Erfreut habe ich vergangene Woche die Pressemeldung aufgenommen, dass im Brandenburger Landtag die Einführung einer Masern-Impfpflicht für Kinder, die eine Betreuungseinrichtung wie Kita oder Kindergarten besuchen, beschlossen hat. Damit macht das Bundesland der Bundesregierung sowie allen anderen Landesregierungen vor, wie es geht. Inzwischen will auch das Land NRW die Einführung einer Masern-Impfpflicht prüfen und auch auf Bundesebene wird dieses Thema bereits vereinzelt und parteiübergreifend andiskutiert.
Als Vater einer knapp dreijährigen Tochter unterstütze ich dieses Vorhaben voll und ganz und würde mir auch seitens des Freistaats Bayern eine entsprechende Initiative wünschen.
Es ist befremdlich mitzuerleben, wie die Impfraten gegen schwere Infektionskrankheiten in einem industrialisierten und hochgebildeten Land immer weiter zurückgehen und bereits besiegt geglaubte Krankheiten den Weg zurück in unsere Gesellschaft finden. Und damit das Leben von Kindern, Immungeschwächten und alten Menschen bedrohen.
Die Ursache sind zumeist weltfremde Impfgegner, die sich und ihren eigenen Kindern Impfungen vorenthalten und damit das Leben ihrer Kinder und ihrer Mitmenschen fahrlässig aufs Spiel setzen. Inzwischen hat sogar die Weltgesundheitsorganisation WHO Impfgegner als eine der globalen Gesundheitsbedrohungen eingestuft.
Die Begründungen, die Impfgegner anführen, sind zum Teil abenteuerlich und reichen von der Behauptung, die Wirksamkeit von Impfungen sei nie belegt worden über Verschwörungstheorien, wie z. B., dass Kinder mittels Impfungen wissentlich vergiftet würden bis hin zu der sich hartnäckig haltenden aber wissenschaftlich haltlosen Behauptung, Impfungen würden Autismus verursachen.
Impfgegner handeln der Gesellschaft gegenüber unsolidarisch und egoistisch: Die Überlebenschancen von Säuglingen, die aus medizinischen Gründen (noch) nicht geimpft werden können, Immungeschwächten und alten Menschen hängen oftmals davon ab, dass in ihrem Umfeld niemand an einer schweren ansteckenden Infektionskrankheit leidet, mit der sie sich dann anstecken könnten. Hohe Ansteckungsgefahr besteht für diese Menschen insbesondere in Wartezimmern und in Kinderbetreuungsstätten. Der Herdenschutz eines ausreichend durchimpften Umfelds ist die Grundlage dafür, dass diese Menschen nicht in Gefahr gebracht werden. Impfgegner verlassen sich häufig selbst egoistisch auf den Herdenschutz, den sie aber selber untergraben, da er nur bei einer hohen Impfrate aufrechterhalten werden kann. Diese muss langfristig bei mindestens 95 Prozent liegen. Die jüngsten Masernausbrüche (allein in Bayern gab es bis Mitte März bereits 30 Fälle) zeigen, dass dieser Schutz durch Impfgegner immens gefährdet wird.
Eine Impfpflicht gegen die gefährlichsten Infektionskrankheiten (Masern, Polio, Diphtherie etc.) für Kinder in Betreuungseinrichtungen würde uns auf den richtigen Weg zurückbringen. Natürlich sollten dabei individuelle Ausnahmen bei zwingenden medizinischen Gründen gemacht werden. In anderen Ländern wie Frankreich, Italien, Tschechien und Polen gibt es Pflichtimpfungen bereits seit einigen Jahren. Wir sollten es diesen auch in Bayern nachmachen – zum Wohle unserer Kinder und unserer Gesellschaft.