NEUMARKT. Die Handwerkskammer nennt die von der bayerischen Staatsregierung stolz präsentierte "Nordbayern-Initiative" nur "Stückwerk".
Ein Projekt der im Ministerrat beschlossenen Initiative ist die Ansiedlung des neuen Bachelorstudiengangs "Management in der Biobranche" in Neumarkt (wir berichteten mehrfach).
Einen dreistelligen Millionenbetrag will man in die Entwicklung Nordbayerns pumpen, hat die Bayerische Staatsregierung beschlossen. Das soll unter anderem den nördlichen Teil der Oberpfalz und Franken fit für die Zukunft machen. "Wenn es der Freistaat ernst meint mit der Umsetzung des Verfassungsgebotes, gleichwertige Lebens- und Arbeitsbedingungen in allen Landesteilen zu schaffen, dann brauchen wir ein bayernweites Konzept", kritisiert jetzt der neue Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, Georg Haber.
Eine Ergänzung des Nordbayern-Plans sei notwendig, meinte Georg Haber: "Auch andere Landesteile haben strukturpolitische Herausforderungen zu meistern und deshalb kann es nicht angehen, dass etwa die niederbayerischen Regionen entlang der Grenze zur Tschechischen Republik oder Teile im Süden des Regierungsbezirks von dem Konzept der Staatsregierung ausgenommen werden".
Laut Staatsregierung sollen im Rahmen der "Nordbayern Initiative" in den nächsten Jahren 600 Millionen Euro in Franken und der nördlichen Oberpfalz investiert werden. Ebenfalls geplant: die Verlagerung von vier großen Behörden nach Nordbayern im Laufe der nächsten Jahre, um gezielt strukturschwache Regionen zu stärken.
Haber verwies jetzt darauf, dass in dem Nordbayern-Plan überdies ein wesentliches Wachstumspotenzial nicht berücksichtigt sei: die Förderung kleiner und mittelständischer Betriebe in strukturschwachen Regionen. So seien heute 49 Prozent aller Unternehmen in Ostbayern Handwerksbetriebe mit unter 50 Beschäftigten. Von ihnen würden auch 35 Prozent aller Lehrlinge in der Region ausgebildet.
"Nicht nur die Hochschulen, auch die Bildungseinrichtungen für gewerblich-technische Qualifikation brauchen dringend Unterstützung", meinte der Handwerkskammer-Präsident. Auch dies sei im Nordbayern-Plan viel zu wenig berücksichtigt. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels müsse die berufliche Ausbildung aber gleichwertig neben der akademischen stehen. Und das müsse sich dann eben auch bei der Förderung angemessen niederschlagen.