Viele Aktivposten

Wie die Zeit vergeht: Anfang Dezember vor drei Jahren begann die erste Wahlperiode von Oberbürgermeister Thomas Thumann. Hier – mit dem Rücken zur Kamera – nimmt er die Ovationen zu seinem Wahlsieg entgegen. Mit dem sichtlich geschockten Herbert Fischer (links) verbindet der OB inzwischen Freundschaft.
Fotos: Archiv/Erich Zwick
NEUMARKT. Der Zufall wollte es so: einen Tag nach der Landrat-Schelte beim "Wirtschaftsgespräch 2008" der Neumarkter Wirtschaftsjunioren (
wir berichteten) zog Oberbürgermeister Thomas Thumann "Halbzeit-Bilanz" seiner Amtszeit, die nach einem fulminanten Wahlsieg in den ersten Dezembertagen des Jahres 2005 begann.
Fazit des Oberbürgermeisters: "Trotz einer schwierigen Ausgangslage ist einiges passiert." Das sei allein schon daran erkennbar, dass in die Aufarbeitung von "Altlasten" Bewegung gekommen ist. Als einen der größten Erfolge wertete er den im Raum stehenden "Aufhebungsvertrag" mit dem Investor Harry Krause, womit ein Schlussstrich unter das traurige Kapitel "Unteres Tor" gezogen werden könnte.
Da nicht anzunehmen ist, dass der Bayreuther Vertragspartner auf die Schnelle 82.000 Euro für die Baugenehmigung und – was noch unwahrscheinlicher ist – 35 bis 40 Millionen Euro Bankbürgschaft (bisher war immer nur von 500.000 Euro die Rede) auftreibt, könnte über das "Trauerspiel Krause" schon bald der letzte Vorhang fallen.
Eine weitere "Altlast", die aber bald in trockenen Tüchern sein wird, ist die Wasserentnahme aus dem Hallerbrunnen im Lauterachtal. Während mit Krause zehn bis zwölf Jahre "verplempert" wurden, steht das Problem Hallerbrunnen "erst" vier Jahre an – "angedacht" wurde es schon vor zehn, wenn nicht gar vor 15 Jahren.
Auch hier zeichnet sich eine Lösung ab, die wohl in einen Vergleich münden wird. Dann kommen auf die Stadt allerdings Investitionen im zweistelligen Millionenbereich zu; da eine "Pipeline" vom Hallerbrunnen nach Neumarkt verlegt werden muss.
Was die Ostumgehung anbelangt, sollte – so die Meinung des Oberbürgermeisters – erst darüber geredet werden, wenn fest steht, ob in Frickenhofen eine Autobahnanschlussstelle gebaut wird oder nicht. Aber auch im zusagenden Falle sei belegt, dass eine Ostumgehung keine Verkehrsverbesserung bringt.
Die Stadthalle, mit deren Bau Landrat Albert Löhner am liebsten gleich im nächsten Jahr beginnen würde, liegt auch Oberbürgermeister Thumann "arg im Magen". Er will den Stadtrat in einer der ersten Sitzungen des neuen Jahres zu einer "Grundsatzentscheidung" drängen, nachdem das "PPP-Verfahren" im wahrsten Sinne des Wortes "verfahren" ist. Betriebswirtschaftlich sei es nicht zu verwirklichen. Ein Ausstieg sei bisher an den konträren Meinungen im Stadtrat gescheitert, weshalb durch einen Mehrheitsbeschluss eine neue Marschroute festgelegt werden soll.
Während der Amtszeit von Thomas Thumann hat die Stadt ihr Rücklagenpolster auf über 90 Millionen Euro aufgestockt: dennoch hat sie in den letzten drei Jahren massiv investiert. Die Investitionsquote lag bei 51,4 Prozent – weit über dem Durchschnitt aller Kommunen in Bayern von 16,1 Prozent. In den drei Jahren der "Thumann-Ära" wurden Baumaßnahmen in der Größenordnung von 58 Millionen Euro (Hochbau 28 Millionen, Tiefbau 30 Millionen) abgeschlossen oder begonnen. Wo das Geld geblieben ist – darüber hat
neumarktonline in den drei Jahren Thumann-Amtszeit (wie schon beim Vorgänger) ständig berichtet; deshalb brauchen wir die Einzelmaßnahmen mit ihren vielen Aktivposten hier nicht mehr detailliert nachzuzeichnen.
Zwei Zahlen sind trotzdem bemerkenswert: 31 Familien mit 55 Kindern wurden mit Baukostenzuschüssen für ein Eigenheim in Neumarkt mit 550.000 Euro gefördert, und allein im Jahr 2008 wurden für 43 LOS-Projekte 360.000 Euro ausgereicht.
Mit dem Beginn seiner Amtszeit sei "eine Umkehr in der politischen Kultur" eingetreten. Während früher die Fraktionen ihre auf einen Nenner gebrachten Meinungen vortrugen, sei jetzt jeder einzelne Stadtrat in den Entscheidungsprozess eingebunden. Dadurch würden manchmal die Wege länger und die Meinungsfindungen etwas langwieriger, was aber der Demokratie dienlicher sei.
Dazu gehöre, dass man sich "auf gleicher Augenhöhe" begegne. Das wünsche er sich für die nächste Hälfte der laufenden Wahlperiode – ohne Namen zu nennen, obwohl kein Zweifel daran bestand, wem wohl dieser Fingerzeig besonders galt.
Erich Zwick
02.12.08
Neumarkt: Viele Aktivposten