Kneipenbühne Oberweiling
Skurrile Überraschungen
"Liederjan"
NEUMARKT. Horch was kommt von draußen rein - wird James Bond gewesen sein... Schon beim Einmarschieren in das Klassenzimmer in Oberweiling hatten die drei Vollblutmusiker von
Liederjan eine skurrile musikalische Überraschung im Gepäck.
Und auch danach konnten sie mit ihren lustigen, nachdenklichen und bissigen Texten am vergangenen Samstag in der vollen Kneipenbühne ihr Publikum rundum begeistern. Mit einer unüberschaubaren Menge an Musikinstrumenten, die durchweg mit großem Können gespielt wurden, sorgten Michael Lempelius, Jörg Ermisch und Hanne Balzer für Abwechslung: Singende Säge, Tuba, Ukulele, Banjo, eine kleine mechanische Orgel, Tin Whistles, Schifferklavier, ein Zweimann-Akkordeon wurden neben Gitarre, Bouzouki, Mandoline, Querflöte und Saxophon stets geschmackvoll und an der richtigen Stelle eingesetzt.
Dazu gesellte sich eine launige, oft subversiv-hinterfotzige Moderation und ein perfekter dreistimmiger Gesang. Viele Zugaben mussten sie geben, die Nordlichter, darunter einen wahren Höhepunkt, nämlich das
a capella gesungene alte Lied "Den Ackermann soll man loben" - mit einem etwas aktualisierten ironischen Text, versteht sich.
Liederjan machen Kleinkunst wie es besser nicht geht: das Trio versprüht seinen Esprit, man merkt ihm vor allem bei den vielen eigenen Nummern die unbändige Spielfreude an. So wird deutsche Volksmusik lebendig, auf diese Weise öffnet eine unermesslich wertvolle Schatzkiste und man spürt sofort: Heinos schwarzbraune Haselnuss ist so überflüssig wie ein alpenländischer Musikantenstadelkropf.
15.11.10
Schalk im Nacken
Liederjan
NEUMARKT. "Liederjan": Drei mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnete Vollblutmusikanten mit Schalk im Nacken gastieren am Samstag in der Kneipenbühne Oberweiling.
Zu den nachhaltigen Eindrücken eines Konzerts von Liederjan gehört die Erkenntnis, dass da vorn auf der Bühne drei Musiker munter gegen den Strich bürsten. In einer Welt, in der man Musik meist bestimmten Kategorien zuordnen kann, fällt das Trio aus dem Rahmen. Jörg Ermisch, Hanne Balzer und Michael Lempelius verrühren ungeniert die unterschiedlichsten musikalischen Zutaten und servieren überraschende Kreationen.
Jeder dieser klingenden Cocktails ist stilistisch ein Unikat. Das hat nicht nur mit den Melodien und Texten zu tun, sondern auch mit ausgefeiltem, astreinem Satzgesang und der Vielfalt an Instrumenten. Denn, was die drei da vor ihren Auftritten aus dem Tourbus auf die Bühne schleppen, entspricht dem Inventar einer kleinen Musikalienhandlung. Zu Gitarre, Mandoline, Flöte und Akkordeon gesellen sich Saxophon, Posaune, Cello, Bouzouki und Tuba, zuzüglich exotischer Geräte wie singende Säge und Teufelsgeige. Die ständig wechselnden ungewöhnlichen Kombinationen machen den Auftritt der Musikanten von der Waterkant auch zu einer heiteren Instrumentenkunde.
Bei Liederjan-Konzerten gibt es nicht nur kräftig eins auf die Ohren. Auch balladesk-ruhige und melodiöse Stücke haben ihren Platz im Programm, wobei die Breite des Themenbogens durchaus der bunten Instrumentenpalette entspricht: Mal sind die Texte lustig bis skurril, dann wieder nachdenklich und ganz schön bissig. Die belesenen Spottdrosseln nehmen den Zeitgeist auf die Schippe, enttarnen Widersprüche, führen menschliche Schwächen vor oder erzählen in bester Liedermachermanier kleine Geschichten, die das Leben schrieb. Das Ganze hochprofessionell, bestens aufeinander eingespielt und mit sichtlichem Spaß.
Liederjan gibt es schon ewig, nämlich seit über 35 Jahren. Zunächst sangen sie Volkslieder im besten Sinne des Wortes. Nicht die schöne Maid auf grüner Au, sondern Last und Lust des Alltagslebens waren da Thema. Dann kam es, wie es kommen musste: Zu den neu arrangierten traditionellen Songs aus der Schatzkiste des deutschen Liedguts traten immer mehr eigene Kompositionen. Heute besteht das Liederjan-Programm überwiegend aus eigenen Nummern, prickelnd serviert und geistreich anmoderiert.
Im Laufe der Jahre hat Liederjans Besetzung mehrfach gewechselt, doch Jörg Ermisch hält die Verbindung zu den Wurzeln. Es war ein langer Weg und eine interessante künstlerische Entwicklung und das Ziel ist längst noch nicht erreicht. So tourt Liederjan unermüdlich weiter durch den deutschsprachigen Raum. Die drei Vollblutmusiker suchen stets die Nähe zu den Zuhörern. Gewünscht ist die direkte Interaktion. Die bei den Konzerten reichlich versprühten Funken erreichen die Leute im Saal unmittelbar. Das ist Kleinkunst wie sie im Buche steht: handgemacht, authentisch, persönlich.
09.11.10
Euphorischer Stimmung
Melanie Dekker
NEUMARKT. Die Kneipenbühne platzte aus allen Nähten, als die kanadische Folkrock-Sängerin Melanie Dekker zusammen mit ihren beiden musikalischen Begleitern ihr Oberweiling-Debüt gab.
Über sechzig Konzerte umfasste die Europatournee, die schon Ende August in Stockholm begann: Die Tour hatte das Trio anschließend nach Finnland geführt, dann zurück nach Schweden und über Norwegen und Dänemark nach Deutschland, mit dem Ziel Oberweiling, den Ort ihres letzten Konzerts.
Entsprechend gut eingespielt und in euphorischer Stimmung waren die drei Musiker: schließlich traten sie unmittelbar nach dem Konzert die Heimreise zur kanadischen Westküste an, genauer gesagt nach Vancouver. Der Funke sprang ab dem ersten Moment auf das begeisterte Publikum über, denn die gut gelaunte souveräne und virtuose Gitarristin mit der wunderschönen Stimme feuerte ein melodisches Juwel nach dem anderen aus ihrem aktuellen Album "Here And Now" auf die Zuhörer ab, assistiert vom Keyboarder und Klavierspieler Mike Bell und dessen Lebenspartnerin Elyse Jacobson an der Violine.
Beide erwiesen sich als großartige Instrumentalisten; und nicht etwa nur, weil sie als Intermezzo die durchaus witzige Version eines Klassikers von Franz Liszt zum Besten gaben. Die geschmackvollen Arrangements der ebenso gescheiten wie gefühlvollen Dekker-Songs wurden durch Bell und Jacobson auf eine gediegene Ebene gehoben - und die Kanadier setzten dem Ganzen mit traumhaft sicherem dreistimmigen Gesang ein Sahnehäubchen nach dem anderen auf.
In dem ausgedehnten Zugabeteil ließ Melanie Dekker dann ihr Auditorium wissen, wo sie ihre musikalischen Wurzeln sieht: bei Neil Young, dessen "Heart Of Gold" sie mit aller gebotenen Intensität solo interpretierte und bei Cyndie Lauper, deren überirdisch schönes "Time After Time" sie zusammen mit Mike Bell und Elyse Jacobson glanzvoll darbot.
01.11.10
Tournee-Ende in Oberweiling
Melanie Dekker
NEUMARKT. Die kanadische Folkrocklady Melanie Dekker beendet am Samstag in der Oberweilinger Kneipenbühne ihre Europatournee, die sie durch Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark und schließlich Deutschland geführt hat.
Stilecht, stimmgewaltig und musikalisch ausgereift: Schon mit den ersten Stücken aus ihrer aktuellen CD macht Melanie Dekker klar, warum sie in ihrer Heimat längst als Star gefeiert wird. Dort spielt die Blondine in einer Liga mit Alanis Morisette, Sheryl Crow, Vanessa Williams und anderen Größen der Country-, Folk-Rock- und Rhythm&Blues-Szene. Beste Voraussetzungen also für eine internationale Karriere, die mit dem neuen Album "Here And Now" sicherlich einen gehörigen Auftrieb erhalten wird.
Schon die Vorgängerscheiben sorgten in den Vereinigten Staaten und in Kanada für Furore - und sie hat noch dazu einen Produzenten, der auch die letzten Zweifler überzeugt: David Kerschenbaum. Der Musikmillionär hat schon für Tracy Chapman und Bryan Adams die passenden Sound-Pakete geschnürt und war maßgeblich am Erfolg der spröden Songschreiberin Tori Amos beteiligt.
Die Stimme der Dekker ist flexibel und wie geschaffen für bluesige Balladen und Folk-Rock der härteren Sorte. Dass Melanie Dekker die meisten Songs selbst schreibt, ist deutlich zu spüren und gibt den abwechslungsreich arrangierten Stücken zusätzliche Kraft.
Ihr zur Seite stehen der Keyboarder und Backgroundsänger Mike Bell und die Geigerin Elyse Jacobson.
26.10.10