"Gedanken zur Weihnacht"

Von Dekan Monsignore Richard Distler


Auch dieses Jahr wird in der Historischen Kirchenkrippe in der
Stadtpfarrkirche St. Johannes rechtzeitig zum Heiligen Abend
wieder die Heilige Familie vollständig Quartier beziehen (wir
berichteten
). Der erste (und derzeit noch einzige restaurierte)
Hirte Martin wird dem Kind in der Krippe Geschenke bringen.
Dabei wird er vom Erzengel Gabriel geleitet.
Oft schon wurde gerätselt, warum die Geburt und die Auferstehung Christi in der Nacht, also in der Weihnacht und in der Osternacht angesetzt sind. Die Nacht ist zu allen Zeiten immer das Finstere, das Angstvolle und das Chaotische gewesen. Auch heute noch scheuen viele die Nacht und sind lieber am Tag unterwegs. Aber warum ist es dann ausgerechnet Nacht, finsterste Nacht, als Gott zur Welt kommt und Christus die Nacht des Todes durchbricht und zum neuen Leben aufersteht? In einem Lied von Jochen Klepper, dem wohl tiefsinnigsten geistlichen Dichter des 20.Jahrhunderts, heißt es: "Gott wollte im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt". Leben nicht allzu viele Menschen heute im Dunklen? Bei uns und anderswo?

In einem Brief, der mich dieser Tage aus einer Missionsstation in Brasilien erreichte, heißt es: "Unsere Familien erlebten in diesem Jahr tiefstes Dunkel, Not und Entbehrung. Es gab heuer kaum Regen, kein Wasser, keine Bohnenernte, kein Geld, um Reis zu kaufen und den Hunger einzudämmen. Vor Hunger konnten die Mütter ihre Babys nicht mehr stillen und für die Kleinen gab es keinen Brei. Doch genau in diese verzweifelte Lage kamen, liebe Freunde, Eure Essenspakete, finanziert von den Wohltätern aus Deutschland. Die Armen haben da plötzlich wahrgenommen: Da sind liebe Menschen, die uns tragen und halten. Da ist jemand, der unser Dunkel erhellt, nicht mit Neonröhren und Glühlampen, sondern mit dem Feuer der Liebe".

Bei soviel Dunkel ist die Freude am Licht übergroß. Wollte also auch Gott unsere Freude ganz groß machen, dass er in der Weihnacht und in der Osternacht "im Dunkel wohnen wollte und es mit seinem Licht erhellt hat?" Zur Osternacht lautet seine Botschaft: Nicht einmal das Dunkel des Todes ist das Letzte, es ist schon durchbrochen vom neuen und ewigen Licht und Leben. Zur Weihnacht lautet seine Botschaft: Gott erhellt auch dein Dunkel, deine Einsamkeit, deine Traurigkeit, deine Krankheit, deine Misserfolge, deine Ängste und dein chaotisches Leben. Da will er mitten in deinem Dunkel wohnen, es hell machen und dich hinweisen auf das kommende Licht, das Christus ist. Da durchdringt er deine Nacht und umleuchtet dich, wie einst auf den Fluren von Bethlehem die Nacht der Hirten durch eine Schar von Engeln umstrahlt und umleuchtet wurde.

Doch die Gottes- und Engelsbotschaft zur Weihnacht geht noch weiter: Sie sagt Ihnen und mir: Gerade unsere moderne Welt braucht das Licht der Weihnacht, das Licht von Bethlehem, das Friedenslicht. Denn Dunkel gibt es genug, allzu viel: Da soll es in Afghanistan ein Ende geben, aber wird es wirklich ein Ende? Da kommt Ägypten nicht zur Ruhe. In Nigeria werden Christen hingerichtet und brennen christliche Gotteshäuser. Und besonders dunkel, stockdunkel war der Amoklauf in Amerika.

Da ruft uns die Weihnacht zu: Mensch, halt ein, lass dein Licht leuchten! Gib dein Licht, das Licht der Weihnacht an alle weiter, die im Dunkeln sind, bei uns in der nächsten Umgebung und anderswo wie z.B. in Brasilien oder in den 900 Diözesen in Lateinamerika, für die die deutschen Katholiken an Weihnachten wieder ihr Adveniatopfer geben.

Wann aber gelingt das? Es gelingt dann, wenn Gott selbst in unsere Herzen kommt und Christus gleichsam in uns neu geboren wird. Was kann dann für eine riesige Menge an weihnachtlichem Licht einströmen in die Dunkelheit unserer Welt, in die Beschenkten und in die Schenkenden! Da kann ähnlich wie damals in Bethlehem die Welt zum Leuchten gebracht werden.

Ist nicht genau das das wahre Weihnachten? Ist nicht vielleicht gerade deshalb Gott inmitten der Nacht, inmitten der heiligen und geweihten Weihnacht zur Welt gekommen? Ist nicht gerade das der Grund, warum "Gott um Dunklen wohnen wollte?"
23.12.12
Neumarkt: "Gedanken zur Weihnacht"
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