neumarktonline Dokumentation
Ansprache
beim Neujahrsempfang
Von Oberbürgermeister Thomas Thumann
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Gäste!
Vor zehn Jahren, im Januar 2008, fand erstmals ein
Neujahrsempfang der Stadt Neumarkt in diesen Räumlichkeiten
statt.
Ich habe ihn in meiner Amtszeit als Plattform für den Austausch
und Kontakt zwischen den verschiedenen Ebenen des
gesellschaftlichen Lebens in unserer Stadt und in unserer Region
eingeführt.
Gleichzeitig wollte ich, dass dieser Neujahrsempfang vom
Charakter her etwas völlig anderes sein sollte:
Nicht politische Reden und Redner sollten dabei den Mittelpunkt
bilden, sondern vor allen Dingen ein besonderer Impuls durch
den Vortrag von beeindruckenden Persönlichkeiten, die uns so
für das neue Jahr einstimmen sollten.
Den Auftakt vor 10 Jahren beim Premieren-Neujahrsempfang
hatte Pater Anselm Grün gemacht.
Es folgten viele weitere hochrangige Gäste, wie der Astronaut
Prof. Ulrich Walter oder der frühere Pressechef der deutschen
Nationalmannschaft und spätere Chefredakteur vom „Kicker“
Sportmagazin Rainer Holzschuh, oder der Zeitmanagement-Profi
Prof. Dr. Lothar Seiwert oder wenn Sie sich noch ans letzte Jahr
erinnern der frühere Agent Leo Martin.
Schon beim ersten Neujahrsempfang habe ich die Hoffnung
ausgedrückt, dass daraus eine feste Größe in Neumarkt
entstehen könnte - und diese Hoffnung hat sich erfüllt.
Heute können wir schon auf zehn Jahre Neujahresempfang in
Neumarkt zurückblicken und auch heute wieder wird uns mit Frau
Klausmann-Sittler eine bemerkenswerte Persönlichkeit ihr Projekt
vorstellen, das mit „199 Kleine Helden“ betitelt ist – seien Sie jetzt
schon gespannt darauf, Sie werden beeindruckt sein.
Der Neujahrsempfang hier im Reitstadel ist immer auch ein Abbild
unserer Stadtgesellschaft und ich möchte in dem Zusammenhang
den römischen Philosophen Seneca zitieren, der gemeint hat:
„Die menschliche Gesellschaft gleicht einem Gewölbe, das
zusammenstürzen müsste, wenn sich nicht die einzelnen Steine
gegenseitig stützen würden.“
Im Reistadel sind viele versammelt, die an diesem Gewölbe Stadt
Neumarkt mitwirken, es mittragen und mitgestalten.
Ich möchte an dieser Stelle allen danken, die in welcher Funktion
und in welchem Zusammenhang auch immer sich um die Stadt
Neumarkt und ihre Bürger verdient gemacht haben.
Ganz besonders herzlich danke ich dabei all denen, die
ehrenamtlich und freiwillig tätig sind und so viel Gutes in und für
Neumarkt schaffen und die damit unsere Stadt bereichern.
Wir werden zum Ende des Neujahrsempfangs noch einmal auf
die ehrenamtlich Tätigen zurückkommen, wenn wir die
Auszeichnung „Stille Helden“ verleihen, die wir übrigens ebenfalls
seit dem ersten Neujahrsempfang im Jahr 2008 zusammen mit
der Freiwilligenagentur Neumarkt an ehrenamtlich tätige
Einzelpersonen und Vereinigungen vergeben.
Meine Damen und Herren!
Wir stehen wieder einmal am Beginn eines neuen Jahres und
auch 2018 wird eine Vielzahl von Gedenktagen mit sich bringen,
insbesondere sind dies heuer Jahrestage, bei denen man an die
Entstehung und die Geschichte der Demokratie in Deutschland
erinnert wird.
Vor 100 Jahren endete nicht nur der Erste Weltkrieg, sondern mit
der Novemberrevolution wurde auch das Kaiserreich gestürzt und
die erste deutsche Demokratie gegründet.
Auch in Bayern war das Ende der Monarchie im Jahr 1918
gekommen und es wurde der Weg zur demokratischen
Neuausrichtung beschritten.
Die Geschichte hat uns aber gelehrt, dass dies in Deutschland
wie auch in Bayern kein Selbstläufer war und die erste deutsche
Demokratie – die Weimarer Republik – vor allem daran zugrunde
gegangen ist, dass sie eine Republik ohne Republikaner, eine
Demokratie ohne Demokraten gewesen ist, wie Historiker immer
wieder festgestellt haben.
Erst nach einem weiteren Weltkrieg und mit Unterstützung von
außen fand Deutschland den Weg in eine tragfähige Demokratie
und in eine Lebens- und Gesellschaftsform, die auch heute noch
Bestand hat.
Aber wir sollten sie nicht als Selbstverständlichkeit ansehen,
sondern unsere Demokratie muss geschützt, stets verteidigt und
immer wieder neu belebt werden.
Gerade in Zeiten, in denen es von scheinbaren Wahrheiten nur
so wimmelt, die sich häufig als Fake-News herausstellen, müssen
wir aufpassen, dass aus solchen Polemiken heraus nicht die
Grundlagen unserer Demokratie und unserer Freiheit attackiert
und ausgehöhlt werden.
Es ist daher an uns, dass wir für die Demokratie Flagge zeigen
und für unsere demokratische Lebensweise einstehen, gerade
eben damit wir nicht den Fehler wie in der Weimarer Republik
begehen und das Feld den extremen Parteien und Ansichten
überlassen.
Seit 1945 leben wir in Deutschland in einem friedlichen und
ausgesöhnten Europa und auch das sollte uns immer wieder
Anlass dafür sein, dankbar und gleichzeitig vorsichtig vorzugehen
mit diesen hohen Gütern Frieden und Demokratie.
Wir in Neumarkt pflegen dies zum Beispiel mit der jährlichen
Internationalen Jugendbegegnung, bei der heuer wieder die Stadt
Neumarkt der Gastgeber wird und mit der wir seit 2001 eine
Brücke der Aussöhnung mit unseren ost- und
südosteuropäischen Nachbarländern schlagen, oft mit Nationen,
mit denen früher eher der Kriegszustand geherrscht hat.
Wir tun dies aber auch mit unseren Städtepartnerschaften und in
diesem Jahr besonders mit unseren Freunden aus Österreich,
wenn wir das Bestehen der Städtepartnerschaft mit Mistelbach
seit 35 Jahren begehen werden.
Zum einen werden wir das bei unserem Frühlingsfest tun, wenn
die österreichischen Freunde dann nach Neumarkt kommen, und
umgekehrt werden wir mit einer hoffentlich großen Delegation
nach Mistelbach reisen, wenn im August dort das Stadtfest über
die Bühne geht.
Aber auch unsere Städtepartnerschaft mit Issoire hat bald schon
50 Jahre Bestand und ist eine dieser vielen Säulen, die ein
friedliches und demokratisches Zusammenleben in Europa
markieren.
Achtsam umgehen sollten wir daher auf alle Fälle mit
vermeintlichen Wahrheiten oder Vorhersagen, die so manche in
den Raum – vor allen Dingen in den sozialen Netzraum – stellen.
Vor wenigen Wochen konnte man im Internet eine Aufstellung
darüber finden, was 2017 alles an falschen Aussagen, an
Unwahrheiten und letztlich Fake-News alleine im politischgesellschaftlichen Bereich publiziert worden ist – sowohl in den
gedruckten Medien, als auch in den sozialen Netzwerken.
Es war eine Liste, die viele tausend Aussagen umfasste und
selbst zugab, noch lange nicht alles erfasst zu haben.
Wenn man seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten
in Amerika nicht nur mehr von der „postfaktischen Zeit“, sondern
sogar von der „Post-Truth-Ära“, also der Zeit nach der Wahrheit
spricht, so ist dies schon eine erschreckende Beschreibung dafür,
wie stark Lügen, Täuschen und das Ausplappern völlig haltloser
Behauptungen inzwischen die Wahrheiten und Tatsachen
abgelöst haben.
Dass es schon immer einfacher war zu lügen, zu vertuschen, zu
täuschen und damit Aufregung zu schüren, hat schon der
französische Philosoph Montaigne gewusst, der gemeint hat,
dass die Wahrheit immer nur ein Gesicht habe, die Gegenseite
aber, die Lüge „hat hunderttausend Gesichter und einen
unendlich weiten Spielraum“, so der französische Denker in
seiner Einschätzung.
Aber auch wir selbst können so manches dazu tun, um wieder
Boden unter den Füßen zu bekommen und uns nicht von
falschen Nachrichten, Aussagen oder Gefühlen leiten zu lassen.
Wichtig ist es daher, einen klaren Kopf zu behalten und sich nicht
irre machen zu lassen, oder schlichtweg einfach mehr auf
unseren gesunden Menschenverstand verlassen.
Ich selber bin daher immer wieder froh, wenn sich Prognosen und
Vorhersagen nicht erfüllen, insbesondere wenn sie unsere Stadt
Neumarkt betreffen.
So hat es bereits vor rund zehn Jahren in einer Studie geheißen,
dass die Bevölkerungszahl Neumarkts nicht nur stagnieren
werde, sondern sogar zurückgehen wird.
Inzwischen haben wir bereits fünf Jahre in Folge bei unserer
Bevölkerungszahl in Neumarkt zugelegt und wir konnten letztes
Jahr im August sogar den 40.000ten Einwohner begrüßen – so
viele Einwohner hatte Neumarkt noch nie in seiner Geschichte.
Ich weiß nun nicht, ob sich damals die Bertelsmann-Studie im
Hinblick auf Neumarkt nur getäuscht hat oder ob wir als
Verantwortliche in der Stadt die richtigen Maßnahmen ergriffen
haben – aber Sie dürfen mir glauben, dass ich als
Oberbürgermeister natürlich Letzteres annehme.
Letztlich zeigt auch dieses Beispiel, wie sorgsam man mit
Prognosen und Vorhersagen umgehen muss.
Erfreut bin ich darüber, dass wir im Hinblick auf die
Hochwassersituation längst nicht mehr so betroffen sind wie noch
vor 10 – 15 Jahren.
Gerade die letzten starken Regenfälle nach dem Schneefall und
dem Tauwetter haben bestätigt, dass unsere mehrere Millionen
Euro umfassenden Investitionen in Regenrückhaltebecken und
größere Stauraumkanäle gewirkt haben.
Denn wir konnten damit vollgelaufene Keller, überflutete Straßen
und Brückendurchlässe sowie massive Schäden bei uns und den
Bürgern Neumarkts verhindern.
Das ist für mich Daseinsvorsorge im besten Sinne, so wie wir dies
als Stadt Neumarkt in vielen Bereichen seit Jahren und
Jahrzehnten praktizieren.
Dass wir dabei immer auch darauf achten, unsere Bürger und die
Wirtschaft nicht über Gebühr zu strapazieren, möchte ich an
einem Punkt darlegen, an der Höhe der Hebesätze bei den
städtischen Steuern.
Vor wenigen Tagen ist die amtliche Bekanntmachung für dieses
Jahr zu der Gewerbe- und den Grundsteuern veröffentlicht
worden.
Was nicht in dieser amtlichen Bekanntmachung steht ist die
Tatsache, dass wir die Hebesätze dieser Steuern seit über 40
Jahren nicht mehr erhöht haben.
Dabei befinden sich diese auf einem so erstaunlich niedrigen
Niveau, dass wir die niedrigste Quote aller Großen Kreisstädte in
Bayern aufweisen können, auch das ist für mich ein Punkt der
besten Daseinsvorsorge für die Bürger, die Wirtschaft und die
Arbeitsplätze.
Dass wir als Stadt aufgrund der guten Situation des
Wirtschaftsstandortes Neumarkt auch mit guten Einnahmen11
gesegnet sind, versetzt uns in die Lage, immer wieder aktiv und
produktiv für die Stadt tätig zu werden.
Wir tun dies etwa beim Wohnungsbau, ich erinnere nur an die 27
Wohnungen im Deininger Weg, die gerade entstehen oder im
Schulbereich, wo wir derzeit den Kinderhort neben der
Bräugassenschule in die Höhe ziehen, bei der wir schon zwei
Bauabschnitte zur Erweiterung zur Ganztagesschule hinter uns
gebracht haben.
Wir tun dies auch im Freizeitbereich, ich nenne nur das Stichwort
Ganzjahresbad, mit dem wir auch eine Anhebung der
Lebensqualität in unserer Stadt für alle Bürgerinnen und Bürger
vornehmen wollen.
Ich kann jedem nur empfehlen, einmal in die Mühlstraße
hochzugehen oder zu fahren und sich diese Riesenbaustelle
anzusehen, um zu ermessen, was für eine tolle Maßnahme wir
dort ins Werk setzen.
Wir werden aber auch heuer wieder neue Baugebiete ausweisen,
etwa oben in Höhenberg mit „Kapellenäcker II“ oder
Gewerbegebiete wie im Bereich Woffenbach entwickeln.
Waren wir im Jahr 2017 überregional insbesondere durch die
große Rizzi-Ausstellung präsent, so könnte dies in diesem Jahr12
zum Beispiel durch die Turngruppenmeisterschaft des Deutschen
Turnerbundes im September hier in Neumarkt sein, wenn
tausende Turngruppen zu uns kommen, um in den verschiedenen
Wettbewerben ihre Meister zu küren.
Feste Größen im Jahresablauf wie das Altstadtfest, das JURA-Volksfest, die Jobmeile, das Oldtimertreffen oder die IMA werden
uns alle sicherlich viele schöne Stunden bescheren.
Gespannt sein dürfen wir auch auf die 950-Jahrfeier in Pölling,
bei der dieser Stadtteil ganz besonders auf seine Geschichte
zurückblicken wird und zugleich sich darüber freuen kann, wenn
wir die Maßnahmen im Hinblick auf den Dorfplatz und die
Gestaltung eines Zentrums vorantreiben werden.
Es wird also in unserer Stadt wieder viel geboten sein und ich
lade alle ein, Neumarkt und sein Angebot zu genießen.
Wenn wir uns ehrlich umsehen und sehen, wie gut es uns
eigentlich geht, dann sollte uns doch schwer fallen, dass wir auf
Meinungsmacher hereinfallen, die uns suggerieren, wie schlecht
und ungerecht hier bei uns doch alles ist, wo es überall hakt und
welche Probleme es gibt.
Wenn aber unsere Situation an sich noch nicht genügt, um uns zu
mehr Lebensfreude und Zufriedenheit zu verhelfen, dann
empfehle ich einen Blick über den Tellerrand hinaus.
Dazu habe ich Frau Klausmann-Sittler als Referentin für den
heutigen Abend eingeladen, die uns ein Projekt vorstellen wird,
das mit dem Titel „199 Kleine Helden“ unser Augenmerk auf eine
ganz andere Wirklichkeit und eine andere Weltsicht lenkt.
Es ist ein Projekt, das viele Beteiligte hat, unter anderem auch
den Ehemann von Frau Klausmann-Sittler, den bekannten
Schauspieler Walter Sittler, - ich heiße Sie beide noch einmal
herzlich bei uns willkommen.
In einer Beschreibung zu diesem Projekt heißt es:
„Der bekannte Schauspieler Walter Sittler ist der Ideengeber,
seine Frau Sigrid Klausmann ist das Herz dieses einzigartigen
Projekts sowie die leitende Regisseurin“.
Weitere Protagonisten sind da natürlich mit im Boot und all denen
ist zu danken für dieses wirklich spektakuläre und einmalige
Filmprojekt, das hier unter der Schirmherrschaft der Deutschen
UNESCO-Kommission entsteht.
Aus jedem Land der Welt soll ein Kind portraitiert werden.
Dabei sollen Träume, Hoffnungen und Ängste der Kinder ebenso
zur Sprache kommen wie der eindringliche Wunsch, dass unsere
Welt und unsere Umwelt erhalten wird.
Vor allem aber sollen die Filmporträts bei den Zuschauern
bewirken, dass andere Länder und Menschen besser akzeptiert
werden, ja sogar der Wunsch entsteht, sie besser kennen zu
lernen und damit die Angst vor den Fremden und dem Fremden
abbauen.
Bevor ich nun die Bühne an Frau Klausmann-Sittler übergebe
wünsche ich Ihnen, liebe Gäste unseres Neumarkter
Neujahrsempfangs zuvor für die nächsten 12 Monate, dass Sie
viele Momente des Glücks erleben, große Erfolge verzeichnen
und schöne Stunden verbringen können und vor allen Dingen,
dass Sie alle gesund durch dieses Jahr kommen.
Und als Begleiter für 2018 lege ich Ihnen ein Zitat des
französischen Schriftstellers Alexandre Dumas ans Herz, der
meinte:
„Das Leben ist bezaubernd, man muss es nur durch die richtige
Brille sehen.“
In diesem Sinne ein gutes, gesegnetes Jahr 2018 für sie!
Herzlichen Dank für ihre Aufmerksamkeit!
Es handelt sich hier um das zur Verfügung gestellte Rede-Manuskript. Die tatsächlich gehaltene Rede kann davon geringfügig abweichen
21.Dezember 2017