„Mehr Lärm und CO2 “


Die Planungen zu einem dreispurigen Ausbaus der B 299 sind heftig umstritten. Unser Bild zeigt die Straße südlich von Neumarkt
Foto: Archiv/ Bauamt
NEUMARKT. Die Woffenbacher Bürgerinitiative rätselt, warum die CSU-Kreistagsfraktion den B299-Ausbau für „unbedingt notwendig und sinnvoll“ hält.

Die BI „Genug davon – B 299“ erwartet bei dem umstrittenen dreispurigen Ausbau ganz im Gegenteil 35 Prozent mehr Lärmbelästigung, einen deutlich höheren CO2-Ausstoß und einige Hektar zusätzlich asphaltierte und zubetonierte Fläche.

In einer Stellungnahme geht die Bürgerinitiative mit Aussage bei der letzten CSU-Kreistagsfraktionssitzung hart ins Gericht. Die Fraktion hatte sich von Vertretern des Regensburger Bauamtes über die Ausbaupläne der B 299 rund um Neumarkt informieren lassen.

neumarktonline berichtete ausführlich über die Sitzung. Warum der Ausbau „unbedingt notwendig und sinnvoll“ sein soll, sei aber den Lesern verwehrt geblieben, heißt es in einer Presseerklärung der Bürgerinitiative. Und auch innerhalb der CSU gäbe es Mitglieder, die dem nicht zustimmen würden.

Lediglich der Verweis auf eine „Hintertür“ lasse hoffen, dass sich vielleicht einige der Kreisräte doch auch mit den vielfältigen Argumenten und Vorschlägen der anderen Seite befassen, heißt es in der Stelloungnahme.


Wir veröffentlichen die Stellungnahme der Bürgerinitiative leicht gekürzt, aber im Wortlaut:

In keiner Weise erschließt sich der Bürgerinitiative „Genug davon – B 299“ die Aussage von „der umweltfreundlichen Abwicklung des Verkehrs“! Was ist daran umweltfreundlich, wenn durch Tempo 100 die Lärmbelästigung um 35 Prozent steigt, der CO2-Ausstoß deutlich höher wird, mehr Verkehr in den Talkessel gezogen wird und einige Hektar Fläche zusätzlich asphaltiert und zubetoniert werden? Die genannten Unfälle und das Ziel der Reduzierung sind durch die von der BI ausgearbeiteten Maßnahmen sicherer zu vermeiden als durch die geplante Beschleunigung des Verkehrs.

Für die Rittershofer Straße hat die BI eine wesentlich kostengünstigere Variante erarbeitet, die zudem den Anwohnern des nahegelegenen BRK-Seniorenzentrums sehr entgegenkommt.

Bei dem geplanten Auffahrtvorhaben „Tyrolsberger Straße“ würde derzeit ein Umgriff von zehn Hektar Land beansprucht, das heißt, zehn Hektar landwirtschaftliche Fläche würden zerschnitten und beträchtlich abgewertet, wobei etwa ein Hektar asphaltiert würde. Die Alternative der BI kommt mit einem Bruchteil davon aus.

Für die „Verbesserung bei Stauf“ würde wohl kein Landwirt auch nur einen Quadratmeter freiwillig hergeben.

Der „Wegfall der Ampel bei Pölling“ wird mit einer die Pöllinger sehr belastenden Brücke erkauft. Hier haben unsere bislang geführten Gespräche ergeben, dass die geplante Brückenlösung ziemlich einheitlich abgelehnt wird zugunsten einer geringfügigen Anhebung des Rings. Selbst aus dem Bauamt kam offensichtlich schon die Bevorzugung dieser Variante. Leider wird diese wesentlich sinnvollere Lösung ausgeklammert. Warum?

Hinzu kommt natürlich die Frage, warum der Wegfall der Ampel so hervorgehoben wird, wenn hundert Meter weiter am „Pöllinger Kreisel“ der gewonnene Zeitgewinn doppelt verloren geht?

Der angeführte „Überholdruck“ sollte seit Corona neu bedacht werden. Wie groß ist denn der Zeitgewinn tatsächlich? Unsere Messungen und Berechnungen gehen von etwa 30 Sekunden aus!

Und was bekommen wir dafür? Eine deutlich schlechtere Wohnqualität mit all ihren negativen Folgeerscheinungen.

Der „Durchgangsverkehr“ hat die B 299-Umgehung inzwischen voll angenommen, so dass mit einer weiteren Reduzierung des Verkehrs in der Stadt nicht zu rechnen ist. Unseres Wissens liegen keine aktuellen belastbaren Zahlen zum Verkehrsaufkommen vor. Es war lediglich zu beobachten, dass bei der letzten Sperrung der B 299 bei Auto Kölbl und Umleitung des Verkehrs über die St 2240 und die Freystädter Straße der Fernverkehr diese Umleitung voll angenommen hat und nicht auf dem Kurt-Romstöck-Ring weiter fuhr. Also ist dieses Argument aus der Zeit des Beginns der Planungen inzwischen hinfällig.

Es wurde auch angeführt, dass ein dritter Streifen lediglich eine Verbreiterung um vier Meter bedeuten würde. Tatsächlich werden es fast sechs Meter werden durch ein stärkeres Bankett und begleitende Maßnahmen. Die Schneise, die bei Mühlhausen durch den Wald geschlagen wurde, beträgt immerhin etwa 45 Meter!

Ein weiteres Problem des dreistreifigen Ausbaus ist die Schaffung neuer Unfallquellen. Denn beim Anstieg zur Bahnquerung ist die ansteigende Fahrrichtung nur einspurig geplant und ähnlich ist die Situation am Anstieg bei der Querung der Flurstraße. Hier sind Konflikte vorprogrammiert.

Die BI „Genug davon B 299“ unterstützt zudem die Vorschläge der Staufer BI. Aufgrund der Unterschriftenliste ist zu erkennen, dass so ziemlich der gesamte Ort hinter der Arbeit der BI steht und unterschiedliche Meinungen wohl nur darin bestehen, welche Maßnahmen die gewünschte Verkehrsreduzierung durch den Ort bringen und die Lärmbelästigungen reduzieren. Der vorgeschlagene Kreisel wäre die international meist umgesetzte Lösung.

Im Vordergrund der Überlegungen und Planungen sollten nicht minimale Zeitgewinne sein, sondern der Schutz der Anwohner vor dem immer höher werdenden Verkehrslärm. Die Ortsteile Stauf und Woffenbach müssen durch eine effektive Schallschutzwand geschützt werden. Sie wollen nicht noch weitere zehn Jahre warten, bis das Ping-Pong-Spiel zwischen Stadt und Bund zum Ziel führt.

In der CSU-Kreistagsfraktion sind eine Reihe von Bürgermeistern vertreten. Wir fragen uns, ob sie die vorgelegte Planung so ohne weiteres unterstützen würden, wenn sie die Baumaßnahme aus ihrem eigenen Etat bezahlen müssten. Da aber der Bund dafür aufkommt, wird an eine Einsparung wohl nicht gedacht.

Wir von der BI und wohl auch der überwiegende Teil der Neumarkter wünschen sich, dass Politiker und Planer sich endlich mit den vielen Menschen, die sich intensiv mit den Planungen beschäftigt haben, zusammensetzen würden.

10.07.20
Neumarkt: „Mehr Lärm und CO2 “
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