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ISSN 1614-2853
5. Jahrgang

Aids ist der härteste Feind


Schwester Emanuela Kraus aus Breiten-
brunn, jetzt in Vryheid (Südafrika) mit ein-
em ihrer Schüler aus der ersten Klasse.
NEUMARKT. Zwei Missionarinnen aus dem Landkreis Neumarkt erhielten jetzt in Südafrika Besuch aus ihrer Heimatdiözese: Gerhard Rott vom Referat „Weltkirche“ besuchte Emanuela Kraus und Modoalda Stigler in ihren Missionsstationen.

Sie pflegen aidskranke Kinder, bringen Erstklässlern das Lesen bei und zeigen Jugendlichen, dass sie auf eigenen Beinen stehen können: Sechs Missionarinnen, ein Comboni-Missionar und ein Priester aus der Diözese Eichstätt leisten in Südafrika zum Teil seit Jahrzehnten wertvolle Entwicklungshilfe.

Nach einer 15-tägigen Südafrika-Rundreise, die das kirchliche Hilfswerk „Missio München“ organisiert hatte, kehrte Gerhard Rott jetzt zurück. „Die Leistung der Schwestern ist bewundernswert“, betonte er. „Die Frauen zeigen den Menschen dort, dass man das Leben selbst in die Hand nehmen muss.“

Die Reise richtete sich an die Weltkirche-Referenten aller bayerischen Diözesen. Sie sollten sehen, wohin die Spendengelder aus ihren Pfarreien fließen, welche Projekte „Missio“ betreut. Im Anschluss blieben noch zweieinhalb Tage Zeit, um Missionare aus der eigenen Diözese zu besuchen. Rotts Fazit: „Wir können stolz darauf sein, was die Leute aus unserem Bistum leisten.“


Mit ihrer Schulklasse der Nardini-Schule in Vryheid.
Beispiel Mbongolwane: Die Missionsstation liegt einsam im Busch, die letzten 25 Kilometer dorthin sind nur über eine Buckelpiste zu befahren. Neun Schwestern, darunter Gregoria Lutter aus Ursensollen (Landkreis Amberg-Sulzbach) von den Oberzellern Schwestern, leben dort. Es gibt einen Kindergarten, eine Schule, eine Näherei, eine kleine Landwirtschaft mit Garten und eine Maismühle für Bauern aus der Umgebung. Die Anerkennung für die Arbeit ist hoch, zumal die Schwestern selbst sehr spartanisch leben. „Gerade auch Jugendliche nehmen sich die Ordensschwestern als Vorbild“, konnte Rott beobachten. Sie wollen nun eine Bäckerei gründen, um sich eine eigene Existenz aufzubauen. „Es ist sehr positiv, wenn die Initiative da ist, selbst etwas zu unternehmen.“ Auch ein Krankenhaus für Aids-Waisenkinder gehört zur Missionsstation. 16 Betten sind vorhanden - viel zu wenig. „Die Schwestern tanzen und singen mit den Kindern und sind, so gut es geht, Familienersatz.“ Die medizinische Versorgung ist besser als in jedem staatlichen Krankenhaus, drei ordentliche Mahlzeiten am Tag sind garantiert. Was als Nächstes ansteht: Das Waisenhaus müsste dringend erweitert werden, denn die Zahl der Aidskranken und damit der Aidswaisenkinder nimmt rapide zu. „Aids ist die Folie, durch die man das ganze Land betrachten muss“, betont Rott. „Was früher die Apartheid war, ist heute Aids.“

Mit diesem Problem kämpfen auch die Schwestern der Missionsstation „Vryheid“. Emanuela Kraus aus Breitenbrunn (Landkreis Neumarkt) und Modoalda Stigler aus Holzheim bei Parsberg (ebenfalls Landkreis Neumarkt) von den Mallersdorfer Schwestern setzen sich dort für junge Menschen ein. Schwester Modoalda hat die Schule 1957 gegründet, Schwester Emanuela unterrichtet jetzt Erstklässler. 400 Schüler bekommen eine hervorragende Ausbildung, doch immer öfter bleibt das Schulgeld aus. Der Grund: Die Eltern sind an Aids gestorben. „Die Schwestern erzählten mir von einem Kind, das zu Beginn der Ferien den Vater, am Ende der Ferien die Mutter verloren hatte - beide HIV-positiv.“ Längst kein Einzelfall, so Rott: „Die Schwestern befürchten, dass bald fünfzig Prozent des Schulgeldes aus diesem Grund fehlen.“ Nun wird über die Gründung eines Hilfsfonds nachgedacht. Schwester Modoalda ist seit 50 Jahren in Südafrika, inzwischen ist sie 88 Jahre alt und blickt auf ein bewegtes Leben zurück. „Jetzt ist sie im Ruhestand und liest täglich die ‚Times’ und die Eichstätter Kirchenzeitung“, berichtet Rott. Das Referat Weltkirche verschickt die Kirchenzeitung regelmäßig an alle ihre Missionare, diese verstehen das Blatt als wichtiges Bindeglied in die Heimat.


Schwester Emanuela Kraus (rechts) und Schwester Modoalda
Stigler (aus Holzheim bei Parsberg) mit einem Zinnteller mit
einem Motiv des Eichstätter Doms in Vryheid (Südafrika).
Dritte Station Eshowe: Schwester Kunhilde Wenninger aus Monheim (Landkreis Donau-Ries), ebenfalls von den Oberzeller Schwestern, arbeitet in einer Missionsstation, die eine große Schule und einen Kindergarten betreut. „Dort wurde tolle Aufbauarbeit geleistet“, beobachtete Rott. Schwester Kunhilde pflegt einen engen Kontakt zur Heimat und zur eigenen Familie. Sie sieht ihre Arbeit mit ganz anderen Augen. „Sie hat das Gefühl, dass Deutschland selbst immer mehr zum Missionsland wird“, so Gerhard Rott. „In ihren Augen bemerken die Menschen viel zu wenig, was Kirche für das Leben bedeuten kann.“ Hier kann Südafrika durchaus neue Ideen bieten. Missionare aus Regensburg waren es, die dort die Gründung von kleinen christlichen Gemeinschaften anregten. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung in Südafrika sind katholisch. In kleinen Nachbarschaftsgruppen helfen sie sich gegenseitig. So treffen sich in Durban die Katholiken einer Straße einmal pro Woche, erzählt Rott. Sie führen Glaubensgespräche und klären ganz praktische Dinge: Wer kümmert sich um den kranken Nachbarn, wer kocht für ihn? Das Prinzip der christlichen Nachbarschaftshilfe funktioniert auch in armen, ländlichen Gegenden: In einem Dorf an der Grenze zu Lesotho, das im Rahmen der Missio-Reise ebenfalls besucht wurde, leben fast nur Frauen. Ihre Männer sind elf Monate pro Jahr weg, sie arbeiten in Goldminen und im Bergbau. „Die Frauen kommen regelmäßig zusammen, lesen die Bibel und helfen sich in alltagspraktischen Dingen.“ Das Thema Aids überschattet auch hier alles: Besprochen wird zum Beispiel, wer die alten Menschen im Dorf pflegt. Zuständig wären eigentlich ihre erwachsenen Kinder - doch auch sie sind an Aids gestorben.