Agentur für Arbeit Neumarkt
Neuer Tiefstwert
NEUMARKT. Das Arbeitsamt spricht von einem "nahezu historischen Tiefstand": die Arbeitslosenquote im Landkreis ist auf 2,5 Prozent gesunken.
Das sind noch einmal 0,2 Prozentpunkte weniger als im Vormonat, als erstmals das magische Wort "Vollbeschäftigung" zu hören war (
wir berichteten).
In der Agentur Neumarkt ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 7,0 Prozent zurückgegangen. Im Vergleich zum Juni 2007 ist die Arbeitslosigkeit um 770 Personen oder 31,0 Prozent niedriger.
Neu gemeldet haben sich im Berichtsmonat 530 Arbeitslose, ihre Arbeitslosigkeit beendet haben 670 Personen. Aktuell sind 1.700 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet.
Im Gesamt-Arbeitsamtsbezirk ist die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat nochmals um 665 Personen auf 9.468 gesunken. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres ist die Arbeitslosigkeit um fast 2.900 oder 23,3 Prozent niedriger.
Der Juni gehört erfahrungsgemäß zu den Monaten, in denen die Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf mit am geringsten ist. Im längerfristigen Vergleich spricht Gabriele Anderlik, die Leiterin der Agentur für Arbeit Regensburg "von einem nahezu historischen Tiefstand bei der Arbeitslosigkeit". Ist doch, so Anderlik weiter, "die Zahl an Arbeitslosen letztmalig im Juni 1992 mit damals 9.238 Personen niedriger gewesen. Dies ist der niedrigste Bestand an Arbeitslosen seit 16 Jahren".
Die Arbeitslosenquote verbesserte sich von 3,5 Prozent im Mai um 0,2 Prozentpunkte auf nunmehr 3,3 Prozent. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres mit damals 4,3 Prozent ist die Arbeitslosenquote um 1,0 Prozentpunkte niedriger.
Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2007 hat die Nachfrage nach Arbeitskräften allerdings an Schwung verloren. Im Juni wurden 1.540 Stellen, etwas mehr als im Mai, zur Besetzung gemeldet. Davon waren 1.420 ungeförderte Stellen, das heißt Angebote ohne Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder Arbeitsgelegenheiten. Insgesamt ist das Stellenangebot um rund ein Sechstel geringer als im Vorjahr.
Sowohl im Vergleich zum Vormonat Mai wie auch im Vergleich zum Vorjahresmonat Juni 2007 ist die Arbeitslosigkeit bei allen Personengruppen gesunken. Bei einem gesamten Rückgang der Arbeitslosigkeit von 23.3 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit überproportional zurückgegangen bei den Jugendlichen unter 20 Jahren (minus 40,9 Prozent), bei den Jüngeren unter 25 Jahren (minus 33,0 Prozent) und auch bei den Frauen (minus 27,0 Prozent).
01.07.08
"Relativ betrachten"
NEUMARKT. Als "sehr positiv und erfreulich" bezeichnete SPD-Kreisvorsitzende Carolin Braun bei der letzten Sitzung der Kreistagsfraktion die jüngste Entwicklung des regionalen Arbeitsmarktes im Landkreis Neumarkt.
Bürgermeister Helmut Himmler informierte über die Mai–Arbeitsmarktzahlen
mit einer Arbeitslosenquote von nur noch 2,7 Prozent (
wir berichteten) und von
37 400 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen im Landkreis.
Gemeinhin spreche man bei dieser geringen Arbeitslosigkeit (1840 Personen)
von Vollbeschäftigung, hieß es.
Dem durch nach wie vor gute Konjunktur begründeten Rückgang der Arbeitslosigkeit
und der auch gegenüber anderen Regionen in der Nachbarschaft erfreulichen Entwicklung der Beschäftigung müsse aber entgegengehalten werden:
Ein–Euro–Jobber, Arbeitslose in Qualifizierungsmaßnahmen und die meisten über 58-Jährigen
würden inzwischen nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik erfasst, so dass diese mit
früheren Arbeitsmarktdaten "nur bedingt verglichen" werden könne.
Daneben habe die sogenannte Flexibilisierung des Arbeitsmarktes für viele Beschäftigte zu
sehr negativen Entwicklungen geführt, die in aller Regel verschwiegen würden.
So sei nach Angaben Himmlers die Anzahl der befristeten Arbeitsverhältnisse mit
ungewissen Perspektiven für die Beschäftigten in den letzten fünf Jahren in Bayern
auf 318 000 gestiegen und die Anzahl der Leiharbeitnehmer habe sich in den letzten
zehn Jahren gar verfünffacht. Auch Beschäftigungslose über 50 Jahre finden nach wie
vor nur schwer neue Jobs – ihr Anteil an der Arbeitslosigkeit liege in Neumarkt bei
30 Prozent.
Besonders bedrückend "angesichts allzu blumiger Kommentierungen der Arbeitsmarktzahlen" sei die Tatsache, dass immer mehr in Vollzeit arbeitende Menschen zusätzlich zu ihrem regulären Arbeitslohn auf weitere Einkommen
angewiesen seien, um einigermaßen über die Runden zu kommen – in Bayern waren
dies im Jahr 2007 immerhin 377 000 Beschäftigte. Jeder sechste sei – und über
diese Menschen werde oftmals bürokratisch kalt hinwegverwaltet – trotz
Erwerbstätigkeit auf staatliche Transferzahlungen angewiesen, um über der
Armutsgrenze gehalten zu werden.
Alfons Wagner als Verantwortlicher der ARGE in Neumarkt informierte die
Kreisräte der SPD über die Entwicklung und die aktuelle Situation der Einrichtung.
Die Schwierigkeiten und Anfangsprobleme der neu installierten Gemeinschaft bei der räumlichen Situation, der personellen Unterbesetzung und EDV-Probleme hätten sich inzwischen deutlich gebessert.
Von den 38 Mitarbeitern der ARGE würden derzeit 1 319 sogenannte Fälle hinsichtlich
Vermittlung in Arbeit und Gewährung von Unterkunft und Heizung bearbeitet.
Die Arbeit seiner Mitarbeiter – so Wagner – könne sich durchaus sehen lassen,
denn der Anteil der SGB II–Kundschaft an der Gesamtarbeitslosenquote von
2,7 Prozent in Neumarkt liege derzeit bei lediglich 1,2 Prozent und damit belege
man unter 430 Kommunen einen sehr beachtlichen 13. Rang, sei also relativ
erfolgreich bei der Vermittlung in Arbeit.
Von Januar bis einschließlich Mai 2008 habe die ARGE 1,43 Millionen Eure an
ihre Kunden für Unterkunft und Heizung ausbezahlt.
Stellvertretende Landrätin
Carolin Braun sieht angesichts der "explodierenden Energiepreise" dringenden Anpassungsbedarf und der Pyrbaumer SPD–Vorsitzende Dirk Lippmann dankte den Mitarbeitern der ARGE für deren nicht einfache Arbeit. Gegebenenfalls sei eine
personelle Verbesserung angezeigt, um noch erfolgreicher bei der Vermittlung
in Arbeit zu werden. Dies komme nicht nur den Betroffenen, sondern allen
Steuerzahlern und letztlich den öffentlichen Haushalten zugute.
08.06.08
"Vollbeschäftigung" im Landkreis
Da lacht der Statistiker: Wenn man sich aus den Zahlen den richtigen Abschnitt groß genug herauspickt gibt es eine dramatische Kurve nach unten...
Grafik: Agentur für Arbeit
NEUMARKT. Das Arbeitsamt spricht bei einer Arbeitslosenquote von 2,7 Prozent im Mai im Landkreis Neumarkt von "Vollbeschäftigung".
In der Agentur Neumarkt und somit im Landkreis Neumarkt haben sich im Mai 490 Personen arbeitslos gemeldet. Nachdem im Monatsverlauf fast 850 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden konnten, waren im Mai 1.840 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet.
Das sind im Vergleich zum Vormonat 360 Personen weniger, im Vergleich zum Vorjahr über 800 oder 30,5 Prozent weniger.
Die Arbeitslosenquote in Neumarkt hat sich gegenüber dem Vormonat um 0,6 Prozentpunkte verringert, gegenüber Mai 2007 um 1,2 Prozentpunkte. Sie beträgt aktuell 2,7 Prozent und ist damit deutlich unter der Drei-Prozent-Grenze gesunken. Die von den Arbeitsämtern ausgegebenen Zahlen gelten allerdings seit Jahren als geschönt. Ein erheblicher Teil von Menschen ohne Arbeit werde dabei überhaupt nicht erfaßt, heißt es von Kritikern.
Für den Gesamtbezirks meldet das Arbeitsamt einen weiteren Rückgang der Zahl der Arbeitslosen um 22,3 Prozent oder 2.915 Personen gegenüber dem Mai 2007 . Gegenüber dem Vormonat April 2008 ging die Zahl der Arbeitslosen um 1.128 Personen oder 10,0 Prozent zurück.
Der aktuelle Bestand an Arbeitslosen im Berichtsmonat Mai 2008 beläuft sich im Gesamtbezirk der Agentur für Arbeit Regensburg auf 10.133 Personen (Vormonat: 11.261 Personen, Vorjahresmonat: 13.048 Personen). Die Arbeitslosenquote errechnet sich für den Gesamt-bezirk Regensburg mit 3,5 Prozent. Damit ist die Arbeitslosenquote in Regensburg um 0,4 Prozentpunkte niedriger als im Vormonat April 2008, bzw. um 1,0 Prozentpunkte geringer als im Mai des Vorjahres.
"Wir sind weiterhin auf einem sehr guten Weg. Die Zahl der Arbeitslosen konnte im Mai bis fast auf die 10.000er Grenze abgebaut werden", hieß es vom Arbeitsamt. Besonders erfreulich sei, dass der Anteil der jugendlichen Arbeitslosen überproportional zurückgehe. Lediglich 207 junge Menschen unter 20 Jahren sind arbeitslos gemeldet, das sind 37 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Erstmalig könne für den regionalen Arbeitsmarkt im Landkreis Neumarkt von "Vollbeschäftigung" gesprochen werden, sagte Arbeitsamts-Chefin Gabriele Anderlik.
Das Stellenangebot geht im Vergleich zum Vormonat leicht zurück, bleibt aber auf hohem Niveau. 1.500 Stellen wurden der Agentur für Arbeit Regensburg im Mai zur Besetzung gemeldet, 190 weniger als im April, aber ebenso viele wie im März.
Die Betriebe disponierten vorsichtiger als bisher, dennoch seien die Beschäftigungserwartungen für 2008 weiterhin positiv.
Gabriele Anderlik legte gleichzeitig mit den aktuellen Arbeitslosenzahlen eine Zwischenbilanz zum Ausbildungsstellenmarkt vor. Nach zwei Dritteln des Berufsberatungsjahres, das vom 1. Oktober 2007 bis zum 30. September 2008 läuft, wurden der Agentur für Arbeit 3.075 freie Ausbildungsplätze gemeldet. Im selben Zeitraum ließen sich 3.840 junge Menschen als Bewerber für eine Ausbildungsstelle vormerken.
Damit ist die Zahl der gemeldeten Stellen, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 182 oder 5,6 Prozent niedriger. Die Zahl der Bewerber ging gegenüber dem Vorjahr um 78 oder 2,0 Prozent zurück.
Statistisch gesehen waren im Mai 2008 noch 1.379 Berufsausbildungsstellen unbesetzt. Von den erfassten Bewerbern um eine Berufsausbildungsstelle waren 1.595 noch unversorgt. Die Zahl auf der Bewerber und der Ausbildungsplatzangebote verändern sich täglich. Insgesamt zeichnet sich eine positive Entwicklung bei den Angeboten von Ausbildungsstel-len ab. Bereits jetzt ist aber erkennbar, dass sich wie bereits in den Vorjahren in einigen Bereichen Ungleichgewichte herauskristallisieren.
Gabriele Anderlik meint dazu: "In den nächsten Wochen und Monaten sind von allen Beteiligten noch große Anstrengungen erforderlich, um allen Schulabgängern und anderen Interessierten ein qualitativ gutes Ausbildungsangebot zu unterbreiten. Durch Ausbildung erhöhen die Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit, sichern Zukunftschancen und haben die beste Garantie gegen den Fachkräftemangel".
29.05.08
"Aus einem Guß"
NEUMARKT. Landrat Albert Löhner unterzeichnete einen Appell für eine "kommunale Lösung" bei der Verwaltung von
Hartz IV.
Der Neumarkter Landkreis-Chef schloß sich damit zahlreichen Landräten aus der ganzen Bundesrepublik an, die sich nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur
Verfassungswidrigkeit der Arbeitsgemeinschaften
(ARGEn) aus Arbeitsagenturen und Landkreisen/
kreisfreien Städten vom Dezember 2007 dafür aussprechen, den Landkreisen
und kreisfreien Städten die Möglichkeit zu geben,
Hartz IV in eigener und alleiniger Verantwortung
ohne die Bundesagentur für Arbeit wahrzunehmen. Bereits im letzten Monat hatten sich bundesweit insgesamt 166 Landräte dem Appell angeschlossen.
Die Zusammenarbeit in den ARGEn sei trotz aller
Anstrengungen der handelnden Akteure vor Ort
von strukturellen Problemen begleitet, die in der
Organisationsform begründet liegen, heißt es in dem Appell. Durch das
Konzept des Bundesarbeitsministers für ein "Kooperatives Jobcenter" würden diese Probleme nicht
nur nicht beseitigt, sondern bestehende Probleme
verfestigt und neue hinzugefügt.
Stattdessen sollte eine kommunale Gesamtträgerschaft realisiert
werden, jedenfalls aber die Option entfristet und
für alle interessierten Kommunen geöffnet werden, hieß es.
Wie es in dem Aufruf heißt, plädieren die Landräte für eine Ausweitung der Option und somit die eigenverantwortliche Wahrnehmung der SGB II-Aufgaben auf Antrag vor Ort, weil...
- ...die vielfachen sozialen Kompetenzen der Landkreise/kreisfreien Städte, die von entscheidender Bedeutung für die Integration von Langzeitarbeitslosen in Arbeit sind, mit der Arbeitsvermittlung und der Alimentierung gebündelt sowie aus einem Guss und aufeinander abgestimmt erbracht werden können.
- ...es auf diese Weise möglich ist, die vielschichtigen sozialpolitischen Problemlagen langzeitarbeits- loser Menschen aufgrund der sozialen Kompetenz der Kommunen verstärkt anzugehen. Mit etwa sieben Millionen Hilfeempfängern handelt es sich bei Hartz IV um das sozialpolitische Instrument für erwerbsfähige Menschen im Alter zwischen 15 und 67 Jahren und deren Angehörige, das bestmöglich genutzt werden muss.
- ...eine kommunale Trägerschaft eine ganzheitliche Hilfeleistung sicherstellt, die von einem Träger erbracht wird.
- ...davon die Langzeitarbeitslosen proftieren, die fortan nur mit einer zuständigen Stelle zu tun haben.
- ...die politische Verantwortung für die Ausführung von Hartz IV für den Bürger klar erkennbar ist, da die Zuständigkeiten nachvollziehbar und verständlich sind.
- ...sich die kommunale Gesamtträgerschaft in den bisher 69 Optionskommunen bewährt hat. Dies belegt auch die wissenschaftliche Begleituntersuchung des Bundes, nach deren Zwischenergebnissen die Optionskommunen insbesondere in puncto Kundenzufriedenheit und Qualität der vermittelten Arbeitsplätze besser abschneiden.
- ...das Konzept des "Kooperativen Jobcenters" kein einziges Problem löst, sondern neue schafft. Es beschreibt nichts anderes als eine getrennte Aufgabenwahrnehmung von Arbeitsagenturen und Landkreisen/kreisfreien Städten und macht die Leistungserbringung aus einer Hand zum unerreichbaren Ziel. Kommunale Gestaltungsspielräume bestehen kaum, Doppelstrukturen werden verfestigt, Verwaltungsabläufe verkomplizieren sich und der Bürger erhält fortan für eine Leistung zwei Bescheide aus zwei getrennten Verwaltungsverfahren. Daher muss auch im Interesse derjenigen Kommunen, die fortan eine gemeinsame Aufgabenerfüllung mit der Bundesagentur für Arbeit anstreben, unbedingt nachgebessert werden.
13.05.08