Sternwarte Neumarkt
"Herr der Ringe"

Aus mehr als 300 Einzelaufnahmen haben die Mitarbeiter der
Sternwarte dieses Foto zusammengebastelt.
NEUMARKT. Die Volkssternwarte bietet am Freitag und in den kommenden Wochen die Möglichkeit zur Saturn-Beobachtung. Bis sich wieder eine ähnliche faszinierende Chance ergibt muß man bis zum November 2030 warten.
Der "Herr der tausend Ringe" kann in der Sternwarte am Freitag ab 20.15 Uhr, am Samstag ab 20 Uhr und an den folgenden Freitagen beobachtet werden.
Saturn ist mit seinem Ringsystem wohl der faszinierendste Planet in unserer kosmischen Nachbarschaft. Weder Text noch Bild können die Faszination vermitteln, welche der Planet ausstrahlt, wenn man ihn mit eigenen Augen betrachten darf, heißt es von der Sternwarte. Ende Januar, Anfang Februar meint es der gestirnte Himmel besonders gut mit uns. Astronomisch bietet der Ringplanet Sichtbedingungen, die erst im November 2030 wieder erreicht werden.
1610 richtete Galilei sein eher dürftiges Teleskop auf Saturn und vermutete im sonderbaren Erscheinen des Planeten drei nebeneinander schwebende Kugeln. Der niederländische Physiker und Astronom Christian Huygens entdeckte 1656 erstmalig die Ringgestalt des Planeten. 39 Jahre später registrierte der erste Direktor der Pariser Sternwarte Giovanni Domenico Cassini eine feine dunkle Linie auf dem Saturnring, die seit dieser Zeit seinen Namen trägt. Heute weiß man, dass sein Ringsystem aus Hunderten von Einzelringen besteht, was ihm den Beinamen "Herr der tausend Ringe" eingebracht hat.
Vom Segen einer Opposition
Wie alle Planeten, so kreisen auch Erde und Saturn auf elliptischen Bahnen um die Sonne. Befinden sich Sonne, Erde und Saturn auf einer Achse, so bezeichnet man diese Konstellation als "Opposition". In der Nacht vom Freitag auf den Samstag befinden sich Erde und Saturn exakt in dieser Oppositionsstellung - der Abstand beider Planeten beträgt "nur noch 1.216 Millionen Kilometer".
Das Licht des Ringplaneten benötigt eine Stunde und acht Minuten, um unsere Augen zu erreichen. Für all diejenigen, die den Kilometerstand ihres Fahrzeugs im Auge behalten, ist dies eine unvorstellbare Entfernung. Dennoch wird Saturn in den Okularen außergewöhnlich groß und damit auch detailreich erscheinen. Die Bahnen der Planeten verlaufen elliptisch, damit variiert auch der Abstand der Planeten von Opposition zu Opposition. Erst am 27. November 2030 wird Saturn der Erde näher sein, als in diesem Jahr.
Ein geringer Abstand zu unserer Erde würde bei der Beobachtung wenig nutzen, wenn sich Saturn nahe dem Horizont aufhielte. 1.216 Millionen Kilometer würde das Licht des Saturns das All ohne Qualitätsverlust durchdringen, um auf den letzten Kilometern massiv an Farbe und Brillanz zu verlieren. Die horizontnahe Atmosphäre wirkt ähnlich einer schlechten Linse, die den Betrachtungsgegenstand diffus und farbverschoben darstellt.
Auch hier hat sich Saturn im wahrsten Sinne des Wortes gut aufgestellt, wenn er kurz nach Mitternacht seine maximale Höhe von 60 Grad erreicht. Bei aller Gunst des fernen Himmels fehlt nur, dass der nahe Himmel mitspielt und keine Wolken das Himmelsschauspiel vermiesen.
Die Summe macht es
Die gezeigte Abbildung des prächtigen Planeten wurde von Mitgliedern der Sternwarte mit einer handelsüblichen Webcam in Bits and Bytes gebannt. In einem ausgeklügelten elektronischen Verfahren wurden aus etwa 500 Einzelaufnahmen nur die besten 300 verwendet. Die ausgewählten wurden elektronisch perfekt justiert und in einem komplexen Verfahren addiert, um Kontrast und Helligkeit zu optimieren. Auch wenn die Sichtbedingungen noch nicht den Oppositionsbedingungen entsprachen, zeigt das Bild bereits schöne Strukturen der Saturnoberfläche und des Ringsystems.
25.01.06
Bei Castor & Pollux
NEUMARKT. Das Himmelsgrau macht Pause - das wünschen sich zumindest die Kinder, für die die Sternwarte am Freitag um 19 Uhr seine Pforten öffnet. Falls der Hochnebel wie gewünscht fern bleibt, erwartet die jungen Besucher eine bezaubernde Winternacht.
Wer in den frühen Stunden des Abends den knirschenden Schnee unter seinen Schuhen verspürt, der wird möglicherweise erschreckt zusammen zucken. Nicht weil es ein Freitag, noch dazu der 13. ist, sondern weil im hellen Schnee unvermittelt ein dunkler Schatten durch das Blickfeld huscht. Der Schreck vergeht so schnell wie er gekommen ist, wenn man die Ursache des Schattens, die eigene dunkle Gestalt, erkannt hat.
In der Verlängerung des Schattens hat man schnell den Mond als Lichtquelle ausgemacht. Vielleicht fällt es erst jetzt auf, wie prächtig hell und steil er am Nachthimmel steht. Am vergangenen Sonntag führte sein Weg nahe an unserem Planetennachbarn Mars vorbei. Die beiden gaben ein ungleiches, aber prächtiges Paar ab - der Mond übergroß im hellen fahlen Licht, der Mars klein und zierlich. Im direkten Kontrast sticht die rötliche Färbung unseres kosmischen Nachbars besonders hervor.
Inzwischen hat sich unser Erdtrabant weiter durch den Widder und den Stier in die Zwillinge bewegt, und ist zum Vollmond herangewachsen. Bei seiner Flucht vor der Sonne begegnet er am Freitag-Abend dem kosmischen Zwillingspaar Castor & Pollux, die zusammen ein herrliches Dreieck abgeben.
Man blickt nahezu aus derselben Richtung auf den Mond wie unsere Sonne. Krater und Wälle scheinen sich in der Mondoberfläche aufzulösen, dafür zeigt seine Oberfläche sternförmige Strukturen - Staubspuren, die bei einem Meteoritenschlag mehrere tausend Kilometer aus dem Einschlagskrater herausgeschleudert wurden.
Es gibt wohl kaum etwas bezaubernderes, als eine vom Vollmond erleuchtet Schneelandschaft. Leider verblasst vor dieser strahlenden Herrlichkeit der winterliche Sternenhimmel. Aber immer noch ist der Himmel dunkel genug, um die mächtige Himmelsgestalt, den Orion mit seinem prächtigen Nebel zu entdecken. Auch die Andromedagalaxie hat gute Chancen von den jugendlichen Beobachtern als blasser, übergroßer Nebel entdeckt zu werden.
12.01.06
Filme und Fernrohre
NEUMARKT. Kinderprogramm und Sonnenfinsternis - wir veröffentlichen das Quartalsprogramm der Volkssternwarte.
13.Jan | 19:00 | "Die Zwillinge Castor und Pollux bekommen Besuch vom Mond";
Kinderprogramm mit Teleskopbeobachtung
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20.Jan | 20:15 | "Unser Sonnensystem" - Film;
bei klarer Sicht zusätzlich Himmelsbeobachtung
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27.Jan | 20:15 | "Blue Planet" - Film;
bei klarer Sicht zusätzlich Himmelsbeobachtung
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03.Feb | 19:00 | "Theophilus - ein Mondkrater mit einer Treppe für Riesen";
Kinderprogramm mit Teleskopbeobachtung
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10.Feb | 20:15 | "Die Sterne" - Film;
bei klarer Sicht zusätzlich Himmelsbeobachtung
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17.Feb | 20:15 | "Meteoriten - Gefahr aus dem All?";
Vortrag von Richard Pragner
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24.Feb | 20:15 | Himmelsbeobachtung
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03.Mrz | 19:00 | "Saturn im Krebs, Mars im Stier und ein Mond im Widder"
Kinderprogramm mit Teleskopbeobachtung
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10.Mrz | 20:15 | "Dunkle Materie - Rätsel unseres. Universums";
Vortrag von Hans-Werner Neumann
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17.Mrz | 20:15 | "Ringförmige Sonnenfinsternis über der Iberischen Halbinsel";
von Bernhard Krauss (mit Vorschau auf die Sofi vom 31.03.)
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24.Mrz | 20:15 | "Jordanien - unendlich mehr als Wüste";
Ein Reisebericht von Götz Scheithauer
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29.Mrz | 20:15 | Beobachten Sie mit uns die partielle Sonnenfinsternis;
die Öffnungszeiten entnehmen Sie aktuell neumarktonline
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31.Mrz | 20:15 | "Infernalische Sonne" - Film;
bei klarer Sicht zusätzlich Himmelsbeobachtung
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Bei klarer Sicht kann während und nach den Veranstaltungen der Nachthimmel beobachtet werden.
Link zum Thema:
www.sternwarte-neumarkt.de09.01.06
"Mann des 20. Jahrhunderts"
NEUMARKT. Ohne Superlativen zu sehr zu strapazieren, kann Albert Einstein als populärster Wissenschaftler aller Zeiten gewertet werden. Am Freitag würdigt Hans-Werner Neumann in seinem Vortrag in der Sternwarte um 20.15 Uhr das Leben und Wirken des bedeutendsten Physikers aller Zeiten.
Albert Einstein veröffentlichte im Jahr 1905 fünf bahnbrechende Arbeiten, von denen jede einen Nobelpreis verdient hätte. Einstein beeinflusste damit wesentlich die Entwicklung der Quantenmechanik, des Lasers und vor allem der Atomphysik.
Im November 1915 entdeckt er die Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie. Diese ist vielleicht die größte theoretisch-wissenschaftliche Leistung, die je einem einzelnen Menschen gelungen ist. Seine spezielle und allgemeine Relativitätstheorie hat eine Revolution im physikalischen Weltbild des 20. Jahrhunderts hervorgerufen - sie machte Schluss mit den vertrauten Vorstellungen von Raum und Zeit.
Durch den Erfolg der britischen Sonnenfinsternisexpedition 1919, die seine Theorien bestätigten, gewann Einstein große Publizität - Albert Einstein wurde von der Zeitschrift Times zum "Mann des 20. Jahrhunderts" gewählt. Die Welt sah in ihm einen Medienstar, eine Ikone und Legende.
Nachdem 1933 die Nationalsozialisten die Macht ergriffen hatten, kehrte der jüdisch-stämmige Einstein von einer Auslandsreise nicht mehr zurück; die USA nahmen ihn mit offenen Armen auf. "Ich habe gehört, die Nazis haben 50.000 Reichsmark auf meinen Kopf ausgesetzt - ich wusste nicht, dass ich so teuer bin!" so kommentierte Einstein seine Entscheidung.
Er arbeitete seit dieser Zeit am Institute for Advanced Physics in Princeton und engagierte sich für Frieden und Abrüstung auf unserer Erde. Sein Eintreten für die Entspannung der Weltlage verschafften ihm nach dem 2. Weltkrieg überall größte Anerkennung.
Seine unvergleichliche Popularität begründet sich hauptsächlich darin, dass er nicht einer jener abgerückten, menschenscheuen Wissenschaftler war, die neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit keine weiteren Interessen pflegten. Einstein musiziert leidenschaftlich gern mit seiner Violine und seinem Klavier - auch mitten in der Nacht. Für Freunde dichtete er regelmäßig und bewies seine ausgesprochene Wortgewandtheit, seinen Humor und Ironie. Seine berühmte Haarpracht begründet er - "wenn ich meine Haare nicht schneide, habe ich auch nicht das Gefühl, ich müsste zum Frisör".
Diejenigen, die sein Leben begleiteten, bestätigen, dass er in vielen Bereichen Zeit seines Lebens ein Kind geblieben ist, was sich im familiären Bereich nicht immer reibungslos gestaltete. Kinder hinterfragen Dinge, die für Erwachsene selbstverständlich sind. Albert Einstein bewahrte sich die kindliche Neugier, das unermüdliche Hinterfragen der Dinge, die für die Mehrzahl der Menschheit eine Selbstverständlichkeit blieb.
Im Vortrag werden Einsteins wichtigste Erkenntnisse in einfacher Weise, also auch für Nichtphysiker anschaulich und verständlich dargestellt.
28.09.05