neumarktonline Dokumentation
Verleihung des
Kulturpreises 2013
an
Franz Pröbster Kunzel
Die drei Stadtoberhäupter bei der Übergabe des Kulturpreises an Franz Pröbster Kunzel (2.v.r.)
Von Bürgermeisterin Ruth Dorner
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Thumann,
sehr geehrter Herr Bürgermeisterkollege Düring,
sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrates,
sehr geehrter Herr Pröbster Kunzel,
sehr geehrte Frau Pröbster,
meine sehr geehrten Damen und Herren!
Einmal im Jahr würdigt die Stadt Neumarkt seit 1987 mit der Verleihung des
Kulturpreises Vereine, Initiativen und Persönlichkeiten, die sich um das kulturelle
Leben in unserer Stadt verdient gemacht haben.
Überblickt man die lange, äußerst bunte Reihe der bisherigen Kulturpreisträger von
Heimatforschern über Musikgruppen und Chöre bis hin zum Architekten und zur
Kabarettistin, so fällt auf, dass frei schaffende bildende Künstler bislang nur zweimal
geehrt wurden:
Im Jahre 2000 war es der Bildhauer Lothar Fischer,
2007 folgte ihm dann der Maler Bernhard Maria Fuchs.
In diesem Jahr geht der Kulturpreis wieder einmal an einen bildenden Künstler, an
Franz Pröbster Kunzel und wir ehren damit eine sehr eigenständige, ja eigenwillige
Künstlerpersönlichkeit, die mit unserer Stadt und ihrem Kulturleben eng verbunden
ist.
Franz Pröbster Kunzel ist aktives Mitglied des Kunstkreises Jura und er hat schon bei
vielen Ausstellungen mitgewirkt.
Er setzt sich engagiert und nicht selten kritisch für die Optimierung der lokalen
Kunstszene ein.
Er war zudem einer der ersten Neumarkter Künstler, die sich öffentlich für den Bau
des Museums Lothar Fischer stark gemacht hat.
Und Fischer hat Pröbster Kunzel bewusst als wichtigen Vertreter der lokalen
Kunstszene zum Mitglied des Kuratoriums seiner Stiftung ernannt.
Franz Pröbster Kunzel ist längst ein wichtiger kultureller Botschafter unserer Stadt
geworden und dabei sind einmal seine vielen künstlerischen und privaten Kontakte
zu unserer Partnerstadt Mistelbach zu nennen. Ich erinnere nur an das Jahr 2008,
als wir zum 25. Partnerschaftsjubiläum eine Skulptur von Kunzel als Gastgeschenk in
Mistelbach aufgestellt und eine Ausstellung von ihm mit einer ganz besonderen
Vernissage eröffnet haben.
Immer wieder hat er in Mistelbach wichtige Ausstellungen präsentiert und dies gilt
auch für unsere Kontakte mit Issoire, die er durch sein Engagement mit trägt.
Derzeit laufen gerade die Vorarbeiten für eine Ausstellung in der französischen
Partnerstadt.
Die Stadt Neumarkt ehrt mit Franz Pröbster Kunzel aber auch einen Künstler, der
sich längst durch zahlreiche Ausstellungen in der überregionalen Kunstszene einen
Namen gemacht hat.
Seine viel beachteten Ausstellungen etwa in Schweinfurt, Kronach, Nürnberg, Cham
oder Amberg machen Kunzel und damit auch Neumarkt in der Metropolregion
bekannt und zum Begriff.
Nicht von ungefähr wurde er daher im Juli 2010 vom Forum Kultur der Europäischen
Metropolregion auch zum Künstler des Monats gekürt.
Seine herausragende Persönlichkeit und seine besonderen künstlerischen
Leistungen vor allem im Bereich "Land-Art" wurden 2010 außerdem mit dem
renommierten Kulturpreis Bayern der EON Bayern AG ausgezeichnet.
In Neumarkt kennt fast jeder den Franz, der auch nur kurz und liebevoll der "Kunzel"
genannt wird.
Aber wer ist dieser Kunzel und was macht ihn zum beeindruckenden "Land-art-
Künstler"?
Seine Vita ist schnell erzählt:
Pröbster Kunzel wurde 1950 als Bauernsohn in Forchheim geboren.
Über viele Generationen haben seine Vorfahren den Hof bewirtschaftet und auch er
hat zunächst diesen Weg eingeschlagen.
Zudem begann er 1975 aber auch künstlerisch zu arbeiten, ohne jemals eine
Kunsthochschule besucht zu haben - er ist Autodidakt.
Aus gesundheitlichen Gründen war er schließlich gezwungen, die Landwirtschaft
aufzugeben und seit 1996 bewirtschaftet er seinen Bauernhof nicht mehr, sondern er
arbeitet dort an seinem Gesamtkunstwerk im so genannten Garten des Heiligen
Irrsinns und dem Haus der Schreine.
Er selbst sagte einmal:
"Ich bin kein Landwirt mehr, Bauer bin ich aber geblieben. Ich arbeite mit Dingen, die
in den Kreislauf zurückkehren."
Seine Arbeiten beschwören das Zusammenspiel von Landschaft, Himmel und
Wolken, von Tradition und Brauchtum, Aberglauben und Ehrfurcht, aber auch die
ständige Wiederkehr von Aussaat und Ernte.
Sie sind Ausdruck des Gebens und Nehmens und künden vom Werden und
Vergehen.
Auch das bildnerische Material entnimmt er dieser Umgebung und seiner bäuerlichen
Erfahrungswelt.
So arbeitet er ehrfürchtig und schöpferisch mit Materialien wie Weidenruten, Fellen
oder Ackersteinen, aber auch mit Wasser und Wind.
Als einziges, nicht in der Natur fertig vorhandenes Material verwendet Pröbster
Kunzel das Eisen, das für ihn den Pflug symbolisiert, der die Erde bearbeitet.
Dieses Material hat einen besonderen Reiz für den Künstler, da die Zeit selbst in
Form von Rost deutliche und auch ästhetisch reizvolle Spuren erzeugt.
Um sich noch intensiver mit dem Wesen dieses Künstlers und seines Werkes
auseinander setzen zu können, sollte man über seinen Bauernhof gehen.
Dort spürt man die Aufrichtigkeit seines künstlerischen Anliegens und die Kraft seiner
kreativen Begabung, insbesondere wenn man seine Werke ganz handfest "be-greift".
In seiner Scheune etwa, die er zu einer "Kathedrale" gestaltet hat, wo er das
Sonnen- und Mondlicht durch Astlöcher in seine Installationen eingreifen lässt.
Man muss auch seinen Acker erleben, den er "Heiligen Garten" nennt und wo er
"Feldzeichen" setzt und seit 20 Jahren Hecken pflanzt, um sein Bauernland zu
umfrieden.
Auf seinem Acker macht er Feldbegehungen, Feuerrituale oder Pflanzungen,
begleitet von akustischen Elementen, bei denen das Publikum dabei sein kann.
Er trommelt mit zwei Holzstäben auf Baumrinden und auf Klangscheiben oder lässt
aus einer Vielzahl von Wassereimern das tropfende Wasser zu einem Konzert, einer
Wassermusik erklingen.
Dabei wird deutlich, dass sich seine Installationen dann am besten vermitteln, wenn
er selbst darin agiert und als Künstler mit seinem Werk eins ist - ein Schaffender in
Aktion.
"Als Künstler fühle ich mich dem Schöpfer am nächsten. Ich erschaffe auf einem
leeren Blatt Papier, einer leeren Leinwand, in einem leeren Rahmen etwas Neues,
einen eigenen Kosmos", sagte er einmal selbst von sich und seiner künstlerischen
Arbeit.
Und diese künstlerische Arbeit hat ihm einen Namen weit über die Region hinaus
verschafft, er wird geschätzt und viele setzen sich mit seinen Objekten und
Gestaltungen auseinander.
Sehr geehrter Herr Franz Pröbster Kunzel!
Der Stadtrat hat in der Sitzung vom 28. November 2013 beschlossen, ihnen den
Kulturpreis der Stadt Neumarkt 2013
zu verleihen.
Wir verbinden damit unsere große Anerkennung für die eigenständige und
eigenwillige Künstlerpersönlichkeit Franz Pröbster Kunzel und ehren damit die
Aufrichtigkeit seines künstlerischen Schaffens und die Kraft seiner kreativen
Begabung.
Ich darf Ihnen persönlich und im Namen des Stadtrates ganz herzlich dazu
gratulieren.
Es handelt sich hier um das zur Verfügung gestellte Rede-Manuskript. Die tatsächlich gehaltene Rede kann davon geringfügig abweichen
18.Dezember 2013