Kneipenbühne Oberweiling
Dialekt und Mutterwitz
Florian Kopp
NEUMARKT. Am Samstag debütierte Florian Kopp in der Kneipenbühne in Oberweiling. Der exzellente Musiker wurde mit Gitarre, Blockflöte, ein wenig elektronischer Perkussion und einer Loopstation im Handumdrehen zum Einmann-Orchester.
Aber darum ging es ihm gar nicht – die Musik war lediglich geschmackvoll eingesetztes Beiwerk zu einem bodenständigen Bayerwald-Kabarett, mit dem eine Lanze gebrochen wurde für niederbairischen Dialekt und den dazugehörigem Mutterwitz. Auf der Suche nach passenden Kabarettsocken traf der Obernzeller (Landkreis Passau) in seinem Programm "Auf den letzten Drücker" zum Beispiel auf einen Festzeltwirt, der mit seinen Aktionen Jugendlichen das Trinken schmackhaft macht, um so seinen Umsatz in ungeahnte Höhen zu steigern.
Eine Selbsterfahrungsgruppe, der leicht dämliche Freund Mandy und sein Song vom roten Pferd, ein Toter, der in einen Waldfriedhof umgebettet werden will, ein ungeborenes Kind, das sich angesichts der bevorstehenden Aufgaben schon im Mutterleib überfordert fühlt – all die Charaktere und Szenen wurden von dem mittlerweile mit Preisen überhäuften Kabarettisten liebevoll und mit genauem Blick fürs Detail dargestellt.
Kopp legt Wert auf die Sprache seiner Heimat: so führte er Begriffe ein wie "Brunnwiesel mahn" und rechnete mit volksdümmlichen Musikantensendungen ab - Sein "Wer kein Hirn hat, der ist König" war einfach köstlich.
19.12.10
"Letzter Drücker"
Florian Kopp
NEUMARKT. Florian Kopp gastiert am Samstag in der Oberweilinger Kneipenbühne.
Nach seinem erfolgreichen Debütprogramm "Flohzirkus", das mit etlichen Preisen wie zum Beispiel dem "Obernburger Mühlstein" ausgezeichnet wurde und ihm 2008 eine Einladung zu der Fernsehsendung "Ottis Schlachthof" einbrachte, setzt sich Florian Kopp in seinem neuen Werk gehörig unter Druck.
Mit dem Kabarettstück "Auf den letzten Drücker" beweist der talentierte Kabarett-Aufsteiger aus dem Bayerischen Wald wieder einen scharfen Blick auf seine Umwelt und spielt gekonnt mit seinen bayerischen Typen, die ihn auf der Suche nach der kabaretttauglichen Socke begleiten. So kritisiert er in abstrusen Szenerien als Grufti den Jugendlichkeitswahn unserer Zeit oder beklagt als Ungeborenes die Überforderung von Kindern durch ihre Eltern sogar schon im Mutterleib.
Ein volkstümlicher Star gesteht endlich seine musikalischen Sünden, der Festwirt propagiert das kinderfreundliche Bierzelt und mit der mimischen Darstellung einer Kuschelparty wird die Esoterik-Szene gehörig auf die Schippe genommen.
15.12.10
"Die Summe aller Teile"
Manfred Kempinger
NEUMARKT. Endlich wieder einmal zu Gast in der Kneipenbühne: der Passauer Kabarettist Manfred Kempinger tritt am Samstag mit seinem neuesten Programm "Die Summe aller Teile" in Oberweiling auf.
Er präsentiert darin einen Rundumschlag durch die politischen und gesellschaftlichen Befindlichkeiten der Republik. Sprachgewaltig sezieren seine Figuren den aktuellen Zustand aus den verschiedensten kabarettistischsten Blickwinkeln. Der von der Presse als "niederbayrischer Michael Moore des Kabaretts" bezeichnete Autor der Münchner Lach- und Schießgesellschaft stellt dabei ein Typenarsenal auf die Bühne, genau beobachtet, brillant dargestellt und mit grandiosem Sprachwitz redend.
10.12.10
Musikalische Juwelen
"Sons Of The Desert"
NEUMARKT. Die "Sons Of The Desert" waren gut, schlicht und ergreifend gut: davon konnte sich das zahlreiche Publikum in der Kneipenbühne am Samstag überzeugen und mit Augen und Ohren genießen, wie vier unprätentiöse Herren aus München ein musikalisches Juwel nach dem anderen aus ihren Marokkofezen zauberten.
Gekleidet in Hawaiihemden und geschmückt mit Blumengirlanden, boten sie auf ihren Metallgeräten köstliche Grooves, virtuose Soli, im Stil sichere Arrangements, hinreißenden Gesang. Da gab es Blues, wie man ihn gerne hört: filigran, intelligent, kunstfertig, von urbaner Eleganz - oh ja, die Zwanziger- und Dreißiger-Jahre des vergangenen Jahrhunderts hatten es in sich, und Rainer Wölffler, Hans O. Graf, Leopold Stepanek und Reinhold Pelz wussten in jeder Sekunde ihres Auftritts, wie man die alte US-amerikanische Musikkultur überzeugend präsentiert.
Die vier spielten fast ausschließlich auf glänzenden Resonatorinstrumenten: unter dem Sammelsurium an gediegenem Blech waren National-Steel-Gitarren, mit Bottleneck zu bedienende Squarenecks, eine Tenorgitarre, Mandolinen, Ukulelen - nicht zu vergessen das mächtige Sousaphon, ein Waschbrett mit angehängtem Splashbecken, ein Kazoo mit montierter Flüstertüte und eine singende Säge, letztere übrigens mit unerhörter Treffsicherheit gestrichen von Reinhold Pelz, der sich als ein musikalischer Tausendsassa erwies, gewaschen mit allen Wassern.
Denn nicht nur Blues in seinem ganzen Facettenreichtum stand auf dem Programm der gutgelaunten Freunde, sondern auch herzzerreißende Hawaiimusik - das erklärt den einen Teil des Outfits der "Wüstensöhne" -, Vaudeville, Jazz, russische (jawohl!) Folklore und Ragtime. Ihren Namen "Sons Of The Desert" haben sie übrigens vom genialen Filmduo Laurel und Hardy entliehen: das begründet den anderen Teil ihrer Ausrüstung, ihre nordafrikanischen Kopfbedeckungen.
Von viel Herzlichkeit und einer großen inneren Wärme gestärkt, konnte das Publikum nach einem dreistündigen Mammutkonzert - Überraschungssession inbegriffen - getrost den Heimweg über die winterlichen Straßen antreten.
06.12.10