Kneipenbühne Oberweiling
Preise wie "damals"
NEUMARKT. Zur Beendigung der 25. Saison in Oberweiling nimmt Kneipenwirt Golly wieder mal selbst die Gitarre in die Hand.
Die Veranstalter der Kneipenbühnenkonzerte beenden am Samstag eine triumphale 25. Saison und können mit Fug und Recht
voller Stolz auf ein Vierteljahrhundert erfolgreiche Kulturarbeit
zurückblicken. Natürlich lässt es sich Golly nicht nehmen, an einem
solchen Tag - wie schon beim Eröffnungskonzert im September 1981 - seine
Gitarre zur Hand zu nehmen und mit guten Freunden das Ereignis auch
musikalisch gebührend zu feiern.
Zusammen mit Jule Weidinger und Henning
Frank präsentiert er ein "Best-Of-Programm" der ersten beiden BTC-Scheiben.
Das Trio wird dabei tatkräftig unterstützt von Mitgliedern der Bluesrockband
"Bad Penny".
Aus gegebenem Anlass versuchen die Owei-Wirte an diesem
Abend die Preissituation den Verhältnissen von 1981 anzupassen und
verlangen für jedes Getränk nur einen Euro. Zudem ist zur Feier des Tages
ein Gläschen Begrüßungssekt für alle Gäste gratis - natürlich nur, solange
der Vorrat reicht.
(Beginn 20 Uhr, Eintritt 8 Euro)
27.05.06
Voll im Trend
NEUMARKT. Die "Sunny Bottom Boys" gastierten am Samstag in
der vollen Kneipenbühne mit einem schier unermesslichen Repertoire an
Westernswing, Hillbilly, frühem Rock'n'Roll, Bluegrass und Countrymusik.
Das Quintett, das seinem Namen dem wunderbaren Coen-Brüder-Spielfilm "Oh
Brother Where art Thou" verdankt, hat eine Menge Fans - und das zurecht:
denn allein schon die Besetzung mit Kontrabass, minimalistischem Schlagzeug
(Snare, Cajon und Waschbrett) 5string-Banjo, Mandoline und (Slide)Gitarren
erweist sich als ein wahrer Genuss. Absolutes Highlight der Band ist jedoch
der sauber gesetzte dreistimmige Gesang, mit dem die fünf Jungs aus der
Latzhosenfraktion durchgehend aufwarten können.
Country - so mancher rümpft allein bei dem Wort die Nase - ist uns in
Deutschland ja seit Urzeiten durch solch schreckliche Erscheinungen wie
Truck Stop verleidet, scheint aber soeben weltweit auf unerhörte Art und
Weise die Ohren des Publikums zu okkupieren: Mark Knopfler (Dire Straits)
and Emmylou Harris haben unlängst mit "All the Roadrunning" ein
bemerkenswertes Country-Album veröffentlicht, Bruce Springsteen ist mit "We
shall Overcome", einem American-Folk-Programm, auf Tour und covert in
lupenreinem Countrysound mit einer Art Partyband Songs der
Protestsonglegende Pete Seeger, Van "The Man" Morrison verwirrt mit seinem
neuen (Country-)Album "Pay The Devil" seine Blues- und Rockfans, und
immerhin durften die abstiegsgefährdeten "Texas Lightning" für Deutschland
beim European Song Contest antreten und haben erwartungsgemäß mit einem
15ten Platz Malta weit hinter sich gelassen. Na ja, hier war der Titel "No
no never!" wohl Programm.
Die Musik der "Sunny Bottom Boys" scheint jedenfalls mit 100 Prozent im
Trend zu liegen.
Auch wenn die Band um den Multiinstrumentalisten Scotty Schober -
zugegeben mit einem Augenzwinkern - meinte, ein Stück deutschsprachige
"Rock'n'Roll"-Geschichte anschneiden und Peter Alexanders "Ich zähle
täglich meine Sorgen" zum besten geben zu müssen, auch wenn sie Huddy
Leadbetters "On A Monday" Johnny Cash und Bob Dylans "You Ain't Going
Nowhere" den Byrds zuschrieb, tat das der Stimmung in dem dreistündigen
Mammutkonzert keinen Abbruch.
Und so mussten die "Unermüdlichen Fünf" mit
einem Überraschungsgast an der Bluesharp dem ebenso unermüdlichen Publikum
obendrein noch mehrere Zugaben spielen.
21.05.06
Von Atmosphäre begeistert
NEUMARKT. Noch zwei Wochen sind es, bis die 25. Saison der
Oberweilinger Kneipenbühne zu Ende geht.
Nicht ohne Stolz können Hanne und Golly dann auf
ein Viertel Jahrhundert erfolgreiche Kulturarbeit und nahezu 1000
veranstaltete Konzerte mit vielen unvergleichlichen Highlights zurückblicken
- eines davon fand am vergangenen Samstag statt und ist wohl nicht so
schnell zu toppen, jedenfalls nicht mehr in dieser Saison:
Die beiden
Weltklasse-Musiker Andrea Wolper und Ken Filiano, die ihre Europatournee
ausgerechnet in Oberweiling starteten, zeigten sich trotz leichtem Jetleg
in Höchstform. Die sympathische Sängerin aus Kanada und ihr New Yorker
Lebensgefährte, die noch vor ein paar Tagen in der "Downtown Music Gallery"
in New York City gespielt hatten, waren hellauf begeistert von der
Atmosphäre und dem netten Publikum im vollen "Owei" und beteuerten ein ums
andere Mal, dass eine Tournee gar nicht besser beginnen kann.
Leider war der angekündigte Gitarrist Ron Affif verhindert und wurde
kurzfristig durch den Berliner Keyboarder Sebastian Schönke ersetzt, der
allerdings tapfer mithielt. Als "Special Guest" setzte der Nürnberger
Weltmusiker Dieter Weberpals flötistische Farbtupfer und fungierte als
Conferencier.
Auf dem Programm stand Mainstream-Vokaljazz ohne Berührungsängste. Denn
neben eigenen Kompositionen wie dem sehr groovigen "I can sleep the day
away and it won't cause too much sorrow tomorrow" wurden Klassiker der
Popmusik gecovert wie etwa Joni Mitchells "Play it cool - 50/50 fire and
ice". Besonders bei dieser Nummer zeigte Ken Filiano am Kontrabass, was aus
seinem Instrument alles herauszuholen ist und man konnte es fast körperlich
spüren, warum er in der New Yorker Szene hochangesehen ist und dort zu den
gefragtesten Bassisten gehört - klar, wer schon in der Carnegie Hall
gespielt hat ...
Einfach ebenso umwerfend war die Stimme von Andrea Wolper,
die lyrischen Blues wie George Bensons "You don't know what love is"
genauso stilsicher interpretierte wie Popmusik von Van Morrison, dessen
"Moondance"-Melodie sie allerdings witzigerweise kurzerhand mit dem Cole-
Porter-Text von "You'd be so nice to come home" (aus der Filmkomödie
"Something to shout about, USA 1943) unterlegte.
Wie facettenreich Vokaljazz sein kann, zeigte Andrea Wolper an einem Text
des amerikanischen Vorzeigelyrikers Walt Whitman aus dessen Werk "Leaves of
grass", den sie lautmalerisch frei improvisierte und dennoch mit elfenhaft
zarter Schönheit interpretierte - dabei erinnerte ihre Gesangstechnik
überraschend stark an den New Yorker Vokalkünstler David Moss (als Solist
in Heiner Goebbles Surrogate Cities eine wahres Stimm-Weltwunder), mit dem
sie sich sogar stellenweise auf gleicher Augenhöhe bewegte.
Als eine Liebeserklärung an die Oberweilinger Veranstalter und natürlich
das Publikum (auf dessen guten Geschmack man in der Kneipenbühne
mittlerweile stolz sein sollte) kann die Zugabe verstanden werden, die
Andrea und Ken gaben, nämlich Miss Nancy Wilsons "I wish I knew, why I'm so
in love with you".
Schön, so etwas erleben zu dürfen - Hanne und Golly
wurden ein weiteres Mal für ihren Mut zum Außergewöhnlichen belohnt und das
ist für die beiden mit Sicherheit ein Anstoß, noch ein paar Jährchen auf
diesem Niveau weiterzumachen.
14.05.06
Westernswing und Bluegrass
NEUMARKT. Am Samstag geben sich die "Sunny Bottom Boys" in
der Kneipenbühne Oberweiling die Ehre.
Die fünfköpfige Truppe, die im Millenniumsjahr
gegründet wurde, ist fast so außergewöhnlich wie die Jahrtausendwende
selbst. Der Kopf der Boys, Doc Tailor kommt ursprünglich aus der
Countryecke. Und er war es auch, der mit viel Herz und Verstand die Fäden
zog und die restlichen Bandmitglieder zusammenführte. Er absolvierte
unzählige Gigs mit "Firwood #1" und gilt als 100 Prozent "sattelfest".
Scotty Bullock ist seit 20 Jahren auf der Rockabilly-Bühne zuhause und
tourte u.a. mit der US-Band "Swing Rays" sieben Monate quer durch die
Vereinigten Staaten. Nachdem er aus den USA zurückkehrte und sich Hals über
Kopf in den Bluegrass verliebte, fand er mit dieser Combo endlich das,
wonach er so lange gesucht hatte.
Drummer Chris Kaempfert ist ebenfalls ein Unikum, das sich nichts aber auch
wirklich nichts schenkt. Er erinnert durch seine eigenwillige Art die
Trommel und das Waschbrett zu bearbeiten, sehr stark an den Schlagzeuger
der Muppetshow... Falls er nicht gerade an der Schießbude sitzt, sieht man
ihn mit ziemlicher Sicherheit in seinem 58er Chevy durch die Gegend
cruisen, während "Surfin `Bird" aus dem Radio plärrt.
Schließlich kommt noch der "Fels in der Brandung", Charlie Lee hinzu. Er
bringt durch sein enormes Feeling und dem Charme eines Don Juan seine
"Squeezebox" (kleines Akkordeon) zum Blühen und die Herzen des weiblichen
Publikums zum Schmelzen. Er ist das Tüpfelchen auf dem "i" dieser
einzigartigen Band.
Die "Sunny Bottom Boys" haben sich mit Leib und Seele dem Westernswing
sowie der Hillbilly- und Bluegrassmusik verschrieben. Fetzende
Rockabillytunes, die dem Publikum so richtig einheizen, sind ebenso im
Repertoire vertreten wie keltisch angehauchte Instrumentals zum Träumen.
Bei ihren Live- Auftritten kann man im Publikum sehr oft beobachten, wie
die Sonne aufgeht. Denn die fröhlich lockere Art der fünf Latzhosen-
Künstler wirkt sofort ansteckend.
Übrigens: Wem der Film der Coen- Brüder "O Brother where art thou" gefallen
hat, der ist mit Sicherheit von den "Sunny Bottom Boys" schwer begeistert.
In diesem Sinne...
14.05.06