Zahl der Zweitjobber verdoppelt


Zweitjobber gibt es im Landkreis Neumarkt vor allem in der Gastronomie
Foto: NGG
NEUMARKT. Immer mehr Zweitjobber: Rund 4600 Menschen im Landkreis Neumarkt haben neben dem Haupterwerb noch einen Minijob - mehr als doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren.

Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die Gewerkschafter berufen sich dabei auf neueste Zahlen des Arbeitsamtes.

Besonders verbreitet sind Zweitjobs demnach im Gastgewerbe: 650 geringfügig Beschäftigte arbeiten in der Branche im Landkreis Neumarkt zusätzlich zu einer sozialversicherungspflichtigen Stelle. Gegenüber 2007 stieg ihre Zahl um 88 Prozent. Auch in Bäckereien sind Minijobs laut Gewerkschaft insbesondere im Verkauf stark verbreitet.


Regina Schleser, Geschäftsführerin der NGG Nürnberg-Fürth, spricht von einem "alarmierenden Trend". Es könne nicht sein, dass immer mehr Menschen mit einem normalen Arbeitsverhältnis nicht über die Runden kommen. Auf den ersten Blick verzeichne der Arbeitsmarkt im Landkreis Neumarkt steigende Beschäftigungsquoten. "Doch die hohe Zahl der Zweitjobber zeigt, dass nicht alles Gold ist, was auf dem Arbeitsmarkt glänzt", so Schleser.

Mit Blick auf das Gastgewerbe kritisiert die Gewerkschafterin, die Branche dürfe nicht zur bloßen Minijobber-Domäne werden. "In Hotels, Pensionen und Restaurants brauchen wir mehr gelernte Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte. Aushilfen können auf Dauer keine Fachkräfte ersetzen." Schon heute seien die Klagen über fehlende Köche und Oberkellner groß. Doch die gewinne man nur, indem man gute Löhne zahle.

Dringenden Handlungsbedarf sieht die Gewerkschaft auch bei der Politik. Wenn laut Arbeitsamt im Landkreis Neumarkt mittlerweile gut jeder zehnte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Nebenjob hat, "dann ist hier etwas aus dem Ruder gelaufen", sagte Schleser. Der gesetzliche Mindestlohn sei zwar ein erster wichtiger Schritt gewesen, um extreme Niedriglöhne abzuschaffen. Doch mit derzeit 8,84 Euro pro Stunde liege die Untergrenze zu niedrig, um davon allein als Vollzeit-Beschäftigter etwa eine bezahlbare Wohnung in der Stadt zu finden.

Schleser plädiert dafür, dass Unternehmen etwa im Gastgewerbe oder im Nahrungsmittelhandwerk die dort ausgehandelten Tarifverträge einhalten - unabhängig davon, ob der Chef Mitglied des jeweiligen Arbeitgeberverbandes ist oder nicht. Dies lasse sich gesetzlich leicht regeln.

"Zugleich muss sich die nächste Bundesregierung dringend um die Rente kümmern. Ein Großteil der Menschen, die heute auf einen Zweitjob angewiesen sind, wird im Alter mit Armutsbezügen leben müssen. Hier brauchen wir eine Haltelinie nach unten", sagte Schleser.
20.10.17
Neumarkt: Zahl der Zweitjobber verdoppelt
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