Keine Angst vor FJS...


Erst vor wenigen Wochen wurde in Issoire die Theo Betz-Straße eingeweiht.
Foto:Archiv

Schon zu Lebzeiten eine Legende: Neu-
markts erster Nachkriegsoberbürgermeister
Theo Betz.
Fotos: Archiv/Erich Zwick (2)
NEUMARKT. Die Stadt Neumarkt gedenkt ihres ersten Nachkriegs-Oberbürgermeisters und Ehrenbürgers Theo Betz, dessen Todestag sich am Montag zum zehnten Mal jährt.

Er war im Alter von 89 Jahren im Jahr 1996 verstorben. Oberbürgermeister Thomas Thumann wird am Montag um 11.30 Uhr auf dem städtischen Friedhof an der Regensburger Straße einen Kranz niederlegen.

"So ein Jahrestag ist eine gute Gelegenheit an die vielen großen Leistungen von Theo Betz zu erinnern und ihm als einen der Baumeister des Wiederaufbaus nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs zu gedenken", sagt Thumann. "Wir werden ihm bei der Stadt Neumarkt immer ein ehrendes Andenken bereiten, das voller Dankbarkeit und Respekt vor seiner Lebensleistung ist."

Mit seinem Namen verbinde sich der Aufstieg der Stadt aus Not, Elend, Leid und Erniedrigung. "Für mich ist er eine der Säulen des Wiederaufbaus in Neumarkt. Er hat diese Aufgabe voller Tatkraft angepackt, als er im Sommer 1945 dazu aufgefordert wurde." Am 1. Oktober 1945 war Betz von der Militärregierung zum Bürgermeister ernannt und am 3. November vereidigt worden.

Seine Aufbauleistung ist kaum zu beschreiben. Bereits 1948 existierten von den einstmals 744 Ruinen in der Innenstadt nur noch 153, an 591 Gebäuden wurde eifrigst gearbeitet. In seine Zeit fielen auch viele öffentliche Bauwerke wie zum Beispiel die Bräugassenschule, die Oberrealschule am Oberen Tor oder die Schießstättenschule. Der Aufstieg Neumarkts unter Theo Betz war dem Rheinischen Merkur 1949 sogar wert, ausdrücklich erwähnt zu werden. Dort heißt es, "dass der Fortschritt beim Wiederaufbau Neumarkts eine ‚Rekordleistung' sei, die innerhalb der deutschen Grenzen ihresgleichen nicht findet."

"Es waren seine Tatkraft, sein Einsatzwillen und seine Initiative, die beispielgebend sind", stellt Oberbürgermeister Thumann heraus. "Und viele Zeitgenossen schildern ihn als pragmatisch orientierten und unbürokratischen Menschen. Aber auch sein Mut und sein energisches Eintreten werden von vielen als Markenzeichen für Theo Betz genannt."

"Er hatte nicht einmal vor Strauß Angst..."

NEUMARKT. Ein sehr persönliches Bild des ebenso schlitzohrigen wie aufrechten ersten Neumarkter Nachkriegs-Oberbürgermeisters zeichnete neumarktonline-Autor Erich Zwick vor einem Jahr:
60 Jahre zuvor wurde Theo Betz das erste Mal zum OB gewählt - allerdings nicht von den Bürgern, sondern von den Amerikanern...
(Bericht hier)
Oberbürgermeister Thumann führt an, dass Betz auch bei der Bevölkerung sehr beliebt war und er erwähnt dazu eine Aussage eines Zeitzeugen über Theo Betz, die häufig zitiert wird: "Und wenn die anderen den Adenauer aufgestellt hätten, die Neumarkter hätten mit absoluter Sicherheit Theo Betz gewählt." So war Theo Betz in seiner Amtszeit unangefochten und wurde 1946 und 1948 durch den Stadtrat zum ersten Bürgermeister gewählt. 1952 wurde er von der Bevölkerung mit einem Stimmergebnis von 70 Prozent, 1958 und 1964 sogar mit nahezu 100 Prozent gewählt.

1972 erhielt Theo Betz das Verdienstkreuz Erster Klasse. 1974 wurde er zum Ehrenbürger von Neumarkt ernannt. Er engagierte sich auch noch nach dem Ausscheiden aus dem Amt des Oberbürgermeisters in vielerlei Bereichen ehrenamtlich, indem er sich zum Beispiel für die geistig und körperlich Behinderten einsetzte.

In Neumarkt erinnern unter anderem der "Theo-Betz-Platz" und das "Theo-Betz-Wohnheim" in Woffenbach an eine der wichtigsten Persönlichkeiten Neumarkts. Im Rathaussaal hängt ein Bild von ihm. Erst vor kurzem wurde in der Neumarkter Partnerstadt Issoire im Rahmen der Feiern zum 35-jährigen Bestehen der Partnerschaft eine Straße nach Theo Betz benannt (wir berichteten).

Für Oberbürgermeister Thumann gibt es aber ein noch viel deutlicheres Ehrenmal für Theo Betz: "Im Grunde genommen ist ganz Neumarkt ein Denkmal für Theo Betz und ein Beweis seines Wirkens. Wer die Bilder des zerstörten Neumarkts ansieht, kann vielleicht ermessen, was er in die Wege geleitet hat."
22.10.06
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