Im Gesundheitsamt werden Kinder auf Hörprobleme getestet
NEUMARKT. Daß Kinder nicht hören wollen ist für Eltern keine neue Erkenntnis. Komplizierter wird es, wenn die Kinder echte Probleme mit den Ohren haben.
Am Neumarkter Gesundheitsamt untersucht eine heilpädagogische Förderlehrerin sieben Mal im Jahr Kinder, von denen Erzieher oder Eltern das Gefühl haben, sie hören nicht richtig.
Angestrengt horcht die vierjährige Jasmin in den Kopfhörer auf ihren Ohren hinein. Sie wartet. Erst wenn sie einen Ton hört, darf sie die bunte Holzfigur, die sie sich ans Ohr hält, in den Holzbus "einsteigen" lassen. Schummeln gibt es nicht. Denn das merkt die Frau, die dem Mädchen gegenübersitzt, sofort. Am Ende der Untersuchung ist klar: Jasmins Innenohr ist völlig in Ordnung, nur kommt der Schall nicht ungehindert dort an.
Doch Karin Hempe vom Zentrum für Hörgeschädigte in Nürnberg kann Jasmins Mutter beruhigen. Die Schwerhörigkeit ihrer Tochter ist vom Ohrenarzt leicht zu beheben. Die heilpädagogische Förderlehrerin kann im Neumarkter Gesundheitsamt oft helfen. Schließlich könnte ein schlechtes Gehör negative Auswirkungen auf die Sprachentwicklung eines Kindes haben.
Der Hörtest im Gesundheitsamt Neumarkt ist auf Kinder zugeschnitten. "Beim Ohrenarzt" wissen sie oft nicht, worauf sie achten müssen. "Ich übe vorher mit ihnen und nehme mir ein wenig mehr Zeit", sagte Hempe. Es mache einen großen Unterschied, ob ihr ein fünfjähriges Vorschulkind, ein zweieinhalbjähriges oder ein vierjähriges Kind mit einer Ent-
wicklungsverzögerung gegenübersitze.
Je nachdem, ob die Kinder noch im Kindergarten oder in der Schule sind, gestaltet sich der Ablauf der Tests unterschiedlich. Bei kleineren Kindern beginnt Hempe mit einer Lautüberprüfung. Sie lässt die Kleinen Gummitiere benennen. Denn ist die Sprachentwicklung normal, hören die Kinder in der Regel auch gut.
Neben einem Hörtest - dazu gehört eine Innenohruntersuchung - müssen Vorschulkinder auch einen Test über sich ergehen lassen, der zeigt, ob sie das Gehörte auch verarbeiten. Sie müssen Zahlenreihen oder Sätze nachsprechen, Silben klatschen, Wortfamilien oder Reime erkennen. Schulkinder werden einem Lautdifferenzierungstest unterzogen. Der Unterschied zwischen "kriechen" und "Griechen" ist dabei ebenso wichtig wie zwischen "Kirche" und "Kirsche".
In den meisten Fällen stellt Karin Hempe eine Schallleitungsschwerhörigkeit fest. Sie ist mit Medikamenten oder einem kleinen Eingriff behandelbar. Eine Innenohrschwerhörigkeit komme selten vor. Auch bei den Wahrnehmungstests schneiden die Kinder eher normal ab - allerdings sind diese Tests nicht ganz aussagekräftig. Bei ihrem Beratungstag kann Hempe nur einen Teil der notwendigen Tests durchführen.
Eine Anmeldung zum nächsten audiologischen Beratungstag am 13.September ist beim Gesundheitsamt unter Telefon 09181/470-504 möglich.