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ISSN 1614-2853
5. Jahrgang

neumarktonline Dokumentation

"Vergelt’s Gott"

Predigt von Bischof Dr. Walter Mixa beim Pontifikalrequiem zum Gedenken an den Hl. Vater, Papst Johannes Paul II.

1. Der Papst als Mensch unter Menschen

Es ist nicht immer so deutlich ausgesprochen worden, dass es für alle Menschen erfahrbar geworden ist: Der Papst hat aus seinem höchsten Dienstamt für sich selbst keine herrschaftlichen Verhaltensweisen übernommen, sondern ist immer in einer beeindruckenden Weise bescheiden und ganz offen für den Menschen gewesen. Wenn auch von nicht wenigen - besonders in Deutschland - seine über hundert Auslandsreisen kritisiert worden sind, so ging es dem Papst nie um irgendeine Form der Selbstdarstellung, sondern es ging ihm immer um die Begegnung mit den Menschen. Er suchte die Begegnung mit den Verantwortlichen in der Politik und in der Wirtschaft, genauso wie die Begegnung mit Kindern und Jugendlichen und mit den Erwachsenen in ihren alltäglichen und beruflichen Situationen. Für uns in Nordeuropa ist es kaum vorstellbar gewesen, dass er durch seine Pastoralreisen zu den Völkern in anderen Erdteilen, besonders in den sogenannten unterentwickelten Erdteilen oder Ländern der Dritten Welt, den Menschen dort eine sehr große „Ehre“ erwiesen hat. Die Menschen dieser Länder haben keine Vorstellung vom fernen Europa, geschweige, dass sie sich eine Auslandsreise nach Rom hätten leisten können, um dem Oberhaupt der katholischen Kirche begegnen zu können. Um so mehr hat der Papst die Herzen der Menschen bewegt, indem er in einer selbstverständlichen Weise zu ihnen gekommen ist. Er hat nicht nur Gottesdienste mit einer großen Anzahl von Gläubigen und in einer begeisterten Atmosphäre gefeiert, sondern er hat sich in gleicher Weise um die politischen und sozialen Belange der einzelnen Länder im wahrsten Sinne des Wortes „gekümmert“. Unerschrocken und ohne jede falsche Diplomatie ist er gegen die Ausbeutung und Benachteiligung der sogenannten geringeren sozialen Schichten in der Bevölkerung eingetreten. Unermüdlich hat er sich gerade bei diesen Auslandsbesuchen eingesetzt für einen größeren „sozialen Ausgleich“ und hat unerschrocken die wenigen wohlhabenden Gruppierungen der einzelnen Völker ermahnt, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen, damit die Schere zwischen Reich und Arm nicht noch weiter auseinander klafft.

Dieser Einsatz war vor allem von der Überzeugung bestimmt, dass Gott für jeden Menschen ein menschenwürdiges Leben auf dieser Welt will, weil jeder Mensch dem anderen gleichwertig gegenüber steht. Eine gerecht eingesetzte und zielstrebig durchgehaltene Weltwirtschaftspolitik, so sagte der Papst mit Recht, könne wesentlich dazu beitragen, dass keine Menschen mehr vor Hunger sterben müssten. Nicht nur das geistige und seelische Wohl des Einzelnen lag dem Papst am Herzen, sondern auch das körperliche, so dass er ganzheitlich den Menschen in seiner Personwürde ansprechen wollte und für jeden Menschen den ihm gebührenden Respekt gefordert hat.

Bei den vielen Begegnungen, die ich persönlich und mit kleineren und größeren Gruppen unserer Diözese mit dem Hl. Vater hatte, waren es für mich und die anderen immer wieder die Erfahrungen, einem sehr gütigen und väterlichen Menschen zu begegnen. Meine persönlichen Gespräche waren stets von einer vertrauensvollen Atmosphäre gekennzeichnet; von störenden Protokollen war nichts zu spüren, so dass ich den Eindruck hatte, ich würde mit einem liebenswürdigen und aufmerksamen Vater im Gespräch sein.

2. Der Papst als „Beter“

Für aufmerksame Beobachter und Mitfeiernde bei Gottesdiensten und anderen Begegnungen wie bei Audienzen im größeren und kleineren Ausmaß war es direkt spürbar, dass der Papst ein sehr „innerlicher Mensch“ gewesen ist. Wer bei seinen heiligen Messen in der Privatkapelle mitfeiern konnte, musste davon bewegt sein, wie intensiv und auch lange der Papst vor Beginn der heiligen Messe gebetet und bewusst nach der Verkündigung des Evangeliums und nach dem Empfang der heiligen Kommunion eine längere Gebetsstille eingehalten hat. Selbst bei der Begegnung mit vielen Menschen im Rahmen der Audienzen konnte man spüren, dass der Papst immer wieder in der Zwiesprache war mit seinem Herrn und Gott. Für ihn ist Gott der Vater, der menschgewordene Gottessohn Jesus Christus und die Kraft des Heiligen Geistes eine ihn ganz und gar durchdringende Wirklichkeit gewesen. Das Wort des Paulus aus dem 2. Kapitel des Galaterbriefes hat er in selbstverständlicher und ungekünstelter Weise gelebt: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir!“ Diese Grundeinstellung, in der Freundschaft mit Jesus Christus zu bleiben, aus der Kraft des Heiligen Geistes zu leben und zu wirken, hat ihm bis ins hohe Alter, bis in die leidvolle Erfahrung seiner Krankheiten und seiner Gebrechlichkeit eine ungeheure Kraft gegeben. Eine Kraft, die ihn immer wieder in übertragenem Sinn aufstehen ließ, und die Aufforderung zum Jubiläumsjahr 2000 hat er selbst beispielhaft wahrgemacht: „Duc in altum - Fahrt hinaus auf die hohe See und werft die Netze aus!“ Diese spürbare innere und auch nach außen hin so überzeugend wirkende Christusverbundenheit ist für alle Christen ein überzeugendes und zugleich anziehendes Beispiel gewesen; besonders für die Ordensleute und Diakone, für die Priester und Bischöfe, für alle, die in irgendeiner Weise im Religionsunterricht, in der Verkündigung im seelsorglichen Wirken Verantwortung übernommen haben.

Dieses Beispiel der geistlichen Grundeinstellung, der treuen und liebenden Verbundenheit mit dem dreifaltigen Gott, eine Verbundenheit die das ganze Leben geprägt hat, ist und bleibt für uns alle eine ganz große Verpflichtung, die wir selbst in unserem Leben immer wieder neu verwirklichen müssen und deren Fruchtbarkeit wir dann ganz sicher auch erfahren werden.

3. Der Papst als „Prophet“

Durch seine zuinnerst geistliche Grundeinstellung kann und muss dieser Papst auch als „Prophet“ bezeichnet werden! Sein prophetischer Dienst kann in gebotener Kürze in einer dreifachen Weise umschrieben werden:

Für den Papst ist Jesus Christus, der menschgewordene, der gekreuzigte und auferstandene Herr, Inhalt und Ziel jedes menschlichen Lebens gewesen. Ohne irgendwelche „ideologischen“ Vorstellungen zu fördern, hat er immer und überall auf den menschgewordenen Gottessohn gezeigt, entsprechend der Aussage von Joh 3,13-15. Bei einem nächtlichen Gespräch sagt Jesus dem Schriftgelehrten Nikodemus: „Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder der glaubt, in ihm das ewige Leben hat.“

Der am Kreuz in einer grausamen menschlichen Qual erhöhte Jesus von Nazareth und der durch die sieghafte Auferstehung zu Gott heimgeholte und als Sohn Gottes Bestätigte ist der, auf den alle Menschen schauen müssen. Wie Maria für den Papst das große Vorbild der glaubenden Frau war und wie Johannes der Täufer hat er unermüdlich auf Jesus Christus gezeigt und alle, besonders die Jugendlichen, eingeladen, ihm ihr Vertrauen, ihre Freundschaft und ihre Liebe zu schenken. Diese Tatsache hat seit 1986 alle Weltjugendtage bestimmt, und die Jugendlichen waren zu Recht überzeugt, in diesem Papst einen sehr väterlichen Menschen und zugleich auch einen Boten für Jesus Christus und für ein gelingendes Leben zu erfahren.

Der prophetische Dienst dieses Papstes zeigte sich vor allem auch darin, dass er ohne Verlust der umfassenden katholischen Wahrheit bemüht gewesen ist, mit den Christen aller Konfessionen zu einer größeren Erkenntnis in der Wahrheit und auch in der kirchlichen Gemeinschaft zu kommen. Gleichzeitig hat er aber immer wieder betont, dass nie und nimmer aus falscher Rücksichtnahme Kompromisse eingegangen werden dürften, die die ursprüngliche Botschaft Christi und die apostolische Glaubenslehre verfälschen könnten.

Seine Versöhnungsbitten während des Hl. Jahres gegenüber allen, die von Christen Unrecht erfahren haben, bleiben unvergessen. Wie bedeutende jüdische Journalisten feststellten, bleibe der Gang des greisen Papstes zur Klagemauer unauslöschlich im Gedächtnis der Menschen haften. Dort legte er eine schriftliche Versöhnungsbitte für alle Schuld, die Christen den Juden angetan hatten, nieder. Seinen prophetischen Dienst hat er zu einem gewissen Höhepunkt gebracht, indem er besonders für die katholische Kirche, aber auch sicher für die beim gleichen Sakramentsverständnis gebliebenen orthodoxen Kirchen die Bedeutung der Eucharistie für das Leben der Kirche herausgestellt hat. In Verbindung mit den Aussagen des II. Vatikanischen Konzils betonte er in einer sehr werbenden und auch persönlich begründeten Weise in seiner Eucharistieenzyklika, dass die Eucharistie Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens sei und bleibe und in ihrer Bedeutung niemals unterschätzt werden dürfe.

Sein prophetisches Auftreten hat uneingeschränkt über die Grenzen der Nationen, der Kulturen und der Religionen einen bleibenden Eindruck hinterlassen, da er unermüdlich nicht nur für soziale Gerechtigkeit, sondern auch für den Frieden im Zusammenleben der Völker eingetreten ist. Keine Art von Diplomatie konnte ihn hindern, in aller Deutlichkeit zu betonen, dass jeder Krieg zu einem Verlust der Menschlichkeit führe und deshalb immer alle Kriegführenden „Verlierer“ seien. In der gleichen deutlichen und mahnenden Art betonte er, dass nie und nimmer im Namen Gottes oder der Religion, welcher auch immer, Krieg geführt werden dürfe. Diese eindeutige und deutliche Position bezog er auch unerschrocken gegenüber allen irdischen Mächten und Gewalten und hat wesentlich dazu beigetragen, dass die kommunistische Ideologie mit ihrem gewaltigen Staatswesen wie ein Kartenhaus in sich zusammengebrochen ist. Die Folge war und ist ein wiedervereintes Deutschland auf der Grundlage einer freiheitlichen Demokratie.

In der gleichen Weise hat er sich gegen den Irak-Krieg ausgesprochen und unerschrocken gegenüber der mächtigsten politischen und wirtschaftlichen Macht dieser Welt eine Position für den Frieden und für den Menschen bezogen.

Unvergessen bleibt seine Rede über die Freiheit im Herbst des Jahres 1996 in Berlin am Brandenburger Tor. Abschließend stellte er fest, dass Freiheit nie mit Beliebigkeit und Freizügigkeit verwechselt werden dürfe, sondern dass Freiheit einen Namen habe! Dieser Name lautet: „Jesus Christus!“

Für diesen Jesus Christus hat er unermüdlich gewirkt, den Menschen in seiner Personwürde als den Weg der Kirche bezeichnet und im Vertrauen auf Jesus Christus hat er sich im Sterben in die Hände des gekreuzigten und auferstandenen Herrn gegeben!

Vergelt’s Gott lieber Heiliger Vater Papst Johannes Paul II.!
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