Facharbeiter in der Bauwirtschaft zu finden, wird laut einer aktuellen Statistik immer schwieriger
Foto: IG Bau
NEUMARKT. Betonbauer gesucht: Die Bauwirtschaft im Landkreis Neumarkt steuert nach Gewerkschafts-Angaben auf
einen immer größeren Fachkräfte-Engpass zu.
96 Stellen in der Branche waren hier im
vergangenen Jahr durchschnittlich länger als drei Monate unbesetzt – 39 Prozent mehr als
noch im Vorjahr. Das hat die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mitgeteilt.
Die IG
Bau beruft sich dabei auf eine Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit. Insgesamt
waren im Landkreis Neumarkt demnach im Jahresmittel 161 offene
Bauarbeiter-Jobs gemeldet.
„Während die Baukonjunktur so gut dasteht wie zuletzt Ende der 1990er-Jahre, finden
heimische Unternehmen oft keine Fachleute mehr“, sagt Christian Lang. Der
Bezirksvorsitzende der IG Bau Oberpfalz nennt den Trend ein „Alarmsignal“. Vom
Zimmerer bis zum Estrichleger fehlten in der Region Spezialisten in nahezu allen
Bausparten.
Lang sieht dafür einen doppelten Grund: „Einerseits haben viele Firmen trotz anziehender
Auftragslage ihre Personaldecke in den letzten Jahren nicht ausreichend aufgestockt.
Andererseits hat der Bau mit einem großen Nachwuchsproblem zu kämpfen. Zwar
verdienen Azubis hier mehr als in allen anderen Branchen – doch immer mehr
Schulabgänger zieht es an die Uni.“
Ende 2017 zählten die Sozialkassen der Bauwirtschaft
im Landkreis Neumarkt 96 neue Ausbildungsverträge.
Die IG Bau schlägt vor, in Schulen verstärkt für eine Handwerksausbildung zu werben.
„Vielen gilt ein Studium als Nonplusultra – obwohl Karriere- und Verdienstchancen in der
Bauwirtschaft oft mindestens genauso gut sind“, so Lang.
Aber auch die Betriebe seien
gefordert: „Sie sollten auf Qualität und gute Arbeitsbedingungen setzen. Subunternehmen
und Billigheimer aus dem Ausland kommen die Branche am Ende teuer zu stehen. Sie
senken letztlich die Standards“, so der Bezirksvorsitzende.
Das beste Rezept gegen den Fachkräftemangel sei dabei, den Beschäftigten ein
ordentliches Auskommen und gute Arbeitsbedingungen zu bieten. So fordert die IG Bau in
der aktuellen Tarifrunde sechs Prozent mehr Lohn und die Bezahlung von Fahrzeiten.