Reset-Taste beim Minijob: Einen Neustart für 450-Euro-Stellen fordert die Gewerkschaft
Foto: IG BAU
NEUMARKT. Damit der 450-Euro-Job nicht zur Falle wird: Die rund 11.900 Minijobber im Landkreis Neumarkt sollen bessergestellt werden.
Das fordert die
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt. Die IG BAU schlägt dazu eine Reform
der geringfügigen Beschäftigung vor. Demnach sollen Minijobs schon ab dem
ersten Euro in die Sozialversicherung einbezogen werden.
"Minijobs waren als
flexible und vorübergehende Lösung gedacht. Aber für viele Beschäftigte - etwa in
der Reinigung - sind sie langsam zum Dauerzustand geworden, aus dem sie nicht
mehr herauskommen", sagt Christian Lang von der IG BAU Oberpfalz. Eine Reform
sei deshalb "mehr als überfällig".
Nach aktuellen Angaben der Arbeitsagentur arbeiten im Landkreis Neumarkt allein in der Gebäudereinigung rund 510 Minijobber. Damit sind 64
Prozent aller Mitarbeiter der Branche geringfügig beschäftigt. "Viele von ihnen
haben seit Jahren keine Chance auf eine reguläre Stelle. Wegen fehlender Sozial-
und Rentenbeiträge sind sie stark von Altersarmut bedroht", sagte der IG BAU-
Bezirksvorsitzende. Betroffen seien insbesondere Frauen: Zwei Drittel aller
geringfügig Beschäftigten im Kreis Neumarkt sind laut
Arbeitsagentur weiblich.
Die IG BAU will gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB)
erreichen, dass der Chef künftig auch für einen Verdienst unter 450 Euro
Sozialabgaben zahlen muss. Die Gewerkschaft fordert eine neue "Gleitzone"
bereits vom ersten Euro an: Demnach sollen Arbeitgeber bei geringen Verdiensten
zunächst den Großteil der Sozialabgaben tragen. Erst bei einem Monatsverdienst
ab 850 Euro soll gelten: Chef und Arbeitnehmer zahlen zu gleichen Teilen.
Christian Lang nennt ein Beispiel: "Wer genau 450 Euro verdient, der müsste nach
dem Modell 13 Prozent Sozialabgaben bezahlen - der Chef trägt dagegen 29
Prozent." Für die Minijobber bringe das eine bessere soziale Absicherung. Für die
Unternehmen steige der Anreiz, prekäre Jobs durch vollwertige Stellen zu ersetzen,
so der Gewerkschafter.
Und auch für Rentner oder Studenten, die sich etwas hinzuverdienen wollen, bleibe
das Modell attraktiv. "Durch den geringen Beschäftigten-Anteil bei den
Sozialabgaben lohnt sich der Zuverdienst gerade unterhalb von 450 Euro weiterhin.
Zusätzlich erwerben sie höhere Ansprüche für eine Rente oder Arbeitslosigkeit",
sagte Lang.