ADFC fragte OB-Kandidaten
Wie halten es die OB-Kandidaten mit dem Fahrradverkehr in Neumarkt? - diese Frage stellte der ADFC
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NEUMARKT. In der angeblich „fahrradfreundlichen Stadt“ Neumarkt gibt es noch viel zu tun. Jetzt nahmen die OB-Kandidaten zum Thema Stellung.
Der Neumarkter Kreisverband des Allgemeinen Deutscher Fahrrad-Clubs (ADFC) übermittelte den Bewerbern einen Fragenkatalog. Alle Kandidaten antworteten - mit Ausnahme des amtierenden Oberbürgermeisters.
Während im Jahr 2021 die damalige bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer der Stadt Neumarkt prestigeträchtig den Titel "Fahrradfreundliche Kommune" verlieh (
wir berichteten), holte heuer im April der ADFC mit einem „Fahrradklimatest“ die Stadtoberen auf den Boden der Tatsachen zurück (
wir berichteten).
84 Prozent der bei der Umfrage befragten Radfahrer kritisiert, dass die Radwege in Neumarkt zu schmal sind und damit ein Sicherheitsrisiko darstellen. 77 Prozent waren der Meinung, daß in Neumarkt kaum komfortable und sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder zu finden seien. 72 Prozent sind der Meinung, dass sicheres Fahren auf Radwegen und Radfahrstreifen nicht möglich ist. Ebenso viele fühlen sich beim Fahren im Mischverkehr mit Autos behindert und bedrängt. 73 Prozent würden häufig Konflikten mit Autofahrern erleben.
Vor diesem Hintergrund richtete der ADFC jetzt einen Fragenkatalog an alle Oberbürgermeister-Kandidaten.
„Bemerkenswert“ fand dabei der Fahrrad-Club, daß vom amtierenden Oberbürgermeister Thomas Thumann
(UPW/FW) keine Antwort kam. Alle anderen Kandidaten hätten sich für „mehr
Radverkehr“ ausgesprochen. Die Antworten fielen allerdings recht unterschiedlich aus.
- Markus Ochsenkühn (CSU) sieht laut Auswertung des ADFC keine Notwendigkeit, die Radfahrer in Neumarkt besonders zu fördern, und verweist in „oft unbestimmten“ Antworten auf die Notwendigkeit, den KFZ-Verkehr nicht zu behindern. Mit dieser Einstellung werde Neumarkt keine bessere Radinfrastruktur erhalten, hieß es vom ADFC. Es fehle die Bereitschaft, Konflikte durchzustehen, um bessere Radwege und Abstellanlagen zu bauen.
- Matthias Sander (SPD) erkennt nach Meinung des Fahrrad-Clubs die Mängel der aktuellen Radverkehrsanlagen und will Verbesserungen insbesondere in der Innenstadt durchsetzen, wobei eine drastische Geschwindigkeitsbegrenzung mit einer „Tempo-20-Zone“ helfen soll.
- Dr. Ira Hörndler (FDP) wünscht sich laut ADFC eine Radverkehrsförderung mit „Pull- und Push-“ Maßnahmen, das heißt mit positiven und negativen Anreizen. Dazu gehörten auf der einen Seite schnellere Routen für den Radverkehr und bessere Abstellanlagen, auf der anderen Seite aber auch die Verknappung des öffentlichen Parkraums oder die Einführung von Einbahnstraßen, um mehr Platz für den aus Fußverkehr, Radverkehr und ÖPNV bestehenden Umweltverbund zu gewinnen.
- Marco Winkler (Die Linke) sieht nach ADFC-Angaben die Notwendigkeit, den KFZ-Verkehr einzugrenzen und wünscht sich Lösungen, die nicht nur den Radverkehr, sondern auch andere im Straßenbild vernachlässigte Gruppen, wie Menschen mit Handicap und Senioren, berücksichtigen.
„Sehr bedenklich“ fand das ADFC-Vorstandsmitglied Jürgen Hübner, dass nicht alle
Kandidaten die klare Einhaltung der aktuellen Vorschriften und Empfehlungen für
Radverkehrsanlagen befürworten. Man könne von den Radfahrern kaum regelkonformes
Verhalten erwarten, wenn schon Radwege und Kreuzungen „regelwidrig geplant oder
gebaut“ würden, sagte ADFC-Vorstandsmitglied und Referent
für Sicherheit, Ordnung und Verkehr im Neumarkter Stadtrat, Olaf Böttcher.
29.09.23
Neumarkt: ADFC fragte OB-Kandidaten