NEUMARKT. Nach dem Schlüpfen wiegen die "Vögel des Jahres 2017" 28 Gramm und sehen aus wie kleine Federkugeln: junge Waldkäuze.
Jetzt haben sich Landesbund für Vogelschutz, die Waldbesitzervereinigung Berching-Neumarkt und das Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Neumarkt zu einer Wanderung mit dem Thema getroffen: Was kann der Waldbesitzer für den Waldkauz tun?
Trotz ungünstiger Witterung fanden sich etwa ein Dutzend Teilnehmer zu der Wanderung in das Waldgebiet Brenntenschlag zwischen
Neumarkt und Deining ein.
Georg Schrafl, Eulenexperte des LBV, erklärte Lebensweise und Lebensraum des
Waldkauzes. Der Waldkauz ist nach dem Uhu die zweitgrößte heimische Eule. Für
die Brut nutzt der Kauz verlassene Schwarzspechthöhlen. Hauptsächlich ernährt sich
der Waldkauz von Mäusen. Bei geschlossener Schneedecke verschmäht er aber
auch Kleinvögel nicht.
In dem zusammenhängenden Waldgebiet zwischen
Neumarkt und Deining sind neben dem Waldkauz auch der Uhu, der Raufußkauz,
der Sperlingskauz und die Waldohreule zu Hause. Die nähere Umgebung der beiden
Windkraftanlagen im Heiligenholz wird aber von einigen Eulen offenbar wegen des
von den Anlagen ausgehenden Lärms gemieden.
Aus den Ansprüchen des Waldkauzes an seinen Lebensraum ergeben sich auch die
Schutzmaßnahmen für den Vogel des Jahres: Daniel Rübens, Förster bei der WBV,
appellierte an die Waldbesitzer, Bäume mit Spechtlöchern stehen zu lassen. Diese
Bäume haben meistens keinen hohen wirtschaftlichen Wert, sind aber für Eulen,
Fledermäuse und viele andere Tierarten überlebenswichtig. Man solle deshalb
seinen Waldbestand vor der Entnahme von Bäumen möglichst gründlich
begutachten.
Die häufig verbreitete Annahme, man müsse den Wald von
wirtschaftlich wertlosen Bäumen säubern, ist nach Aussage von Rübens waldbaulich
überholt und schadet dem Wald als Lebensgemeinschaft.
In vielen Fällen können diese Bäume ohne weitere Gefahr für den Wald erhalten
bleiben.
Um den Eulen ein möglichst breites Nahrungsangebot zu verschaffen, ist zudem eine
hohe Strukturvielfalt im Wald wichtig. Harald Gebhardt, Leiter des Amtes für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, wies darauf hin, dass Mischwälder
gegenüber Fichten- und Kiefernmonokulturen eine höhere Artenvielfalt aufweisen.
Auch geschlossene Waldränder mit Laubholz und Sträuchern seien wichtig, ebenso
kleine Strukturelemente wie liegen gelassene Kronen von Kiefern oder Wurzelteller
umgestürzter Bäume.
Georg Schrafl führte die Eulenfreunde zu einem ihm bekannten Brutplatz des
Waldkauzes nahe des Weilers Thannbügl. Wegen des einsetzenden Regens ließ
sich der Kauz allerdings nicht blicken. Trotzdem bedankten sich die Teilnehmer der
Veranstaltung für die interessanten Informationen. Man war sich einig, dass
Naturschutz und Waldnutzung miteinander vereinbar seien. Voraussetzung sei aber
das Wissen der Waldbesitzer um die Lebensweise der im Wald vorkommenden
Tierarten. Deshalb wollen die Verbände die Zusammenarbeit fortsetzen.
Brut und Aufzucht des Vogels des Jahres 2017 kann übrigens jeder ab sofort hautnah mitverfolgen - nicht in den Deininger Wäldern, aber im Internet: Eine Webcam des LBV macht den intimen Einblick in die Bruthöhle eines Waldkauzpärchens möglich. Die Kamera sendet aus Kempten im Allgäu. Bereits seit 2006 brüten die Eulen dort jährlich im Nistkasten der LBV-Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu. Und auch für dieses Jahr sieht es gut aus: „Das Weibchen hat schon eine Nistmulde angelegt, es kann also nicht mehr lange bis zum Brutbeginn dauern“, weiß Thomas Blodau, der Vorsitzende der örtlichen LBV-Kreisgruppe. neumarktonline-Leser können hier in die Bruthöhle blicken.