neumarktonline Dokumentation
Verleihung des
Kulturpreises
an
das Trio Collegio
Sehr geehrte Damen und Herren,
Neumarkt kann sich glücklich schätzen, dass es reich ist an Persönlichkeiten, an
Vereinen und Initiativen, die sich mit Talent, Können und Enthusiasmus im
Kulturleben ihrer Stadt engagieren.
Wenn heute die Forderung vieler Menschen nach mehr Partizipation in allen
Handlungsfeldern der Kommunalpolitik laut wird, so ist dies für die Kulturszene
wahrhaft nichts Neues, ist sie doch spätestens seit den 70er Jahren geradezu zum
Experimentierfeld für Selbstorganisation und Eigenleistung der kulturell tätigen
Bürgerinnen und Bürger in einer Stadt geworden.
Um dieses herausragende Verdienst einzelner adäquat zu würdigen, vergibt die
Stadt Neumarkt alljährlich einen Kulturpreis.
Die Liste der Neumarkter Kulturpreisträger seit 1987 ist wie unsere Kulturszene:
bunt, professionell, vielschichtig, generationsübergreifend und interessant.
Erstaunlich ist weiterhin, dass immer wieder andere Kultursparten prämiert
werden können.
In diesem Jahr hat sich der Neumarkter Stadtrat für eine ganz besondere Perle
des Neumarkter Musiklebens entschieden.
In seiner Sitzung vom 27. 11. 2008 hat der Stadtrat beschlossen, den
diesjährigen Kulturpreis an das Trio Collegio, bestehend aus den Musikern
Roland Frank sowie Edith und Bernhard Hilbich zu verleihen.
Alle drei sind Lehrer unserer städtischen Musikschule und sie sind
professionelle Musiker und leidenschaftliche Musikanten zugleich.
Im Jahre 1994 hat sich das private wie musikalische Duo Edith und Bernhard
Hilbich mit dem Kollegen und Gitarristen Roland Frank zum Trio ausgeweitet.
Was als lockeres Musizieren begann, hat sich mittlerweile zu einer viel
gefragten Musikgruppe entwickelt
Und wohl jeder der heute Abend hier anwesenden Neumarkterinnen und
Neumarkter hat diese Formation mit Gitarre, Zither, Irish Tin Whistle und
Gesang schon gehört.
Die Mitglieder des "Trio Collegio" sind wegen ihres umfangreichen Repertoires,
ihres hohen musikalischen Sachverstandes und Talents und schließlich auch
wegen der humorvollen Moderation gern gesehene Gäste bei vielen
Veranstaltungen der Stadt Neumarkt, bei privaten Anlässen und zahlreichen
öffentlichen Auftritten wie Adventsfeiern, Passionssingen, Sitzweilen, beim
Altstadtfest und gar Autorenlesungen in der näheren und weiteren Umgebung.
Jüngst begeisterte die Formation im ausverkauften Reitstadel beim
7. Steierisch-Bayerischen Volksmusikabend.
Ihre Konzerte sind keineswegs bierernst, neben der Musikalität kommt auch der
Humor nicht zu kurz.
Als "weicher" Standortfaktor trägt Kultur auch dazu bei, dass eine Stadt ihr
individuelles unverwechselbares Profil bekommt und so auch von außen, von
anderen wahrgenommen wird.
Das "Trio Collegio" leistet zu dieser Profilierung einen hervorragenden Beitrag,
tragen die drei Kollegen mit ihrem Können doch dazu bei, Neumarkts Ruf als
Musikstadt mit ganz besonderen Höhepunkten weit über die regionalen Grenzen
hinaus zu verbreiten.
Dies beweisen vor allem die vielen herausragenden Auszeichnungen, die die
drei Neumarkter Musiker bislang erhalten haben:
- Im Jahre 2001 erhielt das Trio Collegio den Kulturpreis der Hanns-Seidel- Stiftung, der alljährlich am "Tag der Volksmusik" in Wildbad Kreuth verliehen wird. Wer hier aufspielen darf, heißt es in den Kriterien des bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, musiziert nicht nur überdurchschnittlich gut, sondern er ist der Originalität und der überlieferten, authentischen Volksmusik verpflichtet.
- Der bisherige Höhepunkt in der Musikkarriere unseres diesjährigen Kulturpreisträgers war aber zweifellos die Verleihung des Zwiesler Fink im Jahre 2005, des ältesten und sicher wohl bekanntesten Volksmusikwettbewerbs in Bayern.
In einer beeindrucken Veranstaltung anlässlich der Preisübergabe, bei der sich
die Creme de la Creme der ostbayerischen Volksmusik im Reitstadel am
12.2.2006 ein Stelldichein gab, merkte Kreisheimatpfleger Rudi Bayerl in seiner
Laudatio treffend an:
"
Das Trio Collegio zeigt mit seinen mutigen Arrangements, dass auch
Saitenmusik vom Hocker reißen kann. Und weil sie als Musiklehrer
vergessene Stücke wiederbeleben, selber Noten schreiben und ihr Wissen an den
Nachwuchs weitergeben, überzeugten sie die Jury davon, würdige Preisträger
gefunden zu haben."
In der Tat haben die drei Vollblutmusiker von Anfang an eine spezielle
Arrangementtechnik entwickelt.
Da es für ihre Instrumentalbesetzung mit Diskantzither, Basszither und Gitarre
keine Originalkompositionen gibt, müssen geeignete Stücke gefunden und neu
vertont werden.
Dies geschieht bei Roland Frank und dem Ehepaar Hilbig in
Gemeinschaftsarbeit, jeweils am Mittwochabend beim regelmäßigen
gemeinsamen Musizieren in den Räumen der Musikschule.
So hat sich der typische Trio-Collegio-Sound entwickelt, bei dem die
Authentizität der Stücke aber immer bestehen bleibt.
Der große Tonumfang der Instrumente, die mögliche Mehrstimmigkeit und der
wandlungsfähige Ton der Instrumente ermöglichen zudem vielfältige
Stimmführungs- und Klangvariationen.
Ihr Repertoire besteht neben zahlreichen Eigenkompositionen wie etwa die
"Herbstblattl`n oder die "Geisterstundenpolka", einmal aus "klassischer" Musik
von der Renaissance bis zur Moderne.
Besonders aber die traditionelle Volksmusik aus Bayern und der angrenzenden
deutschsprachigen Länder sowie auch die internationale Volksmusik, wie z.B.
aus Irland oder Skandinavien, haben es dem Trio Collegio angetan.
Dabei wird auch der Bereich Popmusik nicht ausgeklammert.
Originalsongs, etwa der Beatles und von Reinhard Fendrich, sind ebenso zu
hören wie originelle Arrangements.
Da geht schon mal ein Oberpfälzer Zwiefacher eine Verbindung ein mit Paul
Desmonds "Take Five", ein Renaissancechoral vermischt sich mit dem James-
Bond-Thema oder ein Frank-Sinatra-Welthit mutiert zu einem uralten
oberpfälzischen Volkslied.
Das Trio Collegio versteht es meisterhaft, sich individuell und zeitgemäß mit der
regionalen Volksmusiktradition auseinander zu setzen, andere und neue
stilistische Elemente in die herkömmliche Spiel- und Singweise der Volksmusik
einzubringen.
Aus diesem Grund wurde der Formation 2006 der sog. Musikantenlöwe des
Lions Clubs Oberpfälzer Wald im Bauernmuseum Neusath-Perschen verliehen.
In der Würdigung dazu heißt es:
"Viele Musikanten in der Oberpfalz sind Garanten für ihre gute Darbietung der
bodenständigen, traditionellen Volksmusik. Nur einige wenige, wie etwa das
Trio Collegio, gehen darüber hinaus und bringen in spielerischer Weise neue
Elemente auch aus anderen Musikstilen ein. Was oft "nur zur Gaudi" geschieht,
kann gut und gern auch als Zeichen einer modernen, dynamischen
Weiterentwicklung überlieferter Melodien gesehen werden", heißt es.
Das Trio Collegio verkörpert eine schwungvolle Art der Volksmusik, in der viel
Originalität im doppelten Sinn des Wortes zur Wirkung kommt.
Daher ist die Formation gern gesehener Gast bei vielen Volksmusiksendungen
des Bayerischen Rundfunks. Auch bei überregionalen Treffen bayerischer
Volksmusikanten, sind das Trio Hilbig / Frank ausgezeichnete musikalische
Botschafter unserer Stadt.
Die Stadt Neumarkt ist stolz und dankbar, dass solch überragende Musiker,
Musikanten und Musikpädagogen wie Roland Frank sowie Bernhard und Edith
Hilbig dem städtischen Kulturleben interessante, immer wieder neue Akzente
verleihen:
Das Trio Collegio leistet einen hervorragenden Beitrag dazu, dass die
Volksmusik in der Oberpfalz nicht erstarrt, kommerziell-folkloristisch
vermarktet wird oder gar in die oberflächlich-sentimentale Volkstümelei eines
Musikantenstadels oder einer Hitparade der Volksmusik abgleitet.
Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, werden sich im Anschluss an diese
festliche Sitzung des Stadtrates auf der Reitstadelbühne überzeugen können,
dass das Trio Collegio "handgemachte Musik" im besten Sinne des Wortes
bietet.
Für diese musikalische Leistung, aber auch für das stete, langjährige
Engagement des Trio Collegio für das Neumarkter Kulturleben verleiht die Stadt
Neumarkt Roland Frank und dem Ehepaar Edith und Bernhard Hilbich den
Kulturpreis der Stadt Neumarkt 2008.
Ruth Dorner
Bürgermeisterin