neumarktonline Dokumentation

Verleihung des Kulturpreises

an Bernhard Maria Fuchs
Weihnachtssitzung des Stadtrates


Von Arnold Graf, Bürgermeister und Kulturreferent

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
lieber Bernhard Fuchs!

Die Verleihung des Kulturpreises gehört seit 1987 zweifellos zu den herausragenden Ereignissen im Neumarkter Kulturleben. Wenn und wo Kultur als Lebensgrundlage begriffen wird, erwächst dem Staat und jeder Kommune eine Verantwortung für deren Vielfalt und Qualität.

Denn kulturelle Aktivitäten

Bernhard Maria Fuchs und Bürgermeister Arnold Graf.
Während der vergangenen zwanzig Jahre hat die Stadt lediglich zwei Kultur-Schaffende aus dem Bereich der bildenden Kunst mit dem Kulturpreis geehrt:

1988 den Maler Ernst Stärz und 2000 den Bildhauer Lothar Fischer. 1997 ging die hohe Auszeichnung an den Kunstkreis Jura insgesamt. Am 28. November hat der Stadtrat einstimmig beschlossen, den Kulturpreis 2007 der Stadt Neumarkt an den Maler Bernhard Maria Fuchs zu verleihen.

Neumarkt ehrt damit einen sehr eigenständigen, ja eigenwilligen Künstler, der mit unserer Stadt und ihrem Kulturleben eng verbunden ist: Andererseits ist Fuchs längst auch in der deutschen Kunstszene etabliert, soweit der Begriff "etabliert" auf ihn und seine eindrucksvollen Bilder, vorwiegend Landschaften und Städte, zutrifft. Seit 1987, also seit immerhin 20 Jahren, bestreitet er jährlich mindestens zwei Ausstellungen zwischen Kötzting und Karlsruhe, zwischen München und Mannheim, aber auch von Brasilien über Österreich bis Japan reicht seine Kunst.

Zahlreiche Publikationen und namhafte Galerien in Sachsen, Rheinland- Pfalz, Hessen, Baden-Wüttemberg und Bayern sowie öffentliche Gebäude und Museen zeigen bereits seine Arbeiten. Die Bayerische Staatsgemäldesammlung in München, das Willy-Brandt-Haus in Berlin, das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, die Nürnberger Nachrichten und private oder öffentliche Sponsoren kennen ihn, haben ihn durch Preise oder Ankäufe anerkannt oder für ihn Mal-Aufenthalte im Ausland ermöglicht, z.B. 1997 und 2007 in China. Studienreisen führten ihn quer durch Europa, nach Marokko, Neuseeland, Australien, Indonesien, Malaysia und Hawai. "Reisen sind die Höhepunkte in meinem Kunstleben. Dazu gehören eben auch die einfache Reissuppe und die klirrende Kälte in China", sagt Fuchs.

Wer ist dieser Bernhard Maria Fuchs?

Der Lebenslauf ist schnell skizziert: am 23. Dezember 1959 geboren - zufällig in Regensburg, aber aufgewachsen in Cham und Furth im Wald; letzteres kann und will er nicht leugnen. Durch die Versetzung seines Vaters wird 1968 Neumarkt zu seiner zweiten - oder doch ersten Heimat: Grundschule Bräugasse – Willibald Gluck Gymnasium – Fachoberschule Gestaltung Nürnberg - schließlich von 1983 - 90 Akademie der Bildenden Künste Nürnberg mit Studium der Malerei unter Professor L. Scharl.

Nein – unter Professor Scharl, das geht nicht! Er ordnet sich nicht unter. Er wird nicht Meisterschüler, nicht Musterschüler. Vorbilder und Lehrer bedeuten ihm wenig. "Ich könnte besser mit Konfuzius diskutieren als mit einem Künstlerkollegen", meint er. Schon der Kunstunterricht am Gymnasium war eigentlich nicht seine Sache, wenig motivierend. Mit Siegmund Spitzner, dem Kunsterzieher und Maler, kam er gut zurecht. Mit 11 Jahren malt er schon in Öl, mit 14 entsteht sein erstes Ölbild im Freien - der Moritzberg - und bekommt den Titel "Weihersdorf". Er will, er muss malen. Die Fakten stehen eigentlich schon damals fest: Jedes Bild braucht seine Zeit und entsteht in einer Zeit. Das kann er bei jedem seiner Bilder nachvollziehen. Es gibt keine Unterbrechung und keine Nacharbeit. Ein Bild ist immer ein persönliches Erlebnis, das dauert; es kann fünf/sechs und mehr Stunden dauern. Dann ist es fertig.

Dann ist auch er fertig. All seine Kraft ist in das Bild eingegangen, eingeflossen, eingearbeitet, eingebunden - total frei, spontan. Maßstab für sein Malen ist dieses persönliche Erleben, ist seine Wahrnehmung von immer neuen Einzelheiten mit immer neuen Veränderungen im Ablauf der Zeit, der Stunden. Was er hintereinander wahrnimmt, arbeitet er voller Leidenschaft und Kraft nebeneinander ins Bild. Freilich: Natur wird nicht abgebildet, sie wird umgesetzt.

"Ich male was ich fühle, nicht nur was ich sehe, ich schließe keinen Sinn aus: Wind, Geruch, Bewegung, Geräusch, Regen, Kälte dürfen sein." So wird aus dem ganz konkreten Wahrnehmen von Natur in einem total freien Malprozess ein fast abstraktes Bild, das er parallel oder im Nachhinein intellektuell benennt und interpretiert. Eigentlich brauchen seine Bilder seine Interpretation, sie brauchen die zugehörige Geschichte, wenngleich sich diese auch ihm manchmal erst im Nachhinein oder gar nicht erschließt, weil da ein Geräusch eine bestimmte Bewegung des Pinsels, die Bewegung eines Vogels eine bestimmte Farbe, ein Sonnenstrahl eine völlig neue Situation oder ein Wolkenmond ein intuitives Tun ausgelöst hat. Der Duft von Heu, der Lärm der Fernstraße, der Flug des Raben, der Schuss eines Gewehrs dringen in das Bild ein.

Bernhard Maria Fuchs hätte auch handwerkliches Geschick für Holz, für Stein, für ein Moped, vom Kopf her vielleicht für Architektur. Aber: Nicht der Kopf setzt sich durch, sondern der Bauch, das Gefühl. "Jetzt stimmt´s." meint er. Nicht: Ich will Maler sein. Ich muss Maler sein. Ein mutiger Entschluss ist gefasst, ein harter Weg hat begonnen.

So ist das Bild für ihn ein Energieträger, es nimmt gleichsam seine beim Malen verbrauchte Energie auf. Aber wer in Bernhard Maria Fuchs einen Esoteriker vermutet , liegt falsch. "Ich gebe mein Letztes … Ich kann nicht aufhören und morgen weitermachen. Dies würde einen völligen Neuanfang bedeuten". Er sieht sich eher intellektuell-kritisch, und das Gespräch mit ihm belegt dies. Er meint:

"Zwar lebe ich als Maler vom Malen, aber die ökonomische Seite meines Lebens spielt überhaupt keine Rolle. Luxus und Wohlstand sind mir total unwichtig. Minimales reicht." Oder: "Verkaufen ist für mich kein Argument". Zweifel an seinem Dasein als Künstler, als Maler plagen ihn nicht. Uwe Mitsching nannte es einmal "eine kompromisslose künstlerische Existenz ohne Wenn und Aber".

Zu dieser kompromisslosen Existenz gehört auch sein Rückzug aus der empfundenen "Betriebsamkeit" der Stadt Neumarkt an den Waldrand bei Wangen vor nun zehn Jahren. "Ich habe das Haus gesehen und gewusst: Das ist mein Haus." Er ist wohl einer alten Erinnerung an Furth im Wald gefolgt, von wo er bei gutem Wetter bis in die Alpen schauen konnte. Sein jetziges Eremitendomizil gibt nur den Blick frei auf den Sulzbürg. Er malt Tag und Nacht, er malt Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Immer neue Wahrnehmungen fixiert er wie "Blitzlichter des Erlebten" mit wuchtigen, kraftvollen Pinselstrichen - nahezu Pinselhieben, mit Ölfarben - nahezu Ölgebirgen, auf seinen oft sehr großen Leinwänden zu Landschaften von höchster Dramatik.

Auch die Stadt gehört zu seinen Wahrnehmungen, vielleicht als erlebter Gegensatz zum Wald, den er in seiner letzten Reitstadel-Ausstellung 2005 aus schwarzen Tuschebäumen raumhoch aufgebaut hat. In Farbigkeit explodierende Stadtansichten von Neumarkt, Aalen, Frankfurt, Nürnberg, Regensburg, Würzburg usw. entstehen. Aus Skizzen und Detail-Studien werden Linoldrucke, die wiederum mit Ölkreide farbig übermalt werden. In dieser Phase entstehen auch die faszinierenden Motive mit Johanneskirche, Reitstadel, Rathaus und dem Skulpturenensemble von Lothar Fischer am Residenzplatz. Sie konnte man im Juni dieses Jahres in der Galerie von Thomas Hermann bewundern, mit dem er seit über 15 Jahren beruflich und privat eng verbunden ist. Der Ausstellungs-Titel "Heimat" kann nur den Unwissenden täuschen.

Seine in Bilder gebannten Eindrücke und Wahrnehmungen aus dem jüngsten China-Aufenthalt lagern zu großen Teilen noch dort und warten nächstes Jahr auf eine Ausstellung in Peking. Eine kleine Kostprobe wartet aber bereits in der Galerie Hermann auf Interessenten. Es wird mehr als spannend sein zu erfahren, wie einfaches chinesisches Landleben jahrhundertealter Prägung und die chinesische Olympiabaustelle von 2007 durch Bernhard Fuchs aus Neumarkt umgesetzt wurden.

Es geht ihm nicht um Gesellschaftskritik. Es geht um Natur pur, um Erlebnis pur, um Malerei als etwas Poetisches fernab vom Lyrischen. "Jedes Bild ist ein Abenteuer. Ich darf nicht malen nach Sicherheit. Ein Bild kann durch einen einzigen Pinselstrich kaputtgehen, vielleicht auch nur im Auge eines fremden Betrachters, weil mein Erleben für einen anderen nicht nachvollziehbar ist. … Ich will wissen, was dahinter steckt. ... Ich muss verstehen, was ich von außen sehe."

Bernhard Maria Fuchs ist ein scharfer Kritiker seiner selbst. Er stellt Fragen, auch an seine Bilder. Er will und muss begreifen, was er gemalt hat. Er neigt zur Philosophie. Das Absolute seiner Einsamkeit stört ihn weniger als das Bedrohliche beim Zeitung-Lesen. Er schreibt Gedanken nieder, Notizen. Vielleicht entsteht zu seinen Bildern einmal eine kunstphilosophische Lebensbetrachtung.

"Ich möchte", so sagte er mir im Gespräch, "über mich hinauswachsen. Wenn ich nur das male, was ich mir vorstellen kann, ist es ärmlich." Wir alle gratulieren Ihnen, Herr Fuchs, herzlich zu Ihrer mutigen Lebensentscheidung und zu dieser heutigen Auszeichnung.

Die Stadt Neumarkt ist stolz auf die eigenständige, eigenwillige, kompromisslose Künstlerpersönlichkeit Bernhard Maria Fuchs. Sie ehrt seine herausragende Begabung und leidenschaftliche Hingabe an die Kunst mit der Verleihung des Kulturpreises 2007.

18.12.2007
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ISSN 1614-2853
21. Jahrgang