So sollte das neue Gemeindehaus in Pölling aussehen, das der Pöllinger Architekt Distler im Stadtrat vorstellte
Grafik: Architekturbüro Distler
NEUMARKT. Ist das geplante und vom Stadtrat abgesegnete Pöllinger Bürgerhaus gestorben? Die Kirche will den für sie vorgesehenen Teil nicht bezahlen.
Im November letzten Jahres galt die Kampfabstimmung als Auftakt des Oberbürgermeister-Wahlkampfes. Der vermutliche CSU-OB-Kandidat Richard Graf hatte das Projekt "mit Herzblut" in den Stadtrat gebracht - der amtierende OB Thomas Thumann und seine UPW waren strikt dagegen.
Wie damals ausführlich berichtet, war nach erbitterten Streitgesprächen zwischen den Freien Wählern und den übrigen Parteien - vor allem der CSU - das 2,5 Millionen Projekt im Stadtrat bei einer 24:8-Abstimmung doch noch relativ deutlich durchgegangen.
Allerdings war bei der Abstimmung schon klar gewesen, daß die Kirche eine halbe Million für das Bürgerhaus im Neumarkter Stadtteil Pölling zuschießen müsse. Und danach sieht es jetzt gar nicht aus.
„Unsere Leute haben immer vor so einer wahnwitzigen Rechnung gewarnt“, umschrieb UPW-Fraktionschef Dr. Werner Mümmler eine Nachricht aus Eichstätt, dass die Diözese die anvisierten 500.000 Euro nicht bezahlen wird. Dies hätten Vertreter der Kirche der Stadtverwaltung in einem Gespräch mitgeteilt.
Die Kirche bezahle grundsätzlich nicht an Vereine, zudem sei die Notwendigkeit der Dimension anzuzweifeln, so laut Mümmler der Tenor aus Eichstätt.
Damit, so Mümmler, sei der von CSU und SPD gefasste Beschluss hinfällig und die geplante Fertigstellung zum Jubiläum kaum mehr machbar. Natürlich nahmen die Freien diejüngste Entwicklung als Steilvorlage im OB-Wahlkampf:„Richard Graf hat angekündigt, großspurig versprochen und vollständig versagt“, sagte Mümmler. Alle rechtlichen und wirtschaftlichen Warnungen von UPW und FDP habe man in den Wind geschlagen.
Angefangen habe dies bereits mit dem ersten Antrag im Stadtrat, als Graf von einem Kostenansatz für das Pöllinger Bürgerhaus von etwa 300.000 Euro sprach. Dies sei für alle tragbar und auch in anderen Stadtteilen vertretbar gewesen. Innerhalb kürzester Zeit habe sich dann durch „betriebswirtschaftlichen Nonsens von Graf“ eine Kostenexplosion ergeben mit einer Berechnungsgrundlage von etwa 2,5 Millionen Euro.
„Wer sich bereits bei seinem ersten Projekt um etwa 800 Prozent Prozent verrechnet, besitzt nicht die Fähigkeit für ein höheres Amt und soll um Himmels Willen nicht mit Finanzpolitik kokettieren“, heißt es von Dr. Mümmler in einer Pressemitteilung. Man könne nicht Projekte mit fremden Geld überplanen, den Leuten „das Blaue vom Himmel“ versprechen, und dann eine derartige
Bruchlandung erleiden.
Bewusste und systematische Irreführung und Verunsicherung der Bevölkerung dürften niemals der Anspruch für eine Kandidatur um das höchste Amt der Stadt sein, ob Wahlkampf herrsche oder nicht. „Auch sich vor die Leute hinzustellen, die Ganzjahresbadplanung zu torpedieren und unbegründete Ängste zu schüren , dann aber zwei Tage danach im Stadtrat dafür zu stimmen“ sei „unseriös und inkonsequent“.
Aktualisierung: Wenige Stunden nach der Veröffentlichung dieses Berichts in neumarktonline gab auch die CSU eine Stellungnahme ab (Bericht hier).