Mit dem Energiespardorf des BN konnten die Jugendlichen das Stromverbrauchsverhalten eines Dorfes mit 8000 Einwohnern simulieren
Foto: Christoph Kamper
NEUMARKT. Eine Woche lang existierte im Landkreis ein neues Dorf mit 100 Häusern und rund 8000 Menschen - allerdings nur in den Köpfen von Schülern.
An der Mittelschule Weinberger Straße konnten bei dem Projekt "Energiespardorf" des Bundes Naturschutz acht Klassen experimentieren, wie ihre täglichen Gewohnheiten zum Energieverbrauch beitragen.
Organisiert hatte diese Woche Matthias Gmeiner, Umweltfachberater für die Grund- und Mittelschulen im Landkreis. Es war zwar keine offizielle "MINT-Veranstaltung", doch ist das Energiespardorf-Projekt des BN "gelebtes und praktiziertes Handeln mit Technik, Physik, Biologie, Chemie, Informatik und Mathematik", so Alfons Greiner vom Bund Naturschutz.
Der zentrale Teil des "Energiespardorfes" ist ein „Spielbrett“ von sechs Metern Länge und anderthalb Metern Breite. Darauf befinden sich 20 Häuser, eine Kirche und eine Fabrik und es ist von Feldern, Wiesen, Wald und Moor umgeben. Jedes der Häuser steht für etwa 100 Häuser in der Wirklichkeit und alle Aktivitäten werden vom Computer auf ein 8000-Einwohner-Dorf hochgerechnet - das entspricht im Landkreis Neumarkt etwa den Gemeinden Postbauer-Heng oder Ber). Mit dem "Energiespardorf" sollten die Schüler erfahren, was der Einsatz von Strom im Haushalt für Folgen hat.
Durchgeführt wurden diese Unterrichtsprojekte von, Energiereferenten beim BN in Neumarkt, Alfons Greiner. Er verwies darauf, dass die Schüler gerade das machen, was in Bonn bei der Weltklimakonferenz im großen Stil diskutiert wird und erfolgreich abgeschlossen werden sollte. Schließlich gehe es darum, ob in 30 Jahren die Bewohner vieler Südseeinseln noch in ihrer Heimat leben können oder ob diese im Meer versinkt. Ein gleiches Schicksal drohe 50 Millionen Einwohner von Bangladesh und selbst vielen Großstädten in Florida und vielen anderen Regionen.
Nachdem die Problematik des Klimawandels durch Kohlenstoffdioxid aufgezeigt worden war, ging es mit konkreter Physik weiter. Wer wollte, konnte auf einem „Energiefahrrad“ selbst Strom für eine Glühbirne erzeugen und feststellen, dass dies wesentlich leichter geht, wenn er auf LED umschaltet. Besonders kräftig strampeln mussten die Jungen und Mädchen allerdings, als es darum ging, eine Tasse Wasser in einem Wasserkocher zu erwärmen.
Dann ging es ans Energiespardorf. Hier wurden alle Häuser mit dem ausgestattet, was das tägliche Leben angenehm macht: Fernseher, Computer, Spielekonsolen, Licht, Kühlschrank, E-Herd, Waschmaschine und vielen weiteren elektrischen Geräten. Alle Verbräuche wurden per Computer erfasst und konnten ständig per Beamer-Projektion verfolgt werden. Parallel dazu wurde auch immer wieder der CO2-Verbrauch eingeblendet.
Mit 7000 Tonnen CO2 trug das Dorf erheblich zur Klimaerwärmung bei und es sollte den Schülern klar wrden, dass so das Steigen des Meeresspiegels nicht aufgehalten werden könne. Aber sie hatten ja bereits selbst erfahren, dass die LED viel weniger Energie verbrauchen als Glühlampen – also wurde als erste Maßnahme der Austausch angeregt. Die Stromkurve fiel sofort um etwa zehn Prozent. Danach folgten der Einsatz energiesparender Fernseher und Kühlschränke.
Alfons Greiner erklärte das das Energie-Effizienz-Label, das in der EU gesetzlich vorgeschrieben ist. Hier konnten Schüler wieder ihre eigenen Erfahrungen einbringen. Am Ende erbrachten die Energieeinsparungen und Energie-Effizienz-Steigerungen eine Reduzierung von 40 Prozent sowohl beim Stromverbrauch wie auch bei den Stromkosten und beim CO2-Ausstoß. Aber Alfons Greiner gab sich damit nicht zufrieden: „ Die Bewohner der Fidschi-Inseln sind damit immer noch nicht gerettet. Wir müssen noch weiter runter beim CO2.“
Auch darauf hatten die Schüler Antworten: Solarenergie, Windkraft, Biogas und Wasserkraft wurden genannt. Also wurden PV-Module auf die Häuser gesetzt und da dies noch nicht reichte, wurden zwei Windräder aufgebaut. Hier gab es dann die größten Ahs und Ohs: Der Stromverbrauch und damit der CO2-Verbrauch gingen ins Negative. Und hier kam die Erkenntnis von den Schülern: „Den überschüssigen Strom können wir ja jetzt an die Nachbargemeinde verkaufen“. Gleichzeitig wird auch diese frei von CO2-Emissionen.
Damit hatten die Schüler in einem mehrstündigen Projekt selbst ihr Dorf in eine Mustergemeinde umgewandelt mit den drei E: Energiesparen, Energieeffizienz und Erneuerbare Energie. Viele Schüler hätten gerne noch weitergemacht und die Lehrer zeigten sich begeistert von diesem Projekt, das vor fünf Jahren entwickelt worden ist und vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft gefördert wird.
Die nächsten Anmeldungen liegen bereits vor, so dass das Energiespardorf nicht zum letzten Mal Station in Neumarkt gemacht hat.