Kneipenbühne Oberweiling

Feier im Reitstadel


Vor zwei Jahren gab es mit dem Bezirks-Kulturpreis Anerkennung von offizieller Seite: Bezirkstagspräsident Franz Löffler (r.), Kulturreferent Peter Braun (l.), zusammen mit Hanne und Roland Hertlein (3. und 4. von links) von der Kneipenbühne Oberweiling mit den Künstlern der Gruppe "Breeze The Creaze".
Foto: Martina Hirmer
NEUMARKT. Die Kneipenbühne in Oberweiling hat sich als Ort für die Feier zum 30. Geburtstag einen gleichaltrigen Jubilar in Neumarkt ausgesucht.

Während Hanne und Golly Hertlein ins alte, heruntergekommene wilhelminische Schulhaus nach Oberweiling zogen, um daraus im Laufe der Zeit ein baulich-historisches Juwel und gleichzeitig eine einmalige, internationale Begegnungsstätte der Musik zu schaffen, wurde in Neumarkt der Wiederaufbau der Ruine des Reitstadels als Zentrum für die Kunst vollendet.

Das ist dreißig Jahre her, und beide Kulturtempel dürfen mit Stolz auf jeweils über 1000 Veranstaltungen (ohne die Kunst-Ausstellungen im Reitstadel-Foyer und im Kneipenbühnen-Treppenhaus) zurückblicken.

Am Freitag nun zelebriert die Kneipenbühne ihr Jubiläum – und Golly Hertlein hat sich mit seiner Mannschaft selbstverständlich ebenso bewusst wie heimlich, still und leise (neumarktonline berichtete) die soeben renovierte Neumarkter Konzerthalle dafür ausgesucht, um in gewisser Weise einen Doppelgeburtstag zu begehen.

Auf dem Programm steht ein kleiner Ausschnitt aus der Bandbreite, die von den Oberweilinger Machern ihrem Publikum seit drei Jahrzehnten angeboten wird: Kabarett (mit Sigi Zimmerschied), Comedy (mit Lizzy Aumeier), Volksmusik (mit den Hallertauer Sauglocknläutn), Reggae und bayerisch-jamaikanische Tanzmusik (mit den Gauwailers) und Popmusik (mit BTC).

Die Veranstaltung ist seit Wochen ausverkauft.
19.10.11

In Verzückung versetzt

NEUMARKT. Der Auftritt von "Percussion Mania" in Oberweiling bedeutete einen weiteren (den fünften) Höhepunkt in der noch jungen Kneipenbühnen-Saison.

Drei Virtuosen aus Burkino Faso brachten dem Kneipenbühnen-Publikum den faszinierenden Reichtum traditioneller westafrikanischer Musik nahe: Mamadu Diabate (Balafon, Dschembe, Lunga, Ngoni), Zakaria Kone (Djembe, Kora) und Abdulaye Dembele (Dundun).

Kora und Ngoni sind westafrikanische Doppelharfen und werden mit beiden Händen gezupft. Das Balafon ist eine Art pentatonisch gestimmtes Xylophon, die Lunga eine Trommel, die unter den Arm geklemmt wird; die Membran wird durch Armdruck mehr oder weniger gespannt: dadurch kann der Spieler die Tonhöhe bestimmen und mit seinem Instrument in seinem tonalen Heimatdialekt sprechen.

Aber nicht nur die Melodieinstrumente vermittelten dem Zuhörer eine für europäische Ohren völlig andere Hörweise von Musik. Auf Djembe und Dundun (Trommeln) wurden mit traumhafter Treffsicherheit komplizierte und dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – mitreißende polyrhythmische Strukturen vorgestellt.

Für musiktheoretische Aspekte war während des Konzertes aber nicht einmal ansatzweise Zeit; denn das einzige, was für die Musiker zählte, war die Lust zu musizieren und das Publikum in Verzückung zu versetzen; und das einzige, was für die Gäste zählte, war, sich treiben zu lassen und mit purer Lust zuzuhören.

Mamadu Diabate, der als Wahlösterreicher mit seinem charmanten wienerisch-afrikanischen Akzent durchs Programm führte, bewies auch als Vokalist großes Können. In seiner Heimatsprache erzählte er gesungene Geschichten, etwa die des sinnlosen Festgehaltenwerdens am Moskauer Flughafen, auf dem die russischen Einreisebehörden die afrikanischen Musiker einfach nicht abfertigten und den ganzen Tag in der Wartehalle "vergaßen".

Schließlich soll auch die Instrumentenbaukunst erwähnt werden: was man aus Flaschenkürbissen, Hölzern, Bast, Tierfellen und andern gewachsenen und nur vorsichtig und ehrfurchtsvoll bearbeiteten Materialien für hochwertige und gleichzeitig ästhetische Musikinstrumente herstellen kann, ist schier unglaublich.
18.10.11

"Percussion Mania"


"Percussion Mania"
NEUMARKT. Die Oberweilinger Kneipenbühne bringt Westafrika in die Oberpfalz: am Samstag darf man mit "Percussion Mania" eine mitreißende Rhythmusschlacht erwarten.

Der Name der Gruppe ist Programm: Fünf sympathische Musiker aus Burkina Faso, nämlich Mamadou Diabate (Balafon, Djembe, Lunga, Ngoni) Seydou Diabate (Balafon, Dundun) Abdoulaye Dembele (Balafon, Dundun, Ngoni) Karim Sanou (Calabash, Baara) und Zakaria Kone (Djembe, Kora) bieten mitreißende Melodie- und Rhythmusorgien – spannend, witzig und kurzweilig vom ersten bis zum letzten Moment.

"Den ganzen Abend lang in Verzückung?" lautet die etwas eigenartige Frage; und die Antwort ist ganz einfach: na klar, warum denn auch nicht! Es scheint unglaublich, was sich einem pentatonisch gestimmten Balaphon alles an Klängen und Melodielinien entlocken lässt, mit wie viel Feeling man das Ngoni (eine sechssaitige Bogenharfe) spielen kann, wie variantenreich die vorwiegend polyrhythmischen Patterns auf den diversen Schlaginstrumenten interpretierbar sind.
13.10.11

Diesmal klappte alles

NEUMARKT. Nach langen Anlaufschwierigkeiten (letztes Jahr im Frühjahr erkrankte der Künstler kurzfristig, im Dezember dann – beim zweiten Anlauf – war Oberweiling eingeschneit) konnte am Samstag Manfred Kempinger seinen ersehnten Auftritt in der Kneipenbühne realisieren.

Das lange Warten lohnte sich, denn der "niederbayerische Michael Moore des Kabaretts" zog wie schon bei seinen vier vorherigen Auftritten (zwischen 1999 und 2005) im Oberweilinger Oberpfälzer Kulturzentrum alle Register mimischen, gestischen und vor allem sprachlichen Könnens.

Im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen reiht Kempinger keine Sketche aneinander, sondern spielt Theater – präsentiert Einmannstücke, Einakter, in denen jeder Moment punktgenau sitzt. Darin ist der Passauer wohl einzigartig.

Der Autor der Münchner Lach-und-Schießgesellschaft schlüpft nämlich in Rollen, zum Beispiel in die eines hundertprozentigen Franz-Josef-Strauß-Fans, der verzweifelt ist ob der gegenwärtigen Situation in der CSU. Das ist herrlich und trotz oder wegen seines Wahrheitsgehalts unvergleichlich komisch.

Hinzu kommt die Brisanz seiner Themen: so nahm er den aktuellen CSU-Parteitag in Nürnberg aufs Korn; oh nein, man darf nicht glauben, dass hier politische Themen trocken, weil zeitnah, referiert werden – im Gegenteil; die Kneipengäste kamen kaum aus dem Lachen heraus.
09.10.11


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21. Jahrgang