„Kein X für ein U vormachen“


Der Neumarkter Stadtpark - die Ansichten für eine Umgestaltung gehen auseinander
Foto: Archiv/Seibel
NEUMARKT. Der Bund Naturschutz ruft jetzt auch offiziell zur Unterstützung des geplanten neuen Bürgerbegehrens zum Neumarkter Stadtpark auf.

Die Naturschützer zeigen sich in einer aktuellen Stellungnahme verwundert über die Art, „wie der Oberbürgermeister vorgeht und nach unserer Meinung demokratische Gepflogenheiten übergeht“. Oberbürgermeister Thomas Thumann hatte angekündigt, man wolle die Arbeiten „zügig vorantreiben“ (wir berichteten). Die Neumarkter Ortsgruppe des Bundes Naturschutz rief nun dazu auf, das geplante neue Bürgerbegehren des Vereins „Freundeskreis Stadtpark Neumarkt“ (wir berichteten mehrfach) zu unterstützen.

In der von Alfons Greiner unterzeichneten Stellungnahme der Neumarkter Ortsgruppe heißt es :

Haben Oberbürgermeister und Stadtverwaltung eigentlich die Willenserklärung von fast 12.000 Neumarkter Wählerinnen und Wählern zur Kenntnis genommen und akzeptieren endlich den Bürgerentscheid von 2019? Hier wurde doch klar zum Ausdruck gebracht, was wirklich wichtig ist für ein möglichst gesundes Klima einer Innenstadt. Bäume und Büsche müssen im Stadtpark erhalten bleiben, eine weitere Versiegelung von Grünflächen muss verhindert werden. Dies gilt übrigens auch bei einer willkürlichen Nachverdichtung in Wohngebieten.

Der Bund Naturschutz hat von Anfang an die Erweiterung des Stadtparks begrüßt, aber als Zuwachs zur „grünen Lunge“, nicht als betonierte Eventzone. Die Freilegung des Leitgrabens in einer betonierten Rinne mit dem idyllisch-plätschernden Bächlein neben dem Museum Lothar Fischer gleichzusetzen, ist schon sehr gewagt. Mittlerweile lassen sich aber unsere Bürger nicht mehr so leicht ein X für ein U vormachen.

Jeder weiß längst, dass Bäume hervorragende Klimaschützer sind. Sie produzieren Sauerstoff und verbrauchen dabei das klimaschädliche CO2. So kann z.B. eine einzige ausgewachsene Buche Tag für Tag den Sauerstoff für bis zu 50 Menschen erzeugen und das völlig kostenlos noch dazu! Zudem verdunsten Laubbäume an heißen Sommertagen bis zu 400 Liter Wasser und entziehen dabei der umgebenden Luft Wärme. Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels ist es unerlässlich, den noch vorhandenen und bereits für den Klimaschutz vor Ort wirksamen Baumbestand mit allen verfügbaren Mitteln und unter Einbeziehung aller potenziellen Akteure als unersetzliches Naturkapital für die Zukunft zu sichern. Das Fällen eines jeden gesunden Baums ist verantwortungslos und kurzsichtig!


Die „Umgestaltung“ der Ringstraße und des Ludwigshains als ökologische Aufwertung verkaufen zu wollen, kann aus naturschutzrechtlicher Sicht auch nicht akzeptiert werden. Hier wurden systematisch Hecken und Büsche entfernt. Heckenbrütern und vielen Insektenarten wurde somit der Lebensraum entzogen. Unsere ehrenamtlichen Vogelkundler mussten dies auch bei ihren Exkursionen leider immer wieder feststellen. Umso wichtiger ist es, wenigstens den Stadtpark als Lebensraum für unsere heimische Vogelwelt zu erhalten.

Unglaubhaft sind die Beteuerungen des OB für den Erhalt des Grüngürtels auch, weil er gleichzeitig sogar die Einwendungen der Unteren Naturschutzbehörde zum Bau des neuen Feuerwehrzentrums am LDM-Kanal nicht ernst nimmt.

Und gerade weil hier oft mit zweierlei Maß gemessen wird, sollten die Bürger manche Entscheidung selbst in die Hand nehmen und ihre demokratischen Möglichkeiten nutzen. Der Bund Naturschutz bittet deshalb alle verantwortungsbewussten Natur-, Umwelt- und Klimaschützer das Bürgerbegehren des Vereins „Freundeskreis Stadtpark Neumarkt“ so bald wie möglich zu unterstützen. Hier gibt es zwar keinen festen Abgabetermin, aber je eher die notwendigen Unterschriften geschafft sind, umso eher kann verhindert werden, dass von der Verwaltung Fakten geschaffen werden, die nicht mehr umkehrbar sind.

Viele Aspekte zum Thema können in dem vor kurzem verteilte Flyer an alle Haushalte in der Stadt Neumarkt über die Homepage des Bund Naturschutz nachgelesen werden. Dort können auch Unterschriftenlisten zum neuen Bürgerbegehren heruntergeladen werden.
07.01.22
Neumarkt: „Kein X für ein U vormachen“
Telefon Redaktion


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