neumarktonline Dokumentation
Verleihung der
Goldenen Stadtmedaille
an
Herrn Reinhard Veit
Weihnachtssitzung des Stadtrates
18. Dezember 2007
Von Oberbürgermeister Thomas Thumann
Sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrates,
sehr geehrter Herr Veit!
Wie jedes Jahr ehren wir in der Weihnachtssitzung und in dieser
festlichen Form Persönlichkeiten, die sich in Neumarkt auf besondere
Weise engagiert und um die Stadt verdient gemacht haben.
Im Laufe der Jahre sind hier Persönlichkeiten aus den Bereichen der
Kultur, der Politik, der Wirtschaft, des geistigen und des sozialen
Lebens ausgezeichnet worden.

OBThomas Thumann mit Reinhard Veit
Wenn wir heute Ihnen, sehr geehrter Herr Veit, die Goldene
Stadtmedaille verleihen, dann lenken wir die Aufmerksamkeit auf eine
Persönlichkeit, die sich in einem speziellen Bereich und mit ganz
außergewöhnlichen Leistungen diese Auszeichnung verdient hat.
1995 haben Sie den Vorsitz bei den ein Jahrzehnt vorher gegründeten
Wolfsteinfreunden übernommen, und damit begann die
außergewöhnliche Geschichte Ihres ehrenamtlichen Einsatzes, die uns
Respekt und Hochachtung abverlangt.
Denn im Engagement für diesen Verein und für die Burgruine
Wolfstein haben Sie nicht nur Ihre Lebensaufgabe gesucht, sondern
sie dort auch gefunden, wobei es heißt, Sie hätten Ihre Gattin Helga
gleich mit für diese Lebensaufgabe vergattert.
Mit einem überaus beachtlichen Einsatzwillen und in vielen
inzwischen bereits in die Tausende gehenden Stunden ehrenamtlicher
Tätigkeit haben Sie auf und um die Burgruine Wolfstein eine
Entwicklung eingeleitet, die einen nur staunen lassen kann.
Sie haben es erreicht, dass für jeden heute eines klar ist:
Zu Neumarkt gehört die Burgruine Wolfstein,
und zur Burgruine gehören Sie, sehr geehrter Herr Veit.
Seit nunmehr 12 Jahren wirken Sie in verschiedenster Form und auf
unterschiedlichsten Ebenen äußerst segensreich für die Burgruine und
Sie haben auf diese Weise eines der wenigen historischen Bauwerke
Neumarkts, die den II: Weltkrieg unzerstört überdauerten sicherlich
vor dem endgültigen Verfall gerettet und damit unserer Stadt etwas
unverwechselbares und einmaliges erhalten.
Mit Ihren weiteren Mitgliedschaften im Historischen Verein und bei
den Altstadtfreunden machen Sie deutlich, dass Ihnen Geschichte,
Tradition und der Erhalt historischer Substanz ein Herzensanliegen
sind.
Wenn die Verantwortlichen der Stadt und auch die Bürger im Jahr
2007 nach oben zur Burgruine schauen, so können sie weithin sehen,
wie Sie dieses Herzensanliegen umgesetzt haben und vor allem, was
Sie mit vielen Helfern in den letzten Jahren dort geschaffen haben.
Bei den zahlreichen Führungen, die in aller Regel Sie selbst auch noch
durchführen und an denen mehrere zehntausend Besucher pro Jahr
teilnehmen, kann es jeder im direkten Augeschein sehen, wie prächtig
sich das Wahrzeichen der Stadt gemausert hat, was alles frei gelegt,
entdeckt und zugänglich gemacht wurde.
Wenn wir diese vielen und vor allem auch herzeigbaren
Verbesserungen bei der Burgruine sehen, ist dies für uns
Verantwortliche und für die Bürger der Stadt eine große Freude.
Zur Freude hat der Schweizer Theologe Friedrich Karl Barth einmal
richtig gesagt:
"Sich freuen heißt, ausschauen nach Gelegenheiten zur Dankbarkeit."
Wir als Stadt ergreifen heute mit der Verleihung der Goldenen
Stadtmedaille an Sie, sehr geehrter Herr Veit die Gelegenheit, um
unsere Dankbarkeit auszudrücken.
Denn wir sind dankbar für all das Geleistete und dafür, dass Sie der
Stadt ein Wahrzeichen nicht nur im besten Sinne des Wortes erhalten,
sondern man muss es so deutlich sagen erst so richtig ins Bewusstsein
gerückt haben.
Wer von ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren, kennt nicht
das Gefühl, wenn es nach einer Reise zurück nach Neumarkt geht und
man beim Anblick der Burgruine Wolfstein denkt:
Jetzt bin ich Zuhause.
Sie und Ihre Wolfsteinfreunde haben zu diesem Heimatgefühl
maßgeblich mit beigetragen.
Denn Sie haben dafür gesorgt, dass die Burgruine sichtbar, erlebbar
und erhalten geblieben ist, dass sie sich zudem lebendig und
erhaltenswert darstellt.
Mit Ihren weit über 400 Mitgliedern bei den Wolfsteinfreunden und
mit Hilfe des Fördervereins sowie vieler finanzieller und materieller
Unterstützung haben Sie hier Großes in Gang gesetzt und sich
gewissermaßen als "Gralsritter der Burgruine" erwiesen.
Als edler Ritter sind Sie dabei angetreten und es war Ihnen letztlich
egal, welches Hindernis kam oder wer Ihnen als möglicher
Widersacher entgegen tritt.
Dazu gehörte auch, es mit allen Ebenen von Behörden aufzunehmen.
Sei es nun mit der Bezirksfinanzdirektion Regensburg,
sei es mit dem Finanzministerium,
sei es mit der Stadt oder dem Landkreis,
sei es mit der Denkmalschutzbehörde oder vielen anderen Instanzen.
Sie alle mussten erkennen, dass Sie bei Ihnen mit einem hartnäckigen
und von seiner Sache überzeugten Recken zu tun bekamen.
Aber anders als mit Ihrer Hartnäckigkeit und Überzeugungskraft, die
stets sachlich und nie polemisch war, konnte das Projekt Burgruine
gar nicht zu diesen herausragenden Ergebnissen und dem imposanten
baulichen Zustand gelangen.
Und was ist nicht alles erreicht worden in den vergangenen 12 Jahren!
1997 zum Beispiel begann die erste archäologische
Grabungskampagne unter wissenschaftlicher Leitung.
Die Burgruine erwies sich im Laufe der Jahre immer wieder, wie Sie
selber 2005 einmal sagten, als "richtige Wundertüte".
Als Sie dies feststellten, befanden Sie sich schon im achten Jahr der
Grabungs- und Sanierungsarbeiten und immer noch konnte auf dem
riesigen Ausgrabungsfeld Neues, Spannendes und auch
wissenschaftlich Bemerkenswertes entdeckt werden.
Zum Beispiel wurde die Kapelle auf dem Burgareal freigelegt und
saniert,
- es wurden neue Räume und Verbindungen entdeckt,
- Teile einer Vorburg kamen zum Vorschein
- und vieles mehr, dessen Aufzählung sicherlich den Rahmen des Abends sprengen würde.
Erstaunliche Funde wurden vermeldet.
Von Kinderspielzeug aus dem Mittelalter hieß es, von Münzen,
Scherben und Alltagsgegenständen war die Rede, und es soll
spektakulär zugegangen sein, als man eine Kanonenkugel
offensichtlich aus dem Landshuter Erbfolgekrieg fand.
Fast könnte man meinen, dass Sie Herr Veit und Ihre
Wolfsteinfreunde bei Ihrem Grabungseifer einem Spruch des
römischen Kaisers und Philosophen Marc Aurel gefolgt sind, der
geschrieben hat:
"Da drinnen ist eine Quelle des Guten,
die niemals aufhört zu sprudeln,
so lange du nicht aufhörst, danach zu graben."
Nun Sie, sehr geehrter Herr Veit und Ihre Helfer haben hier auf der
Burgruine Wolfstein sicherlich nie aufgehört zu graben.
Wobei Ihnen die riesige Dimension wohl von Anfang an klar gewesen
sein muss, denn bereits im Jahr 2002 haben Sie den Ausspruch getan:
"Zehn Jahre sind bei Ausgrabungsarbeiten gar nichts".
Aber was Sie dort leisteten, waren nicht wie Ihnen eine Vertreterin des
Denkmalschutzes einmal bestätigte "wilde Alleingänge" oder gar
"Lustgrabungen".
Vielmehr, und auch das haben die Vertreterin des
Denkmalschutzamtes und andere Fachleute immer wieder
unterstrichen, sind Sie behutsam vorgegangen, haben mit Ihren
Helfern Dokumente konserviert, sie ablesbar gemacht und dadurch in
vorbildlicher Weise dokumentiert.
Dazu gehört die Konservierung von Fundstücken genauso wie die
Konservierung der baulichen Substanz.
Daher glich die Burgruine Wolfstein nicht nur wegen der
Ausgrabungen, sondern auch durch die zahlreichen
Sanierungsarbeiten immer wieder einer Baustelle.
Und inmitten dieser Baustelle waren stets Sie, sehr geehrter Herr Veit
anzutreffen, der - wie das Neumarkter Tagblatt einmal geschrieben hat
- "kleine Mann mit dem Rauschebart".
Mit professioneller Unterstützung von fachkundigen Historikern,
Archäologen und Denkmalschützern ist hier ein Sanierungsprozess
vonstatten gegangen, der seines Gleichen sucht.
Unter Ihrer Ägide bei den Wolfsteinfreunden wurden wertvolle
Forschungsarbeiten etwa
- zum Ursprung des Adelsgeschlechtes
- zur Baugeschichte der Burg
- zur Bedeutung des Benefiziums
- oder zur Heraldik
geleistet.
Zuletzt hat ja die von Ihnen initiierte Untersuchung der
Tropfsteinhöhle auf der Burgruine ergeben, dass sie 11 bis 15 Millionen
Jahre alt und damit wohl die älteste Tropfsteinhöhle Deutschlands sei.
Da dies noch weiter erforscht werden muss, haben Sie mit den
Wolfsteinfreunden gleich weitere Forschungen angestoßen.
Ihre Arbeit, sehr geehrter Herr Veit und die der Wolfsteinfreunde hat
natürlich nicht nur in der Stadt, sondern weit darüber hinaus für
Furore gesorgt.
2003 haben Sie selber in einer Broschüre der Wolfsteinfreunde diese
Ausgrabungsarbeiten und die Erkenntnisse eindrucksvoll
dokumentiert.
Zuvor gab es bereits eine CD-Rom mit einem informativen Rundgang
durch die Burgruine,
- es gab Ausstellungen über die Grabungsfunde im Stadtmuseum mit einem Begleitheft unter dem Titel "Steine erzählen vom Mittelalter",
- es wurden "Sagen und Geschichten der Burgruine Wolfstein" aufgelegt und vieles mehr.
2004 wurde die Burgruine Wolfstein sogar mehr als einem reinen
Fachpublikum bekannt.
Denn in den "Beiträgen zur Archäologie in der Oberpfalz und in
Regensburg" wurden in einem ausführlichen Artikel die Leistungen an
der Burgruine dargestellt.
Vor allen Dingen aber ziert eine Luftaufnahme der Burgruine das
Titelbild dieser Ausgabe.
Der Wolfstein hatte damit, wie der Fördervereinsvorsitzende, unser
früherer Bürgermeister Silberhorn damals bemerkte, "richtige
Vorzeigefunktion" erhalten.
Mit der Historiengruppe Lupus Lapis und mit vielen Aktionen haben
Sie, sehr geehrter Herr Veit zudem dafür gesorgt, dass das
Bewusstsein für die Burgruine nicht nur erhalten, sondern in
erheblichem Maße gesteigert werden konnte.
Dabei haben Sie immer Wert auf Originalität und Seriosität gelegt.
So sind alle Gewänder der Gruppe Lupus Lapis bis ins Detail und
sogar bis zur letzten Naht original nachempfunden, das Gleiche gilt
auch für Fahnen, Waffen, Helme, Kettenhemden und vieles mehr.
Mit dieser Gruppe Lupus Lapis haben Sie den perfekten Botschafter
für die Burgruine, aber auch für unsere Stadt und ihre Geschichte
geschaffen.
Sie haben, wie Sie einmal gesagt haben, bei all Ihren Aktivitäten Wert
darauf gelegt, dass man beim Umgang mit der Historie keine
optischen Täuschungen zulassen dürfe.
Nur unter diesen Voraussetzungen haben Sie daher zugestimmt, dass
auf der Burgruine mittelalterliche Feste stattfinden; ich denke hier an
die Burgruinenfeste, die Sie zuerst 1999 und zuletzt im Jahr 2007 in
Kooperation auch mit den Neumarkter Nachrichten durchgeführt
haben.
In gleicher Weise haben Sie sich um die einzelnen Gebäude und Teile
der Burg gesorgt und bei deren Sanierung bzw. Freilegung immer auf
historische Detailtreue und Originalität geachtet.
Ein ganz besonderes Ereignis war heuer im Juni der Besuch des
damaligen Finanzministers Prof. Dr. Kurt Faltlhauser in Neumarkt
und bei den Wolfsteinfreunden.
Wir haben uns mit Ihnen gefreut, als er verkündete, dass die
Burgruine selbstverständlich nicht zum Verkauf stehe, obwohl sie
zuvor in einer Liste des Finanzministeriums als zum Verkauf
stehendes Objekt aufgetaucht war.
Besonders erfreulich war es, dass Prof. Faltlhauser auch weiterhin die
Unterstützung des Freistaates für die Burgruine zusicherte.
Am allerwichtigsten aber war es, dass er eine Zusage für den Bau
eines Burgmuseums gegeben hat.
Denn damit, sehr geehrter Herr Veit, rückt einer, wenn nicht der
größte Traum Ihrer Lebensaufgabe im Hinblick auf die Burgruine in
greifbare Nähe : ein eigenes Museum für die Fundstücke und zur
Darstellung der Geschichte der Burg.
Dieses Museum würde sicherlich die Krönung Ihres Engagements für
die Burgruine Wolfstein, ganz egal wo nun letztlich genau der
Standort für dieses Museum sein wird.
Im Jahr 2002 haben Sie, sehr geehrter Herr Veit, aus den Händen des
damaligen Kultusministers Hans Zehetmair die
Denkmalschutzmedaille als herausragende Bestätigung Ihres Wirken
im Bereich Denkmalschutz und Erhalt historischer Dokumente
erhalten.
In der Begründung damals hieß es, dass Sie "statt einer
Grabungsaktion von Burgfreunden eine wissenschaftlich betreute
Rettungsaktion einer historisch bedeutenden Ruine bewerkstelligt
haben, und sie so dauerhaft vor dem Verfall gesichert haben".
Was Sie, sehr geehrter Herr Veit in den letzten 12 Jahren im Hinblick
auf die Burgruine geleistet haben, ist eines Oberkonservators würdig
und geht doch noch weit darüber hinaus.
Sie haben sich in einer unverwechselbaren und vor allen Dingen
beispiellosen Weise für dieses Wahrzeichen der Stadt eingesetzt, ja
letztlich dieses Wahrzeichen erst zu dem gemacht, was es heute ist.
Sehr geehrter Herr Veit, mit Ihrem vorbildlichen Engagement gehören
Sie zu den bemerkenswerten Persönlichkeiten in unserer Stadt, die
weit mehr als nur ihre Pflicht tun.
Sie gehören zu den Menschen, die sich mit einem grenzenlos
scheinenden Elan und mit höchster Hingabe für die Interessen der
Gemeinschaft engagieren und dabei viel Freizeit opfern.
In Ihrer eher bescheidenen und ruhigen, aber doch zielstrebigen Art
haben Sie unermesslich viel für unsere Stadt und ihr Wahrzeichen, die
Burgruine Wolfstein geschaffen.
Aus diesem Grund hat der Stadtrat in seiner Sitzung am 28. November
2007 einstimmig beschlossen,
Sie, sehr geehrter Herr Veit,
mit der
Goldenen Stadtmedaille
auszuzeichnen.
Ich gratuliere ihnen persönlich und im Namen des Stadtrates ganz
herzlich zur Goldenen Stadtmedaille.
Ich darf ihnen nun die hohe Auszeichnung überreichen und
gleichzeitig unsere besten Wünsche zur baldigen Genesung damit
verbinden.
18.12.2007
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