Kneipenbühne Oberweiling

In speziellem Gewand


Sirba
NEUMARKT. Balkan-Folk in ganz speziellem Gewand stand am Samstag auf dem Programm der gut gefüllten Kneipenbühne in Oberweiling.

Die vierköpfige Gruppe Sirba bot authentische Lieder und Tänze vorwiegend aus der Roma-Kultur. Diese Musik ist oft geprägt von großen Besetzungen, man denke an die 13 Musiker von Taraf de Haïdouks oder an die zwölfköpfige Blaskapelle Fanfare Ciocarlia.

Sirba reduziert die kraftvolle, vor Energie strotzende Musik aufs Wesentliche und kocht sie auf vier Instrumente ein. Nein, nein, es wird kein zäher Sirup daraus – im Gegenteil! Barbara Keil (Saxophon, Gesang), Margareta Schiller-Kleemann (Tuba, Gesang), Michael Kleemann (Mandoline, Gitarre, Flügelhorn, Gesang) und Armin Tichai (Perkussion) arrangieren die Kompositionen auf einzigartige, bemerkenswerte, unverwechselbare Weise, geben dem Ganzen ein filigranes Gewand; dabei geht weder an dem hohen Tempo, das dieser unvergleichlichen Musikrichtung zu eigen ist, etwas verloren, noch verzichtet die Gruppe auf die oft hochkomplexen Rhythmen, bei denen dem aufmerksamen Zuhörer ein 7/16-Takt nach kurzer Zeit geradezu als gewöhnlich erscheint.

Atemlos verfolgt das Publikum ein musikalisches Geschehen, bei dem man – kaum hat man sich auf einen komplizierten Primzahlenrhythmus eingegroovt – sofort mit neuen vielschichtigen Strukturen konfrontiert wird. Das Erstaunliche: dabei entsteht keine Kopfmusik. Im Gegenteil: die Tänze gehen sofort in die Beine und fegen allzu analytisches Hören hinweg wie ein Wirbelsturm die alte Scheune. Einen schönen Farbtupfer im Geschehen bildet der Gesang der beiden Damen, der vor allem in den zweistimmigen, oft ohrwurmverdächtigen Teilen sehr authentisch wirkt.
27.02.11

Spannende Mischung


"Sirba"

NEUMARKT. Am Samstag gastiert die Gruppe Sirba in der Kneipenbühne in Oberweiling.

Barbara Keil (Saxophon, Gesang), Margareta Schiller-Kleemann (Tuba, Gesang), Michael Kleemann (Mandoline, Gitarre, Flügelhorn, Gesang) und Armin Tichai (Percussion) präsentieren eine spannende Mischung aus jüdischem Klezmer und der Musik des Balkan in einer bemerkenswerten und außergewöhnlichen Besetzung, wie man unschwer an den aufgelisteten Instrumenten erkennt.

Zwar steht das Quartett in der Tradition der Roma-Kapellen, hat aber die Musik aufs Wesentliche konzentriert und wirkt deshalb sehr intim, ohne die fetzigen und unvergleichlichen Grooves zu vernachlässigen – ihr charaktervolles Programm zwischen ausgelassenen tanzbaren Instrumentalstücken und dem rauen Charme jiddischer Lieder brachte der Band eine Einladung zur bayerischen Endausscheidung des Creole-Wettbewerbs 2011 ein.
22.02.11

Exzellente Musiker


"d'Housemusi"

NEUMARKT. Drei exzellente Musiker waren zuletzt in Oberweiling zu Gast: d'Housemusi, ein Trio, in dem auch der Kabarettist Sepp Müller mitwirkt.

Der brachte mit aberwitzigen Zwischentexten und skurrilen Songs das Publikum in der restlos besetzten Kneipenbühne von Anfang an zum Toben, als er zum Beispiel den überirdisch schönen Klang eines alten Milchkannendeckels vorführte oder sich über eine spezielle zwei-Klassengesellschaft ausließ: "Privat oder Kasse?", bitterbös und zum Brüllen komisch. Dass er an seinen Perkussionsinstrumenten manchmal wirkte, als hätte er Animal aus der Muppet-Show verschluckt, tat ein Übriges: und siehe da, Statler und Waldorf, die zwei unverzichtbaren Protagonisten der amerikanischen Kultserie applaudierten begeistert vom Kneipenbühnenbalkon.

Was aber wäre dieses Trio ohne den virtuosen Zitherspieler Toni Fischer. Spätestens seit dem Zither-Manä weiß man, dass dieses ehrwürdige alpenländische Instrument auch für Blues geeignet ist. Toni Fischer geht wesentlich weiter, er interpretiert Metallica und Songs der schwedischen Hardrockband Europe inklusive abgefahrener Soli (etwa: The Final Countdown), an denen sich so mancher Gitarrist die Zähne ausbeißt. Seine witzigen Textadaptionen über Liebe, Schmerz und Verlassenwerden trafen genau ins Herz.

Dass sie singen können, bewiesen alle drei, solistisch und im Chor. Und während Toni Fischer, der mit Sicherheit bald auf dem Titelbild der Bravo zu finden sein wird, zwischen Akustik-Elektrogitarre und Zither wechselte, brillierte Martin Regnat auf seiner wunderschönen Knopfharmonika (der "Ziach"), spielte neben einer akustischen Gitarre so erstaunliche Instrumente wie eine in der Wienerischen Schrammelmusik des 19. Jahrhunderts angesiedelten Kontra-Gitarre (ein doppelhalsiges 18-Saiten-Gerät) oder eine von den Kanarischen Inseln stammende Timple, ein kleines fünfsaitiges Instrument, das man am besten mit einer Ukulele vergleichen kann. Er tat das immer voller Gefühl, sehr sensibel und geschmackvoll, und begab sich damit auf dieselbe Ebene wie seine beiden Mitstreiter. Auf der anderen Seite verhackstückten sie lustvoll und mit großem Vergnügen (auch fürs Publikum) Slavko Avseniks unsägliche Oberkrainer Musik.

Ganz zum Abschluss durfte natürlich eines nicht fehlen: Das Harry-Lime-Thema aus dem Spielfilm "Der dritte Mann", mit dem der österreichische Zithervirtuose Anton Karas einen Hit in den US-Charts landete, wohlgemerkt im Jahr 1949.
20.02.11

Achterbahn der Gefühle


Die "Spitzbuben"
NEUMARKT. Unter "Spitzbuben" versteht man wohl-duftende, diskusförmige Marmeladeplätzchen mit einer dekorativen Verzierung in der Mitte; das können beispielsweise Kreise oder Sternchen sein.

In der Kneipenbühne kredenzten die drei wundervollen Künstlerinnen Viola Robakowki (Gesang, Schauspiel), Ulrike Zeitz (Gesang, Schauspiel) und Maryna Dorf (Klavier, Schauspiel) dem Publikum am Ende ihres Konzertes die Süßigkeit mit Herzchen und lösten gleichzeitig das Rätsel um ihren Bandnamen "Spitzbuben" auf.

Bis es allerdings so weit kam, präsentierte das Trio Musiktheater aus einem Guss, spannend, witzig und vor allem in jeder Hinsicht perfekt präsentiert. Großartige deutsche Schlager und Chansons aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts standen auf dem Programm, musikalische Leckereien zwischen Verruchtheit und Emanzipation, Kompositionen, etwa von Kurt Weill, Friedrich Hollaender, Michael Jary, Fritz Kreisler, Texte von beispielsweise Bert Brecht und Erich Kästner, Werke, die von den damaligen nationalsozialistischen Machthabern oft ganz und gar nicht erwünscht waren.

Die "Spitzbuben" schafften es, auf hohem musikalischem und schauspielerischem Niveau das Publikum auf die spannende Reise in der Achterbahn der Gefühle mitzunehmen, es durch all die wunderbaren Aspekte der Weiblichkeit zu führen und den fast hundertjährigen Liedern stets einen roten Faden und einen aktuellen Bezug zu geben. Chapeau und drei riesige Blumensträuße!
14.02.11


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21. Jahrgang