, also operativen Eingriffen mit nur sehr kleinen Schnitten, in der Abteilung weiter ausgebaut werden. „Die sind heute ein wesentlicher Teil der modernen Chirurgie und bei vielen Operationen bereits der Goldstandard.“ Generell haben die Patienten durch diese Operationsmethode geringere Schmerzen und erholen sich schneller. Dennoch muss sorgfältig abgewogen werden, wann ein solcher Eingriff und wann eine offene Operation angebracht ist.
Darüber hinaus werden in der Chirurgischen Klinik alle bisher etablierten Eingriffe an gutartigen entzündlichen und bösartigen Erkrankungen der inneren Organe weiterhin behandelt. Im Bereich der Allgemeinchirurgie gehören Operationen an der Schilddrüse, der Gallenblase, von Leisten- und Bauchwandbrüchen, von Blinddarmerkrankungen und Enddarmleiden dazu. In der Viszeralchirurgie werden alle Eingriffe bei gutartigen oder entzündlichen Erkrankungen der Eingeweide (zum Beispiel Magenerkrankungen, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Darmdivertikel) durchgeführt. Auch die Fortführung des Bereiches Thoraxchirurgie sei sichergestellt. Man konnte Prof. Dr. Hofmann vom Universitätsklinikum Regensburg als Kooperationspartner gewinnen, so Prof. Rau. Dadurch sei die Versorgung thoraxchirurgischer Patienten von der Indikationsstellung über die Operation, der postoperativen Nachsorge sowie einer Spezialsprechstunde am Klinikum Neumarkt wie bisher möglich.
Ein Symposium mit der Verabschiedung des bisherigen Chefarztes, der Vorstellung der neuen Chefärztin und den geplanten Abteilungskonzepten wird am 4.März im Festsaal der Residenz in Neumarkt stattfinden. Dazuw erden neben den Mitarbeitern vor allem niedergelassene Ärzte und umliegende Kliniken eingeladen.