Kneipenbühne Oberweiling
New York - Oberweiling - Prag
Andrea Wolper
NEUMARKT. Am Samstag spielt die Kanadierin Andrea Wolper in
der Kneipenbühne Oberweiling.
Die charismatische Musikerin, die sich gerade auf
Europatournee befindet, ist eine herausragende Jazzsängerin, die man
sich live einfach ansehen muss. Sie verbindet das Beste aus dem Jazz-
Standard-Programm mit eigenem Material und Musik aus unerwarteten Quellen -
von Pop bis Poetry, mit verschiedensten Einflüssen von Blues und Harmonien
aus dem Mittelmeerraum bis hin zu Soul zu einer einzigartigen Live-
Erfahrung.
Andrea Wolper nimmt das Publikum mit zu einer musikalischen Reise hin zu
einem hochenergetischen, manchmal humorvollen, aber immer überraschenden
Abenteuer improvisierter Musik.
Neben ihrem Hauptprojekt, dem
Andrea Wolper Trio, ist sie auch Mitglied der
Art Lillard's Heavenly Band und hat als Gast bei vielen größeren und
kleineren Jazz Projekten, u.a. dem
Voices Together, sowie bei Aufnahmen von
Poetry & Improvised Music-Projekten mitgewirkt. 2003 organisierte (und
performte) sie mit einem 13köpfigen Frauen Jazz Ensemble auf dem JVC New
York Jazz Festival, und, in einer kleineren Besetzung desselben Projektes,
auf dem Musica Festival in Frascati, Italien.
Seit 1998 besteht
Andrea Wolpers Trio mit dem Bassisten Ken Filiano und dem
Gitarristen Ron Affif, beide aus New York. Ihre neue CD "The Small Hours" ist
derzeit auf Platz eins (!) der Downloads von allaboutjazz.com.
Das Andrea
Wolper Trio spielt am 7. Mai in New York City, am 13. in Oberweiling, am 18.
in Prag. In Oberweiling werden die Amerikaner von Dieter Weberpals an der
Querflöte unterstützt.
12.05.06
Zu wenige Zuhörer
NEUMARKT. Handwerklich sauber, schnörkellos, geradlinig und stets auf dem gleichen Level präsentierte sich das (Blues-)Rock-Sextett
Blues it! am Samstag in der KneipenbühneOberweiling.
Die vor allem für Festivals und größere Feten geeigneten Stimmungskanonen präsentierten Eigenes, aber auch Stones-Nummern, Lou-Reed-Kompositionen, ein wenig Jimi Hendrix, alles mit scharfem, brachialem Südstaaten-Rock gewürzt. Schüchterne Anklänge an ZZTop waren jedenfalls stets zu spüren.
Der Gitarrist Jochen Vogel führte am Ende der dritten Runde mit einem aberwitzigen Solo die fleißige und gut eingespielte Band zum Höhepunkt eines Konzerts, das für Oberweilinger Verhältnisse - was die Begeisterungsfähigkeit des Publikums angeht - eher unter dem Durchschnitt lag.
Vielleicht waren auch nur zu wenige Zuhörer da, wie in letzter Zeit übrigens fast immer, wenn die Musik irgendwie mit Blues zu tun hat. Woran das wohl liegt?
07.05.06
Energiegeladener Blues
NEUMARKT. Am Samstag debütiert
Blues it! in der Kneipenbühne Oberweiling.
Die Jungs dieser Band halten sich zu jung für Volksmusik, zu alt für Techno aber noch zu lebendig für Death-Metal und zu dumm für Jazz. Ska halten sie für ein Kartenspiel und Country für einen Schokoriegel. Für Punk sind sie schon am frühen Morgen viel zu kaputt und Soul-Musik meiden sie, weil noch nicht ganz heraus ist, ob sie vielleicht nicht doch blind macht.
Aber Spaß beiseite: Die Band besteht aus sechs Musikern, die zusammen über 100 Jahre Bühnenerfahrung auf dem Buckel haben. Vorgestellt wird eine Formation mit blues-rockigem Konzept, die sich dennoch immer wieder auch auf leisere Sohlen begibt und für die Feeling wichtiger als Posing ist. Ziel ist es, den Blues als tragendes Element und die daraus entstehenden Spielarten "gut rüberzubringen". Die Musik ist mal treibend, mal einfühlsam, handgemacht, dynamisch und auf hohem Niveau.
Gespielt werden nicht nur traditionelle Bluesnummern alter Bluesmeister wie Buddy Guy, B.B.King und John Mayall, sondern auch der rockige Texas-Blues à la ZZ-Top findet seinen Platz in einem an Bluesgeschichte abwechslungsreichen Programm, in dem natürlich ein Kick Rock´n´Roll nicht fehlen darf.
Obendrauf gibt es einen Schuss „Blues it!“ exklusiv: Eigenkompositionen, herausgeschwitzt in Tausendundeiner Bluesnacht.
„Blues it!“ ist treibende und energiegeladene Bluesmusik, die den Hintern wärmt, die Seele aber im Großen und Ganzen so belässt, wie der Blues es seit Menschengedenken vorschreibt - verarmt, einsam und durstig.
06.05.06
Wahre Lust
NEUMARKT. Joe Zawinuls Gospel/Soul-Klassiker „Mercy Mercy Mercy!“, Stings lyrisches “Fragile”, das extrem groovige “Hottentot” von John Scofield und arabisch-bluesige Ethnoklänge sind Eckpunkte eines rundum angenehmen Programms, mit dem das Quartett „m.s.r.t.“ am Samstag die Ohren der fasziniert lauschenden Zuhörer in der angenehm gefüllten Kneipenbühne verwöhnte und so in gewisser Weise zeigte, dass eine Quadratur des Kreises möglich sein kann – zumindest in musikalischer Hinsicht.
Dabei ist das Quartett keineswegs eine Coverband, denn der Engländer Richard Throwbridge (man kennt ihn von der Cool-Funk-Formation „Tbridge“) erweist sich als virtuoser Gitarrist und zudem kreativer Kopf, der oft ähnlich wie einst Barockkomponisten sein musikalisches Material aus Buchstaben schöpft. Johann Sebastian Bach setzte sich mit den Tönen „b-a-c-h“ selbst ein Denkmal, Georg Philipp Telemann warnte mit der Melodie „c-a-f-f-e-e“ vor zuviel Koffein.
Throwbridge geht mit Buchstaben/Noten-Kombinationen ein Stück weiter, nämlich zu seinem Bandkollegen und musikalischen alter Ego, dem vorzüglichen Keyboarder Michael Schleinkofer: zusammen – „nach ein paar Gläschen Wein“ – lassen sie eine wunderbar einzigartige Musik entstehen, spielen mit bedingt transponierbaren Skalen, improvisieren modal und schaffen so einen die Ohren umschmeichelnden Jazz von hoher Qualität, Frische und Witz.
Dass das Resultat duftig wie ein gelungenes Soufflé ist, haben „m.s.“ (Michael Schleinkofer) „r.t.“ (Richard Throwbridge) nicht zuletzt ihren beiden phantastischen Mitmusikern zu verdanken. Da ist zum einen Tobias Kalisch am Bass. Das Oberweilinger Publikum kennt ja mittlerweile den jungen sympathischen Musiker von seinen großartigen Auftritten mit Stefan Grasse und bei der Klezmer-Formation „huljet!“. Bei „m.s.r.t.“ zeigt er eine weitere Facette seines großen Könnens.
Drummer Matthias Rosenbauer zaubert an seinem Schlagzeug Grooves von hoher Dynamik – auch er ist dem Kneipenbühnen-Publikum bekannt von der überaus witzigen New-Orleans-Funk-Band „John Q Irritated“ (ehemals Hot Klub).
Ebenbürtig sind sich alle vier, sonst könnte nicht ein derartig angenehmes, transparentes Gesamtbild entstehen. Musik kann etwas unvergleichlich Schönes sein, wenn Körper, Seele und Geist (sprich Virtuosität, Feeling und kreatives Wissen) auf gleichem und hohem Niveau zusammenwirken.
Dass das eine wahre Lust ist, spürte auch ein begeistertes Oberweilinger Publikum.
30.04.06