Kneipenbühne Oberweiling

Kein Blatt vor den Mund

NEUMARKT. Thomas Schottenhaml trat nach fast zehn Jahren wieder einmal mit seinem Soloprogramm in der Oberweilinger Kneipenbühne auf.

Seine damaligen sehr zahlreichen Fans haben ihn anscheinend vergessen, denn er hätte durchaus etwas mehr Publikumszuspruch verdient. Nach leichten Anfangsschwierigkeiten – schließlich spielt der sympathische Barde sein Programm nur noch äußerst selten öffentlich, und wenn, dann vor zahlenmäßig größerem Auditorium – lief der dunkelhäutige Oberfranke im Verlauf des Abends zu seiner früheren Standardform (heißt Höchstform) auf.

Die Zuhörerschaft, die ihn zum großen Teil nicht kannte, war naturgemäß zunächst einmal etwas verschreckt, denn Schottenhaml schlüpfte wie Randy Newman gelegentlich in die Rolle nicht so liebenswerter Zeitgenossen, ließ den Macho heraushängen, nahm kein Blatt vor den Mund, wenn es um Liebe und Sex ging, überzeichnete gnadenlos einen Leichenschmaus oder den Umgang mit der Oma, erwies sich aber andererseits als herzlich und liebenswürdig, wenn er etwa in Udo-Lindenberg-Manier einem Außerirdischen – dem Jupiter-Heiner – aus der Patsche half oder sein Frankenland besang, das Bratwurstbudenland, in dem man Theodor vorne mit "D" schreibt.

Auf der anderen Seite drehte er Lou Reed, Prince und Bob Dylan gnadenlos durch die Mangel und sorgte so für einen höchst amüsanten, kurzweiligen Abend.
25.02.14

Schottenhaml in Oberweiling

NEUMARKT. Nach fast zehn Jahren kann man ihn endlich wieder einmal wieder mit seinem Soloprogramm in der Kneipenbühne erleben – Den Liedermacher Thomas Schottenhaml. Er gastiert am Samstag in Oberweiling.

Mal ist er harmlos und lustig, dann knallt er einem wieder eine Textzeile um die Ohren, bei der man sich wünscht, dass der Mann einen guten Anwalt hat. Seit vielen Jahren ist "der Schotti" mit seinem explosiven Mundart-Programm auf den Bühnen Deutschlands unterwegs. Um die Frage nach der Stilrichtung zu beantworten, müsste wohl erst ein ganz neues Wort in den deutschen Sprachschatz eingefügt werden, das in etwa Folk-Rock-Country-Blues-Reggae-Soul-Rap-Kabarett heißen müsste.

Es ist schon eine seltsam anmutende Kombination, wenn ein Schwarzer die Bühne betritt, man erwartet schwärzesten Blues, und es geht plötzlich in breitem fränkischen Dialekt los. So ganz unplugged gibt er zu verstehen, dass ein "Käsbrot" die einzig wahre Droge ist. Klingt lustig!? Ist es auch, aber der Schottenhaml ist alles andere als ein Spaßmacher. Er teilt gnadenlos aus und nimmt sich nicht einmal das Fragment eines Blattes vor den Mund. "Der Schotti" ist die Hardcore-Mutation der süddeutschen Liedermacher. Songs wie der "Ego-Song", "Ich will Sex" oder "Liebe aufm Trottoir" zählen in der Szene zu Hymnen. Es gibt zwei CDs. Eine ist die "Bravere", kann also auch im Kreise der Familie gehört werden (wenn auch der Papa trotzdem an manchen Textstellen Erklärungsbedarf haben wird). Bei der zweiten CD sollten die Kinder schon im Bett sein, denn auf ihr überschreitet der Schottenhaml die unsichtbare Grenze, die im allgemeinen für Tonträger gezogen wird.
21.02.14

Kurzweilige Bluesmusik


"Black Patti"

NEUMARKT. Ferdinand "Mr. Jelly Roll" Krüger (Mandoline, Gesang, Gitarre) und Peter "Crow C." Krause (Gitarre, Gesang, Mundharmonika) – zusammen nennen sich die beiden "Black Patti" – bewiesen in der Oberweilinger Kneipenbühne bei zahlenmäßig etwas schwachem Besuch, wie abwechslungsreich und kurzweilig Bluesmusik sein kann.

Da ließ der eine witzige Sprüche vom Stapel wie "wir haben kein festes Programm, sind also ein bisschen wie die Piratenpartei" oder, angesichts des in die Jahre gekommenen Publikums "Als ich angefangen habe, waren von euch noch nicht so viele in Pension wie heute"; da zeigte der andere, dass man eine Mandoline ebenso hinterm Kopf spielen kann wie Jimi Hendrix eine Gitarre, da vollbrachte das Duo ein Kunststück, wie es wahrhaftig selten zu sehen sein wird: Krüger zupfte seine Mandoline mit der rechten Hand, während er auf Krauses Gitarre mit der Linken die Akkorde griff; gleichzeitig zupfte der seine Gitarre und hielt in der anderen Hand eine Mundharmonika, auf der er ein Solo blies. Klar?

Egal ob ja oder nein: zum nächsten Konzert kommen, sehen, staunen; aber nicht etwa, dass solche Gimmicks holperten – nein sie fanden in flüssigem Groove statt. Überhaupt: Die beiden Profis spielten großartig zusammen und begeisterten rundum, in Hinsicht auf den unglaublich authentischen oft zweistimmigen Gesang ebenso wie bezüglich der geschmackvollen Arrangements und deren perfekte Umsetzung auf virtuos gespielten Instrumenten. Übrigens: beim Blues reicht es eben nicht, zwölf Takte und drei Akkorde abzuzählen und zu meinen, damit hätte man diese komplexe Musik verstanden.

Viele der Songs waren selbst geschrieben – und dennoch muteten sie an, als seien sie in den schwärzesten Gegenden der USA entstanden. Oft hatte man das Gefühl, Ry Cooder und David Lindley hätten sich wieder einmal ein Stelldichein gegeben. Hin und wieder coverten "Black Patti" Bluesklassiker und bewiesen damit große Bandbreite, die von Huddy Leadbetters sozialkritischem "Bourgeois Blues" bis zum "Denomination Blues", einem Gospel von Washington Phillips, reichte.

Das klatschfreudige Publikum verwechselte leider wieder einmal ein Blueskonzert mit dem Musikantenstadel, was der Stimmung allerdings keinen Abbruch tat. Als Peter Crow C. in der Zugabe das Publikum aufforderte, aufzustehen, taten alle begeistert mit. Die Kneipenbühne bot einen Konzertabend, der unbedingt wiederholt werden muss.
g

16.02.14

Keine ausgetretenen Pfade

NEUMARKT. Nur ein knappes Jahr (1927) existierte das amerikanische Plattenlabel "Black Patti", das sich auf afroamerikanische Musik spezialisiert hatte und es immerhin auf 55 Produktionen brachte, bevor es aufgrund von Unrentabilität aufgegeben wurde: That's Blues!

Am Samstag gibt ein Duo in der Kneipenbühne sein Debüt, das sich seinen Namen von diesem Label entliehen hat und sich entsprechend ganz der akustischen schwarzen Rootsmusik verschreibt. Da ist der mit diversen Preisen ausgezeichnete Gitarrist und Mundharmonikaspieler Peter Crow C., der seit etlichen Jahren auf Europas Blues-und Jazzbühnen unterwegs ist und nicht allein durch sein virtuoses Gitarrenspiel und seinen markanten Gesang begeistert, sondern auch durch seine Qualitäten als Entertainer.

In Jelly Roll hat er seinen kongenialen musikalischen Partner gefunden. Der erst 23jährige Musiker gilt als neues Ausnahmetalent in der Welt des Blues, auf den bereits Europas großes Plattenlabel Bear Family Records aufmerksam wurde. Er singt und spielt neben Gitarre auch das fast vergessene Bluesinstrument Mandoline.

Um die vielen ausgetretenen Pfade des Genres zu meiden, schreiben "Black Patti" ihre Songs und Arrangements selber. Mit zweistimmigem Gesang, beeindruckender Instrumentenbeherrschung und ansteckender Spielfreunde erobert die beiden Profis ihr Publikum im Sturm.
14.02.14


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21. Jahrgang