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Neuerscheinungen und Lese-Tipps



Auf gute Nachbarschaft

NEUMARKT. Die Themenausstellung der Neumarkter Stadtbibliothek steht im Juli ganz unter dem Motto "Auf gute Nachbarschaft",

Dabei beschränkt sie sich nicht auf den Blick über den Gartenzaun. Sie soll auch die europäischen Nachbarn mit einschließen, ebenso die vielen Menschen, die aus weit entfernten Ländern zu uns kommen und erst zu Nachbarn werden wollen.
  • Mehr als ein Bildband ist "Wir sind Europa". Fotograf Uwe Ommer und Autorin Regine Feldgen haben 267 Jugendliche und ihre Familien in 40 Ländern in ihrer privaten Umgebung fotografiert und interviewt. Herausgekommen ist ein buntes Kaleidoskop, das deutliche Unterschiede zwischen Ländern und Kulturen offenbart, aber auch zeigt, wo wir alle ähnlich ticken.
  • "Was ist los mit dir, Europa?" fragt Papst Franziskus und nach ihm der Sozialethiker Friedhelm Hengsbach: Nationalistische Strömungen durchkreuzen den Zusammenhalt, der Asylstreit lässt die einzelnen Staaten auseinanderdriften. Um dem Kontinent in der globalen Welt wieder eine Stimme zu geben, fordert er ein radikales Umdenken, zum Beispiel Lebensperspektiven für die Jugend Süd- und Osteuropas sowie faire Beziehungen zu Entwicklungsländern statt Handelsabkommen zugunsten der westlichen Industrienationen.
  • "Warum Europa eine Republik werden muss!" Unter diesem Titel legt Ulrike Guérot dar, dass die EU in ihrer derzeitigen "Verfasstheit" die aktuellen Krisen nicht lösen kann und ohne einen politischen Überbau scheitern wird. Mutig tritt sie für eine institutionelle, territoriale und wirtschaftliche Neuordnung ein. Dazu gehören eine europäische Regierung mit wenigen Ministerien und statt Nationalstaaten selbständige Regionen wie Bayern, Schottland, Katalonien.
  • Mit "Europäisch für Anfänger" nähert sich Stephen Clarke dem Thema in erfrischend witziger Romanform an. Ein in Frankreich lebender Engländer soll als Assistent seiner Ex-Geliebten den Briten die Vorzüge der EU und die Nachteile eines Brexit vor Augen führen. Das geht natürlich herrlich schief angesichts des absurden Politikbetriebs in Brüssel, schöner Frauen und belgischem Bier.
  • "Willkommensstadt" von Daniel Fuhrhop lenkt den Blick auf neue Nachbarn. Weil mancherorts Dörfer und Städte veröden, während in Ballungsräumen Mieten oder Wohneigentum unerschwinglich werden, ruft er nach neuen Konzepten. Dient es der Integration, neu Zugezogene anhaltend von Alteingesessenen zu trennen? Brauchen wir wirklich mehr Wohnungen und Siedlungen? Kann man nicht stattdessen vorhandene Gebäude (um)nutzen, Bausubstanz bewahren, Ressourcen schonen und Menschen in lebenswerten "Wohn-Orten" zusammenführen?
  • Ganz konkret wird "Unter einem Dach - Ein Syrer und ein Deutscher berichten". Henning Sußebach und seine Familie haben einen jungen Flüchtling in ihr Haus auf und die damit verbundenen Herausforderungen auf sich genommen. Die reichen von unterschiedlichen Erwartungen bis zu Regeln des Alltags, der Religion und selbst des Speiseplans. Das Fazit: Das Zusammenleben unter einem Dach hat alle verändert und bereichert.
  • In "Die Angst vor den anderen" geißelt Zygmunt Bauman die weit verbreitete bewusste Panikmache in der Politik, die in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen bestehende Ängste schürt. Ebenso kritisch analysiert er die Unsicherheiten unserer sich wandelnden Welt und den darauf reagierenden Rechtspopulismus.
  • "Über Land" ist ein spannend und tiefgründig erzählter Roman von Hannah Dübgen. Er beginnt mit einem harmlosen Fahrradunfall und endet mit dramatischen Veränderungen im Leben einer irakischen Asylbewerberin, einer Berliner Ärztin und ihres indischen Freundes.
  • Nun aber doch noch zum Gartenzaun, dem direkten Nachbarn. "Ein Mann namens Ove" von Fredrik Backman liegt als Roman, Hörbuch und DVD vor. Ove ist ein mürrischer Eigenbrötler, dessen goldenes Herz sich erst offenbart, als eine schwedisch-iranische Familie in das Reihenhaus nebenan einzieht. "Hausbesuche" von Stephanie Quitterer erzählt von einer jungen Mutter, die sich bei den Nachbarn in einem Berliner Kiez zum Kaffeekränzchen einlädt und die Erfahrung macht: Skurriler geht immer!
  • In dem Krimi "Tödliche Nachbarschaft" von Viveca Sten (Buch + Hörbuch) baut ein Investor ein pompöses Strandhaus, das vielen Einheimischen ein Dorn im Auge ist. Mit einem feudalen Einweihungsfest hofft er, die Wogen zu glätten, doch die Party endet in einer Katastrophe. Soweit muss es nicht kommen, zeigt der Ratgeber "Nachbarschaftsrecht" von Kathrin Gerber, der alle Fragen zu Baunachbarrecht, Geruchsbelästigung, Grenzverlauf, Lärm, Tierhaltung und Wegerecht beantwortet.

In Szene gesetzt

NEUMARKT. Unter der Schlagzeile "In Szene gesetzt - Alles rund um die Fotografie" rückt die Stadtbibliothek im Juni ein wunderbares Medium in den Blickpunkt. Denn ein Wunder ist es wirklich, was die Kamera vollbringt: Im Bruchteil einer Sekunde löst sie aus - und hält jedes Detail eines Bildes für die Ewigkeit fest.
  • Das Standardwerk "Die Geschichte der Fotografie" von Tom Ang vollzieht den Weg des Mediums nach, von den technischen Anfängen bis zu den gesellschaftlichen und politischen Einflüssen. Über 1500 Bilder berühmter Fotokünstler sind der ideale Begleiter auf dieser spannenden Reise durch die Zeit.
  • "Ein Tag auf der Welt: 1000 Fotos, 165 Länder". Dieser Bildband hält das Ergebnis eines der größten Fotografie-Projekte aller Zeiten fest: Am 15. Mai 2012 richteten Zehntausende Menschen ihre Kameras auf das alltägliche Leben in ihrer Umwelt. Darunter waren Astronauten und Hausfrauen, Ärzte und Politiker, Journalisten und Studenten, Profis und Laien. Das so entstandene historische Dokument spiegelt das Leben im 21. Jahrhundert in all seiner Vielfalt wider.
  • "Die kreative Fotoschule - endlich fotografische Zusammenhänge verstehen" von Markus Wäger befreit von zu viel Technik und konzentriert sich auf die entscheidenden vier Schritte zu gut gestalteten Fotos: Perspektive, Schärfe, Belichtung und Komposition. Der Band "Bildgestaltung" von Harald Franzen zeigt mit eindrucksvollen Beispielen, wie motivgerechte Gestaltung und überlegte Inszenierung zu kreativen Ergebnissen führen.
  • "Digitalfotos - ganz einfach!" von Frank Treichler wendet sich an PC-Nutzer, die hobbymäßig fotografieren. Die Anleitung ist visuell ausgerichtet und vermittelt das Vorgehen von der Speicherung über die Bearbeitung bis zur Ausgabe von Digitalfotos mit den Bordmitteln eines Windows-10-Computers.
  • Auch ganz auf spezielle Anlässe ausgerichtete Ratgeber hat das Bibliotheksteam bereitgelegt. Dazu gehören "Grundlagen Hochzeitsfotografie", "Baby- und Kinderfotografie", ""Tierfotografie" und "Porträtfotografie" Jeder Band ist von Profi-Fotografen praxisnah und anschaulich gestaltet.
  • Wer sich selbst gekonnt in Szene setzen möchte, trifft mit "Perfektes Posing mit System: Der Praxisleitfaden für Fotografen und Models" auf ein leicht erlernbares System für perfektes Posing. Wie erarbeiten Fotograf und Model gemeinsam natürliche und elegante Posen? Wie vermeiden sie Fehler? Welche Posen sind bei welchem Anlass die richtigen? Alle diese Fragen beantwortet sachkundig Roberto Valenzuela.
  • Das eigene Leben und das von Menschen, die einem nahestehen, mit der Kamera festhalten - dazu verhilft im Stil von Blogs das Buch "DYI PHOTO PROJEKTS: 95 geniale Photocraft-Ideen für dein Leben in Bildern". Elsie J. Larson und Emma Chapman bieten Blogger- und Foto-Einsteigerinnen genau die für diese Zielgruppe richtigen Tipps.
  • In "Mit Drohnen fotografieren und filmen" gibt Eric Cheng einen Überblick über die neuen Möglichkeiten der Luftbildfotografie. Er stellt die für Kameraflüge notwendige Ausrüstung vor, erklärt die zum Bedienen einer Kameradrohne erforderlichen Techniken und zeigt, wie man sein fliegerisches Können auf diese neue Aufgabe ausrichten kann.
  • Als Hörbuch und Buch liegt "Der Tod des Fotografen" vor, ein Krimi, dessen Autor Spannung garantiert: Henning Mankell. Wie ein Krimi liest sich auch "Tabu" von Ferdinand von Schirach, ein Roman, in dem Fotos und Video-Installationen eine wichtige Rolle spielen. Freunde des historischen Thrillers kommen mit Mathias Gatzas "Augentäuscher" voll auf ihre Kosten.

"Supermama" am Muttertag

NEUMARKT. Mit dem Motto "Supermama" plappert die Stadtbibliothek nicht etwa nach, was zum Muttertag landaus, landein in vielen Variationen zu hören ist, sondern will diese Aussage auf vielfältige und teilweise sehr überraschende Weise mit ihrer aktuellen Buchausstellung belegen.
  • "Wer sind diese Kinder und warum sagen sie Mama zu mir?" fragt Daniela Oefelein und lässt ihre Leserinnen von der Schwangerschaft bis zum Schuleintritt ihrer beiden Kinder am Familienalltag teilhaben, dem laut Untertitel "beschissen schönen Elternsein". In "Papa kann auch stillen" schildert Stefanie Lohaus, wie es gelingt, die gemeinsame Elternschaft wörtlich zu nehmen, nämlich Hausarbeit und Kindererziehung zu gleichen Teilen zwischen Vater und Mutter aufzuteilen.
  • "Geht alles gar nicht" überschreiben die Zeit-Journalisten Marc Brost und Heinrich Wefing ihre Interview-Sammlung zum Thema Familie und Beruf. Sie bekamen Antworten wie "Die Wahrheit ist: Es ist die Hölle. Wir sind permanent müde, ständig nervös". Zwar erzählten alle vom Glück, Kinder zu haben, aber auch vom Schmerz, zu wenig Zeit für diese Kinder zu haben. Auch Susanne Garsoffky und Britta Sembach wenden sich gegen "Die Alles ist möglich-Lüge". Ihr Fazit: Wer Familie und Beruf gleichzeitig leben will, zahlt einen hohen Preis.
  • Der Titel "Karriere im Eimerchen?" deutet an, dass Nina Puri das Thema stattdessen satirisch aufgreift. Gekonnt beschreibt sie Mütter, die sich allen anderen Müttern gegenüber wie ein pädagogisches Zentralorgan aufführen, geißelt die Atmosphäre zwischen Zuhausebleib-Müttern, Teilzeitjob-Müttern und Vollzeit-Müttern und empfiehlt für das Überleben in mütterlichen Netzwerken einen kugelsicheren Still-BH.
  • "Mama macht mal Pause" taugt dagegen als Mutmacher. Die Autorin Nina Weber hat 120 Zehn-Minuten-Ideen zusammengestellt, wie gestresste Mütter ihre körperliche und mentale Fitness zurückgewinnen, zur Ruhe kommen und wieder Kraft tanken können. Die bunte Mischung enthält Meditation, Yoga, Traumreisen, kreatives Schreiben, Malen, aber auch kreative Pausen und Wellness.
  • In "Club der Töchter" von Natasha Fennell treffen sich neun Frauen als Selbsthilfegruppe mit dem Ziel, das Verhältnis zu den Müttern zu verbessern. Der Untertitel "Zehn Dinge, die man mit seiner Mutter tun sollte, ehe es zu spät ist" gibt die Richtung zu mehr Gelassenheit und Verständnis vor. Werner Dopfer geht mit "Mama-Trauma" ein ganz anderes, wieder berufsbezogenes Problem an: Er sieht in Frauen die besseren Führungskräfte. Weil viele Mütter ihren Söhnen aber mit auf den Weg geben, sie wären die Allergrößten, kommen die dann häufig mit Chefinnen nicht klar.
  • Nicht fehlen dürfen Geschenkideen zum Muttertag. Als "Geschenke im Glas" eignen sich nicht nur feine Marmeladen und andere Leckereien, sondern auch hübsche Kleinigkeiten fürs Bad oder Dekoratives für die Wohnung. Kulinarische und dekorative "Geschenke aus der Natur" sind natürlich selbstgemacht und etwas für geschickte Bastler. "Putz- und Waschmittel selbst gemacht" ist keine Aufforderung, endlich mal wieder sauberzumachen, sondern bietet Überraschungen wie Backofenreiniger mit Minzduft, Holzreinigerspray mit Grapefruitaroma oder Weichspüler mit Mandelduft.
  • Wenn die Mama zum Muttertag vielleicht nur ganz entspannt ein wenig lesen möchte, hilft ein Griff zu den Romanen. Aber Vorsicht, da liegt nicht nur leichte Kost bereit! "Jeder Tag ist Muttertag" von Hilary Mantel ist eine pechschwarze Komödie mit einer geistig behinderten und plötzlich schwangeren Tochter als Hauptperson. In "Muttermale" von Arnon Grünberg kommt ein Psychiater auf die wahnwitzige Idee, eine schwer gestörte Patientin als Pflegerin für seine alte Mutter einzusetzen. Geradezu ein Horrotrip ist André Mumots "Muttertag", in dem eine okkulte Sekte mittels kranker und missgestalteter Menschen Kontakt zu höheren Mächten aufnehmen will.
  • Dann vielleicht doch lieber locker-komödiantisch wie "In Unterzahl" von Eva Sommer? Da klappt es bei einem Ehepaar nicht mit dem Kinderkriegen trotz Fruchtbarkeits-App und äußerstem Einsatz des Partners. Deshalb adoptieren die beiden ein kleines Mädchen aus Äthiopien - nicht ahnend, dass die Dame des Hauses längst mit Zwillingen schwanger ist. Ein ungetrübter Lesespaß sind auch "Ziemlich unverbesserlich" und "Ziemlich unverhofft" aus der flotten Feder von Frauke Scheunemann.

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ISSN 1614-2853
21. Jahrgang