NEUMARKT. Bei der Stadtrats-Diskussion um ausreichend Krippenplätze in Neumarkt rauschten die Referentinnen für Familie und für Kindergärten zusammen.
Bürgermeisterin Gertrud Heßlinger (SPD) hatte in ihrer Eigenschaft als Referentin für "Familie, Soziales und Soziale Stadt" einen Antrug ihrer Partei (wir berichteten ausführlich) begründet, in dem zum Beispiel eine qualifizierte Elternbefragung zum Bedarf von Krippen und Kindergärten im Neumarkter Stadtgebiet gefordert wird, aber auch ein städtischer Kindergarten "als Ultima Ratio" ins Spiel gebracht wurde.
Der Oberbürgermeister wehrte sich allerdings "gegen den Eindruck, in der Stadt Neumarkt gibt es nicht genug Plätze".
Die Stadtrats-Referentin für Kindergärten und Kinderkrippen, Lissy Walter (CSU), schoß gleich scharf zurück: der "Schaufensterantrag" sei "eine Frechheit", zudem parteipolitisch, populistisch und es werde "hinter dem Rücken von anderen Personen" gearbeitet.
SPD-Fraktions-Sprecherin Ursula Plankermann sprang ihrer Parteifreundin Heßlinger bei und keilte zurück: sie wundere sich schon sehr, "wer sich hier auf den Schlips getreten fühlt". Walters Erwiderung sei "arg daneben" und man wolle sich "nicht auf dieses schlechte Niveau hinunterziehen" lassen. Schließlich sei die SPD von Neumarkter Bürgern auf die ungute Situation angesprochen und gebeten worden, tätig zu werden.
CSU-Fraktionsvorsitzender Markus Ochsenkühne hielt dagegen: Es habe in den letzten Jahren keine Beschwerden gegeben, daß ein Kind in Neumarkt keinen Kindergartenplatz gefunden hätte.
Leitender Verwaltungsdirektor Josef Graf versuchte schließlich die Gemüter zu beruhigen. Um den aktuellen Bedarf zu befriedigen, arbeite man derzeit an einer Interims-Lösung in drei Varianten, von denen zwei erst vor wenigen Tagen neu angeboten worden seien, meinte er geheimnisvoll - und verwies darauf, daß er Näheres nur in nichtöffentlicher Sitzung verraten könne. Die dritte Variante betreffe "eine Stadt-eigene Liegenschaft". Jedenfalls "sind wir dran", sagte Graf.
Josef Graf verblüffte dann mit einer weiteren Aussage: man habe im Neumarkter Stadtgebiet sogar "30 freie Plätze". Was die Räume und die notwendigen Genehmigungen für Kindergartenplätze angehe, sah er in der Stadt Neumarkt "keine Probleme". Was fehle, sie vielmehr das Personal - "wir müßten einige Kindergärtnerinnen klonen", sagte er.
Was einen ins Spiel gebrachten Neubau eines ersten städtischen Kindergartens in Neumarkt betrifft: da gehe es dann nicht um ein paar hundertausend Euro, "sondern um Millionen". Die Stadträte könnten den Antrag der SPD zwar "unterstützen, aber so nicht beschließen", meinte er.
Statt einer "qualifizierten Befragung der Eltern wäre die Anschaffung eines modernes Computerprogramms, wie es Lissy Walter ins Spiel gebracht hatte, tatsächlich hilfreich. Allerdings seien hier nicht die Kosten für das Programm das Problem, sondern der Datenschutz: Eltern müßten ihre Kindergarten-Platz-Wünsche dann mit Namen, Adresse und Geburtsdatum angeben - dann hätte die Stadt einen weitgehend genauen Überblick über den Bedarf.
Derzeit sei es durchaus üblich, daß Eltern ihre Kinder an drei oder vier verschiedenen Kindergärten anmelden - und die Stornierungen vergessen, wenn ihr Kind dann einen Platz sicher hat.
Schließlich erhielt die SPD nur für den ersten von vier Anträgen eine Mehrheit: die "qualifizierte Elternbefragung zum Bedarf der Betreuung in Krippen und Kindergärten" ging mit 24 gegen 7 Stimmen durch.
Abgelehnt wurde dagegen der Antrag, den Bedarf weiterer Kindergarten- und Kinderkrippenplätze basierend auf den jetzt vorhandenen Zahlen anzuerkennen, um die Nachfrage zu Beginn des neuen Kindergartenjahres zu decken ( 10:21 Stimmen), in Verhandlungen mit St. Johannes zu treten,um eine unbürokratische, schnelle Erweiterung um eine weitere Gruppe zu ermöglichen (9:22) sowie der Antrag, mit allen anderen Trägern Kontakt aufzunehmen, um die Bereitschaft einer Erweiterung zu besprechen (9:22), Beim letzten Punkt hatte die SPD noch angefügt, "Ultima Ratio" wäre es, wenn die Stadt als Träger eine eigene Kindertagesstätte errichtet und betreibt.